2890 - In den Maschen des World Wide Web
freundlich und fragte nach dem Grund unseres Erscheinens.
»Wir sind vom FBI und würden gerne mit Mister Geddon sprechen«, antwortete Phil.
Sie nickte. »Einen Moment, ich frage gleich nach, ob er im Haus ist.«
Nachdem sie ein paar Tasten gedrückt hatte, telefonierte sie mit jemandem und wandte sich dann wieder uns zu. »Tut mir leid, Mister Geddon ist nicht anwesend. Möchten Sie vielleicht jemanden aus seinem Ressort sprechen oder den Chefredakteur?«
»Ja, möchten wir«, sagte Phil.
Sie telefonierte wieder und sagte dann zu uns: »Jemand aus seinem Ressort wird sich gleich um Sie kümmern. Wenn Sie kurz warten würden …«
»Natürlich«, sagte Phil.
Wir nahmen auf einer in der Nähe befindlichen Couch Platz und warteten. Gut zwei Minuten später kam ein Mann von Mitte vierzig, mit strohblonden Haaren, der einen hellgrauen, leicht zerknitterten Anzug trug.
»Sie sind die Agents vom FBI?«, fragte er uns.
»Ja, die sind wir«, antwortete Phil und stand auf.
»Ich bin Ben Troister. Wir können uns in meinem Büro unterhalten«, sagte er.
Er ging voran und wir folgten ihm die Treppe hinauf in die zweite Etage. Dort ging es zu wie in einem Bienenstock. Gut ein Dutzend Männer und Frauen liefen scheinbar planlos herum.
Troister hatte unsere fragenden Gesichter gesehen. »Wir haben in einer halben Stunde Redaktionsschluss – dann geht die morgige Zeitung in den Druck. Vorher ist hier immer der Teufel los.«
»Ihnen scheint das aber nichts auszumachen«, meinte Phil.
»Das kommt daher, dass mein Artikel schon längst fertig und korrigiert ist«, antwortete er. »Aber je nach Ressort ist das nicht immer möglich. Insbesondere die Anzeigenabteilung bemüht sich immer noch, ein paar Dollar mehr zu verdienen und auch die letzten Aufträge noch unterzubringen. Ist verständlich – davon leben wir schließlich.«
Wir gingen in sein Büro und nahmen Platz.
»So, es geht also um Quentin. Hat er was ausgefressen?«, fragte Troister leicht amüsiert. »Das FBI schickt ja wohl nicht umsonst zwei Agents vorbei.«
»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, antwortete ich. »Wir sind auf ihn gekommen, weil seine Telefonnummer bei einem Fall, den wir gerade untersuchen, aufgetaucht ist. Wissen Sie, wo er sich gerade aufhält?«
Troister schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Aber das ist bei Quentin nichts Besonderes. Er ist nicht die Art Journalist, die jeden Tag um acht im Büro erscheint, ganz und gar nicht. Er taucht gewöhnlich ein paar Wochen unter und zeigt sich dann mit zerrissenem Anzug, abgelaufenen Schuhen und einer tollen Story in der Tasche. Ja, so ist er. Ein Ausnahmetyp eben, aber ein verdammt guter Ermittler von heißen Storys.«
»Wie lange haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«, fragte ich.
Troister überlegte. »Gute Frage, aber ich denke, es ist mindestens zwei Wochen her, dass er hier im Büro war.«
»Und wie sieht es mit telefonischem Kontakt aus? Hat er Sie angerufen? Oder sonst jemanden bei der Zeitungsredaktion?«, fragte ich weiter.
»Also mich auf jeden Fall nicht«, kam die Antwort. »Ich denke, dass er, wenn überhaupt, dann mit unserem Redakteur, Bruce Boxman, in Kontakt war. Aber das müssen Sie ihn fragen, davon habe ich keine Ahnung.«
»Das werden wir«, sagte ich. »Wissen Sie, woran Geddon gearbeitet hat? Hat er irgendetwas gesagt oder schon irgendwelche Texte geschrieben?«
»Sorry, keine Ahnung«, antwortete Troister und zuckte mit den Schultern. »Da bin ich echt überfragt. Ich gehe mal davon aus, dass er an einer heißen Sache dran war, weil er sich so lange nicht gezeigt hat. Aber genau weiß ich das nicht. Das fragen Sie besser den Redakteur – wobei ich nicht weiß, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist – Sie wissen ja, Redaktionsschluss und so.«
»Wir werden das schon mit ihm klären«, erwiderte ich. »Können Sie uns zu seinem Büro bringen?«
Troister nickte. »Klar, warum nicht.«
Er stand auf, ging los und wir folgten ihm.
Eine junge Frau lief mit hektischen Bewegungen und verzerrtem Gesichtsausdruck an uns vorbei und zwei Männer unterhielten sich aufgeregt über irgendein Problem mit dem Layout.
Troister führte uns zu einem Büro, in dem ein Mann hinter einem Schreibtisch saß und von drei Personen – der jungen Frau, die wir gerade gesehen hatten, und zwei anderen Damen – belagert wurde. Der Mann war schätzungsweise Mitte fünfzig, hatte eine Halbglatze und sah schlecht gelaunt aus.
»Na dann, viel Glück«, sagte Troister und
Weitere Kostenlose Bücher