2890 - In den Maschen des World Wide Web
verabschiedete sich.
Es dauerte nur eine halbe Minute, dann war der Redakteur wieder allein in seinem Büro. Gerade als wir eintreten wollten, kam ein Mann angerannt und wollte in das Büro.
Phil hielt ihn auf. »Einen Moment bitte, es dauert nicht lange.«
Wir betraten das Büro des Redakteurs und schlossen die Tür.
Er blickte auf. »Wer sind Sie denn und was wollen Sie?«
Phil zeigte seine Dienstmarke. »Special Agents Cotton und Decker vom FBI New York.«
Bevor der Redakteur aufbegehren konnte, fügte ich hinzu: »Mister Boxman, wir wissen, dass Sie etwas unter Druck stehen, deshalb wollen wir nicht viel von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Wir sind eigentlich hier, um mit Quentin Geddon zu reden. Sein Kollege, Ben Troister, konnte uns nicht sagen, wann sich Geddon das letzte Mal gemeldet hat und woran er gerade arbeitet. Daher sind wir jetzt hier, bei Ihnen.«
»Geddon also«, knurrte der Redakteur und überlegte einen Augenblick, ob er unserer Aufforderung nachkommen oder aufbegehren sollte.
Er entschied sich für den Weg des geringsten Widerstands, was auch in unserem Interesse lag.
»Zu Ihrer ersten Frage: Ich habe seit gut zwei Wochen nichts von Geddon gehört«, antwortete der Redakteur. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass er längere Zeit untergetaucht ist. Allerdings sind zwei Wochen schon recht lang. Und was Ihre zweite Frage betrifft: Er war einer Sache auf der Spur, die mit Internet-Kriminalität zusammenhing. Genauere Informationen habe ich auch nicht. Aber er meinte, es ginge dabei um mehrere Millionen Dollar. Hörte sich interessant an. Aber mehr hat er mir bisher nicht verraten, nicht einmal eine kurze Zusammenfassung seiner bisherigen Recherchen habe ich erhalten.«
»Danke, das reicht uns schon«, sagte ich und drehte mich um, in Richtung Tür.
»Und wieso interessiert sich das FBI für Geddon? Hat er etwas ausgefressen? Oder ist er einer Regierungsverschwörung auf die Spur gekommen?«, fragte der Redakteur.
»Das würden wir auch gerne wissen«, gab ich eine Nichtantwort und verließ zusammen mit Phil sein Büro.
»Das passt doch zusammen«, meinte Phil, als wir das Gebäude verlassen hatten. »Geddon recherchiert als Reporter bezüglich einer Story, die mit Internet-Kriminalität zu tun hat, und verschwindet. Ob er der Typ ist, den das Feuer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt hat?«
»Wäre gut möglich«, sagte ich. »Am besten schauen wir uns seine Wohnung an. Dort finden wir bestimmt ein paar DNA-Proben für einen Vergleich. Dann haben wir Gewissheit.«
»Vielleicht hat er dort auch ein paar Notizen oder Unterlagen bezüglich seiner Recherchen aufbewahrt«, meinte Phil.
»Also nichts wie los«, sagte ich.
***
Quentin Geddons Wohnung befand sich im Süden der Bronx, in einem Bereich, der an Manhattan grenzte und wegen seiner Lage bei den Leuten, die sich die hohen Mieten in Manhattan nicht leisten konnten, dort aber arbeiteten, begehrt war. Das Mehrfamilienhaus mit über zwanzig Wohnungen war von der Bausubstanz her ein wenig heruntergekommen, aber sauber.
Die Wohnung lag im dritten Stock. Auf unser Klingeln reagierte niemand, also war Geddon wahrscheinlich nicht zu Hause.
»Dann will ich mal zur Tat schreiten«, sagte Phil und holte sein Spezialwerkzeug heraus, um die Tür ohne Anwendung von Gewalt zu öffnen.
Als er die Tür genauer in Augenschein nahm, sagte er: »Moment mal, da stimmt was nicht!«
Er drückte gegen die Tür und sie öffnete sich. Jetzt fiel auch mir ein kleiner Riss im Bereich des Schlosses auf. Offenbar hatte sich jemand gewaltsam Zugang zur Wohnung verschafft, das aber gut kaschieren können.
Wir zogen unsere Waffen und schauten in die Wohnung. Es war still und dunkel.
»Mister Geddon? FBI, sind Sie zu Hause?«, fragte ich laut, erhielt aber keine Antwort.
Phil nickte mir zu und wir betraten die Wohnung. Er ging voran, ich folgte.
Es gab zwei Zimmer, ein Bad und eine Küche, das Apartment war also recht übersichtlich und nicht mehr als fünfzig Quadratmeter groß. Innerhalb weniger Sekunden wussten wir, dass die Wohnung leer war.
Aber das war nicht das Einzige, was uns auffiel. Jemand hatte die Wohnung verwüstet. Schubladen waren aus den Schränken gerissen worden, Kleidung, Zeitschriften und andere Dinge lagen verstreut auf dem Boden herum und die Regale waren leergefegt. Im Schlafzimmer waren die Kissen und Matratzen zerschnitten worden. Ganz klar: Hier hatte jemand etwas gesucht.
»Da sind wir wohl zu spät gekommen«, meinte Phil. »So ist
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