2892 - Der Tod kommt nie zu spät
gedacht, sodass wir die Waffen vernünftig bei uns tragen konnten.
***
Irgendwann hatte der Regen eingesetzt, und dann kamen auch noch Sturmböen hinzu. Anfangs reagierten wir extrem nervös, als etwas gegen die Fensterscheiben in Steves Krankenzimmer krachte.
»Der Wind hat mächtig zugenommen. Das war nur ein kleiner Ast, der gegen die Scheibe geflogen ist«, sagte ich.
Seitdem Dennis Vente sich auf seinen Posten im Überwachungsfahrzeug auf dem Parkplatz am Krankenhaus zurückgezogen hatte, waren bereits vier Stunden vergangen. Anfangs hielt mich die Erwartungshaltung wach, aber mehr und mehr breitete sich die Erschöpfung in mir aus.
»Wir haben schon fast ein Uhr morgens. Glaubt ihr, die kommen noch?«, fragte Steve.
Unser Kollege bekam immer noch seine regelmäßige Dosis an Medikamenten, die seinen Widerstand gegen das Einschlafen unterliefen. Steve hatte es sicherlich besonders schwer, die Augen offen zu halten.
»Wenn ich es versuchen wollte, würde ich zwischen zwei und vier Uhr in der Nacht zuschlagen. Dann sinkt erfahrungsgemäß die Konzentrationsfähigkeit der Menschen stark ab«, antwortete ich.
Für diese weise Auskunft erhielt ich lediglich Schweigen als Antwort. Sowohl Steve als auch Phil kannten diese Dinge genauso gut und fanden meinen Hinweis offensichtlich wenig aufbauend.
»Es geht los«, meldete sich Kommissar Vente.
Er hatte uns mit Headsets ausgestattet, damit wir im Funkverkehr ständig mithören und selbst aktiv werden konnten. Seine Stimme holte mich aus einem leichten Dämmerschlaf und ein kurzer Blick auf die Armbanduhr zeigte mir, dass ich fast eine Stunde in diesem Zustand verbracht hatte. Es war fünf Minuten nach zwei, als unser niederländischer Kollege das Eintreffen der Gangster meldete.
»Steve? Phil?«, fragte ich leise.
Beide Kollegen waren hellwach, auch wenn Steve den fest schlafenden Patienten mimte. Ich prüfte automatisch meine Glock und lockerte die verkrampfte Muskulatur. Während Phil den Platz hinter dem Gestell mit den Überwachungsmonitoren als Versteck ausgewählt hatte, musste ich mit dem Schrank vorliebnehmen. Leider gab es in Steves Krankenzimmer kein Badezimmer, da es ausschließlich für bettlägerige Patienten vorgesehen war.
»Na, also. Der Ami schläft den Schlaf des Gerechten. Dann wollen wir ihn doch einmal aus den süßen Träumen holen«, sagte der Maskierte.
Sie waren wieder zu zweit, und der Anführer war der Gangster mit dem auffälligen Wappen auf der Seitentasche seiner Hose. Als er sich übers Bett beugte und Steve gerade einen Schlag ins Gesicht versetzen wollte, drückte der von unten die Mündung der Glock gegen dessen Brustkorb.
»Der Ami schläft aber gar nicht. Hände hoch und langsam vom Bett wegtreten«, sagte Steve.
Der Gangster war zwar zuerst erstarrt, doch dann reagierten er und auch sein Kumpan unglaublich abgebrüht.
»Stopp!«, brüllte ich.
Phil und ich waren in Position gegangen, um den Gangstern endgültig die Lust zu einem Angriff zu nehmen. Als ich sah, wie der Anführer blitzschnell die Waffe aus Steves Hand schlug, rief ich ihn an. Sein Kumpan feuerte durch den Stoff seiner Jackentasche auf Phil, traf jedoch nur einen der Monitore. Vom Gang her näherten sich schwere Stiefelschritte. Die Beamten des Sondereinsatzkommandos wollten zugreifen, was den beiden Gangstern nicht entging.
»Weg hier!«, rief der Anführer.
Ganz am Rande registrierte ich, dass beide Männer sich der englischen Sprache bedienten. Während Steves Glock auf den Boden aufschlug, wirbelte der Anführer herum und trat mir mit einem Sichelstoß gegen das rechte Knie. Er führte ihn extrem schnell und präzise aus, weshalb ich nur bedingt ausweichen konnte.
»Achtung, Phil!«, rief Steve.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Tür zum Krankenzimmer aufflog und ganz in Schwarz gekleidete Einsatzkräfte eindrangen. Der Anführer hatte sich mit einem gewagten Sprung durch die geschlossene Fensterscheibe abgesetzt, was angesichts der Höhe nicht ohne erhebliche Verletzungsgefahr möglich war. Bis zum Boden mussten es mehr als fünfzehn Fuß sein, was selbst für einen sehr gut trainierten Mann als gefährliche Höhe einzustufen war. Der zweite Angreifer hatte sich in einen zähen Nahkampf mit Phil eingelassen und bewies ähnliches Können wie der Anführer.
»Polizei! Stellen Sie den Widerstand ein!«
Drei der Beamten des Sondereinsatzkommandos rangen den sich wild wehrenden Mann schließlich zu Boden und legten ihm Hand- und Fußfesseln an.
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