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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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mitzuteilen, dass Ihre Tochter Gillian heute am frühen Morgen in South Brooklyn tot aufgefunden wurde.«
    Adrian O’Farrells Augen weiteten sich, und sein Blick ging durch uns hindurch. Er öffnete den Mund und bekam ihn nicht wieder zu. Und er brachte kein einziges Wort hervor.
    »Drogen?«, fragte Mary O’Farrell in die entstehende Stille. »Hat sie sich damit umgebracht? Mit einer Überdosis?«
    »Nein«, antwortete ich. »Möglicherweise war es ein Unfall.« Die schlimmste aller Nachrichten war noch nicht bestätigt. Solange das der Fall war, konnten wir versuchen, die Eltern wenigstens in dieser Hinsicht zu schonen – bis sie den ersten Schock halbwegs überwunden hatten. Von dem Mordverdacht würden sie ohnehin erfahren, sobald die Medien zu berichten begannen.
    »Leider …«, sagte Phil gedehnt, »müssen wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen.«
    Adrian O’Farrell sah aus, als erwachte er. »Oh, entschuldigen Sie«, erwiderte er hastig. »Bitte kommen Sie herein.« Mit einer einladenden Handbewegung eilte er voraus und führte uns in ein einfach, aber gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit gerahmten Andy-Warhol-Drucken an den Wänden.
    Während wir uns setzten, verschwand Mary O’Farrell nebenan, offenbar in der Küche, wie das Klappern von Geschirr anzeigte. Gleich darauf trug sie ein Tablett herein und verteilte wortlos Kaffeetassen, Zuckerdose, Milchkännchen. In der Küche setzte das Gurgeln der Kaffeemaschine ein. Mary ließ sich neben ihrem Mann auf dem Sofa nieder und senkte den Kopf. Trotzdem war nicht zu übersehen, dass sie geweint hatte.
    »Mistress O’Farrell«, sagte ich behutsam. »Sie sprachen von Leuten, mit denen sich Ihre Tochter Gillian eingelassen hat. Was für Leute waren das?«
    Sie hob den Kopf. Es schien, als hätte sie meine Frage nicht verstanden, denn sie vergewisserte sich: »Sie trinken doch Kaffee? Oder lieber Tee?«
    »Gerne Kaffee«, antwortete ich.
    »Auch für mich«, sagte Phil. »Aber Sie müssen sich keine Umstände …«
    Sie schien auch ihn nicht zu hören. »Erzähl du es«, bat sie, legte ihrem Mann die Hand auf den Unterarm und erhob sich.
    »Natürlich, wie du meinst«, erwiderte er heiser, während sie in die Küche zurückkehrte. Er atmete tief durch, hob die Hände ein Stück und ließ sie wie kraftlos auf seine Oberschenkel fallen. Dann faltete er die Hände auf dem Tisch und sah Phil und mich beim Sprechen abwechselnd an. »Es ist eine sehr merkwürdige Situation, Gentlemen, und ein sehr merkwürdiges Gefühl. Wissen Sie, ich kann Mary nicht widersprechen. Nur – sie war felsenfest davon überzeugt, dass es mit Gillian einmal ein schlimmes Ende nehmen würde. Ich dagegen habe immer daran geglaubt, dass sie eines Tages zu uns zurückkehren würde. Aber nun hat Mary recht behalten, und wir machen eine Erfahrung, die Eltern zu ihren Lebzeiten niemals machen möchten. Leider war es vorhersehbar, da muss ich Mary nun doch beipflichten. Aber wenn wir beide auf Sie, Gentlemen, den Eindruck machen, als würden wir einfach so zur Tagesordnung übergehen, dann … dann … ist das …« Er suchte vergeblich nach Worten.
    »Wir haben diesen Eindruck nicht«, sagte ich, und Phil schüttelte zustimmend den Kopf.
    Adrian O’Farrell schien in Gedanken zu versinken. Doch dann erklärte er in plötzlicher Bestimmtheit: »Deana ist an allem schuld. Deana hat Gillian auf dem Gewissen.«
    ***
    Wir saßen wie vom Donner gerührt.
    »Wer ist Deana?«, fragte Phil.
    »Eine falsche Freundin«, antwortete Mary O’Farrell, die den Kaffee hereinbrachte. Sie blieb am Tisch stehen und schenkte ein.
    »Deana Shubert«, präzisierte ihr Mann. »Eine Kommilitonin. Beide studierten an der New York University.« Er lächelte mit einem Anflug von Bitterkeit. »Die Vergangenheitsform gilt für beide. Deana hatte schon damals ihr Studium vernachlässigt, und ihre negative Einstellung zum Studium war nicht der einzige schlechte Einfluss auf Gillian.«
    »Gillian hat Deana bewundert«, sagte Mary und nahm wieder ihren Platz auf dem Sofa ein. »Sie hat sie regelrecht verehrt. Man könnte sogar sagen, sie war Deana hörig.« Sie bemerkte unsere hochgezogenen Augenbrauen und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es war keine lesbische Beziehung.«
    »Im Gegenteil«, ergänzte Adrian. »Die beiden haben gemeinsam Jagd auf Kerle gemacht. Allerdings wiederum auf die falschen Kerle.«
    Mary O’Farrells Kaffee war stark, schwarz und ausgesprochen gut. Wir setzten unsere Tassen

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