Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2895 - Zeugen leben nicht lange

2895 - Zeugen leben nicht lange

Titel: 2895 - Zeugen leben nicht lange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
in Garths Leben scheinbar überhaupt nichts Bemerkenswertes ereignet hatte.
    »Das sieht nicht so aus, als wenn du Erfolg gehabt hättest«, meldete sich Phil.
    Ich räumte es ein und gab mir einen Ruck. Mein Finger schwebte bereits über der Taste, mit der ich das Datenblatt schließen konnte, als mir der Name auffiel. Es gab doch etwas Ungewöhnliches im Leben von Thomas Garth.
    »Garth war mit Salvatore di Razzo befreundet«, sagte ich.
    So dünn dieser Faden auch war, Garth und der italienische Konsul waren grundverschiedene Menschen. Was hatte sie zusammengeführt?
    »Di Razzo? Hängt er mit der Mafia zusammen?«, fragte Phil.
    Das wäre natürlich ein deutlicher Hinweis gewesen, aber so etwas hätten unsere Kollegen natürlich niemals übersehen.
    »Nein, er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und Konsul von Italien«, antwortete ich.
    Mein Partner teilte zwar meine Auffassung, dass eine Freundschaft zwischen di Razzo und Thomas Garth ungewöhnlich war, aber mehr auch nicht.
    »Du willst jetzt aber nicht allen Ernstes den Konsul aufsuchen und dich nach Garth erkundigen, oder?«, fragte Phil.
    Angesichts fehlender Alternativen blieb mir nur dieser Weg. Ich telefonierte mit dem Sekretariat des Konsuls und bat um einen baldigen Termin. Man bot mir ein Treffen am späten Nachmittag in den Räumen des Konsuls in der Fifth Avenue an. Ich sagte zu und informierte Phil über den Termin.
    »Das dürfte ein sehr aufschlussreiches Gespräch werden«, sagte er.
    Ich schaute ihn forschend an, ohne den Inhalt dieser Antwort völlig erfassen zu können. Es war aber nicht Phils Art, sich durch versteckte Botschaften auszudrücken, weshalb ich mir keine weiteren Gedanken machte. Als es so weit war, begleitete er mich, ohne Protest einzulegen.
    »So oder so scheint es tatsächlich die letzte Möglichkeit zu sein«, sagte er frustriert.
    ***
    Das Gespräch verlief in freundlicher offener Atmosphäre. Salvatore di Razzo war ein eloquenter Mann, der seine hohe Position nicht übermäßig betonte.
    »Thomas Garth? Der Name kommt mir irgendwie vertraut vor. So als wenn ich ihn vor langer Zeit schon einmal gehört hätte«, sagte er.
    Als ich ihn auf die gemeinsame Zeit an der Universität ansprach, hellte sich di Razzos Miene schlagartig auf.
    »Ja, natürlich. Wir nannten Tom immer nur die Eule«, sagte er.
    Er holte schließlich sogar das Jahrbuch der Universität heraus, um uns alte Fotografien zu zeigen. Die riesige Hornbrille stand Thomas Garth wahrlich nicht und erklärte den Spitznamen, den ihm seine Kommilitonen verpasst hatten.
    »Wir hatten kaum Berührungspunkte, Agent Cotton. Eigentlich ist er mir nur selten über den Weg gelaufen, und dabei haben wir höchstens einige Minuten miteinander geredet«, erklärte der Konsul.
    Insgesamt brachte das Treffen weit weniger ein, als ich mir erhofft hatte. Phil kommentierte es nicht weiter, und dennoch spürte ich seine Enttäuschung, dass mich mein Instinkt in dieser Sache offenkundig im Stich gelassen hatte.
    »Ich erledige noch einige Telefonate«, sagte ich später.
    Während mein Partner sich weiterhin mit allen Fakten jedes der einzelnen Opfer aus dem Safe House vertraut machte und anschließend auch noch die getöteten Kollegen durchleuchten wollte, rief ich zunächst in der Universität an. Dort erhielt ich die private Telefonnummer eines Professors, der damals als Doktorand in Yale auch di Razzo und Thomas Garth gekannt haben sollte.
    »FBI. Special Agent Cotton. Es geht um eine Bestätigung, mehr nicht«, erklärte ich.
    Der Professor hörte sich mein Anliegen an und musste zum Glück nicht lange nachdenken, um die gewünschten Informationen zu liefern. Zunächst schien er lediglich die Angaben des Konsuls zu bestätigen, doch dann wurde ich auf einmal hellhörig.
    »Dann waren di Razzo, Thomas Garth und Luca Guerneri enger befreundet?«, hakte ich nach.
    Ich notierte mir den dritten Namen und lauschte auf die Antwort des Professors. Ich bedankte mich kurz darauf für seine Hilfe und lehnte mich überrascht zurück. Es war zwar nur eine winzige Abweichung, trotzdem machten mich die sehr unterschiedlichen Darstellungen der Beziehungen doch stutzig.
    »Augenscheinlich bist du auf etwas gestoßen. Was ist es?«, fragte Phil.
    Er hatte seine Arbeit unterbrochen und schaute mich neugierig an.
    »Der Konsul hat seine Beziehung zu Garth als sehr oberflächlich bezeichnet. An der Universität hat man es aber völlig anders empfunden. Es gab neben di Razzo und Garth noch

Weitere Kostenlose Bücher