2895 - Zeugen leben nicht lange
verschiedenen Aufträgen, die unser Chef verteilte.
»Dann hoffen wir nur, dass Ortega wirklich etwas zu erzählen hat«, sagte Phil.
Wir betraten gerade die gut bewachte Station, auf der der Vizedirektor der Stadtverwaltung sich von seinen Verletzungen erholte. Der Cop prüfte unsere Ausweise sehr gründlich, bevor er die Tür zum Krankenzimmer freigab.
»Hallo, Mister Ortega. Schön, dass Sie endlich zur Vernunft kommen«, grüßte ich den Verletzten.
Ich erwartete halbwegs, dass der Vizedirektor uns lediglich einige Brocken hinwerfen würde, um dadurch einen Deal mit der Staatsanwaltschaft in die Wege zu leiten. Doch Hector Ortega überraschte mich erfreulicherweise.
»Ich will nicht das nächste Opfer dieser Killertruppe werden, Agent Cotton. Mir ist mein Leben lieber als ein gut gefülltes Bankkonto«, antwortete Ortega.
Phil und ich zogen uns jeweils einen Besucherstuhl ans Bett und forderten den Vizedirektor auf, uns seine Geschichte zu erzählen. Was anfangs recht gut klang, endete in einer Enttäuschung.
»Das kauft Ihnen kein Richter ab, Ortega. Sie wollen nur einige Schmiergelder kassiert haben? Der Anschlag sollte dazu dienen, die wirklichen Dimensionen Ihrer Korruption zu verschleiern! Glauben Sie wirklich, dass nach dem Tod der Killerin keine Gefahr mehr droht?«, fragte ich.
Ich hatte so eine Ahnung, was für ein verdrehter Gedankengang hinter Ortegas Teilgeständnis stecken mochte. Phil und ich waren aber nicht gekommen, um uns mit einem korrupten Vizedirektor auf ein dummes Spiel einzulassen.
»Damit kommen Sie nicht durch, Ortega! Wir werden Ihnen jeden Betrugsfall einzeln nachweisen und darlegen, welchen Vorteil Ihnen der Tod von Derek Storm einbringt. Das bricht Ihnen das Genick, und da Ihr Teilgeständnis rein egoistische Gründe hatte, belastet es Ihre Person umso mehr«, sagte ich wütend.
Hector Ortega wurde immer nervöser und hob abwehrend den unverletzten Arm in die Höhe. In seinen dunklen Augen konnte ich nackte Angst lesen und spürte leichte Zweifel in mir aufkommen.
»Ich kann alles offenlegen, Agent Cotton. Sie erhalten eine dezidierte Aufstellung jeder einzelnen Summe und dazu auch alle Empfänger in der Verwaltung. Ich packe umfassend aus, aber ich kann doch keinen Mord gestehen, für den ich nicht verantwortlich bin!«, stieß er hervor.
Ich schaute zu Phil, der offensichtlich ähnlich unsicher war wie ich. Konnte es sein, dass der Korruptionsfall und der Überfall im Safe House nicht zusammenhingen? Hector Ortega verfügte sicherlich über ausreichend kriminelle Energie für Korruption, aber auch für einen derartig ausgeklügelten Anschlag?
»Sie haben mich nicht überzeugt, Ortega. Ein Teil des Korruptionsgeldes stammt aus dem organisierten Verbrechen. Dadurch hatten Sie Zugang zu Killern und konnten ohne Weiteres einen Mordauftrag erteilen«, sagte ich.
Es war ein Bluff, und da Ortega nicht wusste, wie viel wir bereits über die Korruption wussten, konnte es durchaus klappen.
»Geld aus dem organisierten Verbrechen? Nein, niemals! Wir haben lediglich Firmenaufträge verteilt und dafür Geld angenommen. Keines der Unternehmen gehört zu einer kriminellen Organisation«, widersprach Ortega.
Es war offensichtlich, dass er das glaubte. In seiner Welt gab es keine Vermischung von legalen und illegalen Unternehmen. So langsam fing ich an, diesem Vizedirektor seine Geschichte abzukaufen. Die endgültige Entscheidung darüber würde erst nach ausgiebigen Vernehmungen fallen, aber meine Einschätzung stand fest.
»Na, schön. Vorerst glauben wir Ihnen, Ortega. Sie werden von uns beschützt und können Ihre Aussage im Laufe des Tages bei Kollegen ablegen«, sagte ich.
Ich hatte mir sehr viel mehr von diesem Besuch versprochen und war daher in Gedanken versunken, während Phil und ich zum Jaguar gingen. Nachdem wir den Parkplatz erreicht hatten und eingestiegen waren, fuhr ich nicht sofort los. Ich starrte eine Weile ins Leere, bis Phils Stimme mich aus meinen Gedanken riss.
»Wenn du nur Trübsal blasen möchtest, kannst du das auch im Büro machen. Das wäre bequemer als im Wagen«, sagte er.
Auch wenn es mir ausgesprochen schwer fiel, ich musste den Fehlschlag dieser Ermittlung einsehen. Das Korruptionsnetzwerk innerhalb der Verwaltung steckte nicht hinter dem Anschlag auf das Safe House.
»Wir müssen noch einmal ganz von vorne anfangen, Phil. Wer könnte noch hinter dem Anschlag stecken, der über die erforderlichen Mittel verfügt? Wenn nicht Derek Storm der
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