2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
definitiv ein besseres Startkapital als die Hälfte, dachte Waters. Und da Keele erst in einigen Tagen von seiner Vortragsreise zurückkehren würde, könnte er relativ gefahrlos ein zweites Mal einsteigen. Serum war noch da, das war kein Problem, auch wenn es noch verunreinigter war als die Proben, die er entwendet hatte.
»Also gut. Aber ich will das Geld vorher haben.«
Mullvaney lachte laut auf. »Wir kaufen doch nicht die Katze im Sack.« Mullvaney beugte sich zu Waters hinunter und sprach direkt in sein Ohr. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie besorgen das Serum, und anschließend bekommen Sie die Kohle. Keele ist doch noch immer auf Kongressreise, oder?«
Waters nickte. »Und die Übergabe findet wieder vor dem Kodak Theatre statt?«, fragte Waters nach.
»Wo immer Sie wollen«, antwortete Mullvaney. »Haben Sie noch die Nummer, die sie nach dem ersten Einbruch angerufen haben?«
Waters nickte.
»Gut. Rufen Sie an, wenn Sie das Serum haben. Einverstanden?«, fragte Mullvaney.
Waters musste nicht mehr lange nachdenken. »Einverstanden.«
Und danach leg ich dich um, dachte Mullvaney.
***
Mullvaney saß im Sparks Steak House in der 46th Street und ließ sich ein Sirloin Steak mit einer Baked Potato schmecken. Danach ging er zur Autowerkstatt Hendson Bros . Der Laden war die erste Adresse in New York, um seinen Wagen stylen zu lassen.
Sein Cadillac stand auf dem Parkplatz vor der Werkstatt und war kaum wiederzuerkennen. Er sah aus wie neu. Der vordere Teil des Wagens war weiß lackiert, der hintere Teil feuerrot. Und überall blitzte Chrom. Mullvaney war mehr als zufrieden. Nachdem er bezahlt hatte, setzte er sich auf die mit rotem Samt bezogenen Schalensitze und startete den Motor. Der Cadillac schnurrte wie ein Kätzchen, dem man über den Rücken strich. Was für ein geiles Gefühl, dachte Mullvaney. Der nächste Wagen, den ich hier aufarbeiten lasse, ist ein Mercedes S 500. Aber noch gehört der einem anderen. Und den rief er jetzt an, während er auf die Second Avenue abbog und den Motor zum Singen brachte.
»Ich bin jetzt auf dem Weg in die Firma«, sagte Mullvaney. »Wie sind die Interviews gelaufen?«
»Wie geplant.« Belding stand am Fenster seines Arbeitszimmers. Er öffnete eine Weltkugel und entnahm ihr eine Kristallkaraffe. »Alle haben die Fragen des renommierten Journalisten Edward Belfour umfassend und wahrheitsgetreu beantwortet«, sagte Belding süffisant. »Ich habe sehr hübsche Informationen erhalten.« Belding goss sich aus der Karaffe einen Whiskey in ein Glas mit Eiswürfeln. »Ich habe vom Kokainkonsum des Aufsichtsrats eines der größten amerikanischen Technologiekonzerne erfahren. Und von Bordellbesuchen eines ambitionierten Politikers, der eines der größten Unternehmen leitet, die im NASDAQ gelistet sind. Und als besonderen Bonus erzählt mir doch jemand von der AIDS-Infektion eines Politikers, der aus einem Unternehmen in die Position des Regierungssprechers gewechselt war.«
Mullvaney schüttelte ungläubig den Kopf. »Dann hat das also wirklich funktioniert.«
»Und wie es funktioniert hat«, sagte Belding und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. »Das Serum ist Gold wert. Pures Gold. Ich habe genug Material, um richtig abzusahnen. Sie müssen zahlen. Wenn sie nicht zahlen, sind sie erledigt.«
***
Giordano hatte viele Talente. Eines davon war die Schauspielerei. Als er uns die Tür seines Anwesens öffnete, setzte er ein erstauntes Gesicht auf.
»Gentlemen, was verschafft mir die Ehre Ihres überraschenden Besuchs?«, fragte er übertrieben freundlich und bat uns mit einer ausladenden Handbewegung einzutreten. Nachdem wir Giordanos Anwalt im Foyer begegnet waren, wurden wir vom Hausherrn in den Wohnbereich geführt. Albert Nettles folgte mit einigem Abstand.
Giordano wirkte frisch geduscht und trug einen perfekt sitzenden Designeranzug.
»Sagen Sie, Mister Giordano, Sie wussten doch, dass wir kommen, oder?«, fragte Phil provokant.
»Nein, wie sollte ich?«, antwortete Giordano mit dem Ausdruck puren Erstaunens auf dem Gesicht.
Ich runzelte die Stirn. »Vor der Tür stehen zwei Kleiderschränke, und das mitten in der Nacht, und Ihr Rechtsanwalt rennt im Foyer herum. Und Sie sind überrascht, dass wir hier sind?«, fragte ich erstaunt.
»Die Anwesenheit meines Anwalts ist rein privater Natur«, erläuterte Giordano freundlich.
Der Rechtsanwalt hatte nun ebenfalls das Wohnzimmer betreten. »Sie sollten wissen, dass mein Klient gegen meinen
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