2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
ausdrücklichen Rat mit Ihnen spricht und dass ich …«, begann Nettles.
»Danke, keine weiteren Fragen«, sagte Phil lakonisch.
»Man hört, Agents vom FBI würden im Zweifelsfall Befragungen auch mit dem Mittel körperlicher Gewalt durchführen«, sagte Giordano mit gespielter Besorgnis. »Und irgendwie hatte ich es im Gespür, dass Sie beide mich heute Abend noch besuchen würden. Deshalb habe ich vorsorglich meinen Rechtsbeistand gebeten vorbeizuschauen.«
Ich lächelte. »Körperliche Gewalt? Solche Befragungstechniken sind doch eher in Ihrer Branche üblich.«
Giordano hob abwehrend die Arme.
»Wir haben Ihren Wagen sichergestellt«, teilte ich Giordano mit.
»Meinen Wagen?« Giordano blickte mich ungläubig an. »Das muss ein Irrtum sein. Ich habe lediglich einen Wagen. Einen Bentley Continental, Baujahr 1969. Er steht vor der Tür, wenn Sie sich vergewissern wollen«, sagte Giordano mit Unschuldsmiene.
»Lassen wir die Spielchen, Giordano«, sagte Phil scharf. »Wir werden den Thunderbird auf DNA-Spuren untersuchen lassen. Und ich bin sicher, dass unsere Drogenspürhunde fündig werden. Wenn wir dann Ihre DNA im Fahrzeug finden, sind Sie dran.«
Nettles öffnete den Mund, aber Giordano gebot ihm mit einer Geste zu schweigen. »Selbst wenn Sie meine DNA im Wagen finden sollten, wovon ich nicht ausgehe, dann deutet es lediglich darauf hin, dass ich irgendwann einmal in dem Wagen gefahren bin. Möglicherweise wurde ich von dem Fahrer des Wagens mitgenommen. Oder ich habe mir den Wagen in den letzten Wochen ausgeliehen, falls Sie Spuren am Lenkrad oder auf dem Fahrersitz finden sollten.«
Giordano ließ sich auf eine Ledercouch fallen, die vermutlich ein Vermögen gekostet hatte. »Ob der Halter des Fahrzeugs auch Drogen transportiert hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Sollte dem aber so sein, dann hoffe ich, dass ihn die volle Härte des Gesetzes trifft.«
Phil hatte einen anderen Wunsch: nämlich dass Giordano die volle Härte seiner Faust traf. Ich sah, was in ihm vorging. »Wenigstens haben wir die Drogenküche hochgenommen«, sagte ich provozierend. »Das dürfte für den Betreiber sehr ärgerlich sein, schließlich muss er einiges in das Unternehmen investiert haben.« Giordano ließ sich nicht provozieren. Leider.
»Wenigstens ein kleiner Erfolg für das FBI«, sagte Giordano lächelnd.
»Komm, Jerry, wir verschwenden hier unsere Zeit.« Wir drehten uns um und gingen zur Tür.
»Lassen Sie mich doch bitte wissen, wenn Sie das Schwein gefunden haben, das dort Drogen hergestellt hat«, rief uns Giordano nach. »Ich könnte dann wieder ruhiger schlafen.«
Der Türrahmen bebte, als Phil die Tür geschlossen hatte. Die beiden Gorillas schauten uns desinteressiert an. Und das war auch gut so.
***
Lieutenant Pedroza fuhr nun schon seit fast zwanzig Jahren mit dem Fahrrad von seinem Apartment in der Sutton Area zum 17th Precinct in Midtown Manhattan. Zu Beginn seiner Dienstzeit war es noch lebensgefährlich gewesen, mit dem Fahrrad durch Manhattan zu fahren. Mittlerweile hatte die Stadt einiges getan, um New York auch für Fahrradfahrer attraktiver zu machen.
Heute war Pedroza eine andere Strecke gefahren. Er überquerte die Federal Plaza, schob sein Fahrrad auf den Fußweg und schloss es an einen Fahrradständer an. Dann trat er in das Gebäude und nahm sein Handy zur Hand.
»Agent Cotton?«
»Ja. Mit wem spreche ich?«
»Sie sprechen mit Lieutenant Juan Pedroza vom 17th Precinct. Wir hatten vor kurzer Zeit schon einmal miteinander zu tun, erinnern Sie sich?«
»Sie haben offensichtlich ein besseres Gedächtnis als ich.« Der Name Pedroza kam mir bekannt vor, doch ich konnte ihn mit keinem konkreten Ereignis in Verbindung bringen.
»Lieutenant Pedroza«, antwortete ich. »Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
»Nicht so wichtig. Wichtig ist, dass gestern Nacht zwei Menschen im Beth Israel Medical Center gestorben sind. Die Klinikleitung hat uns als zuständiges Precinct informiert. Beide starben infolge der Einnahme von Natrium-Thiopental«, erläuterte Pedroza.
Phil machte mir von seinem Schreibtisch aus ein Zeichen, und ich stellte auf dem Telefon die Lautsprecherfunktion ein, damit er mithören konnte.
»Und bei dieser Substanz handelt es sich vermutlich um eine Droge«, stocherte ich im Dunkeln.
»Ganz richtig. Aber keine, die man einnimmt, um sich zu berauschen«, sagte Pedroza.
»Ich fürchte, ich verstehe noch immer nicht ganz genau, was das alles mit mir zu tun
Weitere Kostenlose Bücher