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2897 - Tödlich rauschen die Wälder

2897 - Tödlich rauschen die Wälder

Titel: 2897 - Tödlich rauschen die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
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sehen konnten. In der Nacht weiterzumarschieren war nicht ratsam. Daher entschlossen wir uns bald darauf, Rast zu machen.
    Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für unser Nachtlager sah ich in der Ferne einen Lichtschimmer. Ein gleichmäßiges Licht, wie von einer Laterne, nicht von einem Feuer.
    »Sagtest du nicht, die nächste Siedlung würden wir erst in drei Tagen erreichen?«, fragte ich Phil.
    »Stimmt«, erwiderte er. »Auf der Karte ist nichts eingezeichnet. Vielleicht ein Zeltlager. Schauen wir doch nach.«
    Da es immer dunkler wurde, kamen wir zwar nicht so schnell wie am Tag, aber immerhin einigermaßen zügig und sicher voran.
    »Da, da ist es«, sagte Phil. »Das sieht aber nicht nach einem Zeltlager aus.«
    Er hatte recht. Vor uns befand sich eine kleine Siedlung, die aus mehreren Holzhütten bestand.
    ***
    »Offenbar haben wir Glück«, meinte Phil. »Vielleicht hat da unten jemand ein Funkgerät oder ein Satellitentelefon, mit dem wir die hiesige Polizei rufen können. Und vielleicht gibt es dort auch einen saftigen Braten.«
    Ich musste grinsen. »Wir sollten nicht zu viel erwarten. Eine Kommunikationsmöglichkeit wäre schon nicht schlecht. Schauen wir mal, was wir vorfinden.«
    Wir näherten uns den Hütten. Nur eine von ihnen war beleuchtet. Entsprechend gingen wir auf sie zu. Schon von außen konnten wir erkennen, dass sich drinnen mehrere Menschen befanden.
    Wir stellten unsere Rucksäcke an der Hauswand ab, dann klopfte Phil, um die Leute nicht zu erschrecken. Anschließend traten wir ein.
    Die Hütte bestand, wie es schien, nur aus einem großen Raum. In ihm befanden sich zwei längliche Tische, eine Kochstelle und eine Art Bar. An den Wänden hingen mehrere Geweihe. Einen gemauerten Kamin gab es auch, er war aber nicht in Betrieb. Das Licht kam von ein paar Gaslampen, die im Raum verteilt hingen.
    An den Tischen saßen gut ein Dutzend Leute, alles Männer. Als wir eintraten, schauten sie uns schweigend an. Es sah aus, als wären sie gerade noch ins Gespräch vertieft gewesen und hätten bei unserem Erscheinen abrupt innegehalten. Die Stimmung, die uns entgegenschlug, war merkwürdig. Normalerweise hätte ich hier draußen eine gewisse Gastfreundschaft erwartet. Aber davon war nichts zu spüren. Die meisten Männer musterten uns argwöhnisch, andere neugierig. Allen war anzusehen, dass sie nicht mit Gästen gerechnet hatten.
    »Guten Abend«, brach Phil das Schweigen. »Gemütlich haben Sie’s hier.«
    »Guten Abend«, entgegnete ein Mann von Ende dreißig, der an der Bar stand.
    Er hatte mittelblondes Haar, war gut einen Meter neunzig groß und durchtrainiert. Ansonsten war sein Gesichtsausdruck schwer einzuschätzen, ich glaubte aber neben einer vorsichtigen und ablehnenden Grundhaltung eine gewisse Neugier wahrzunehmen.
    »Was führt Sie in diese verlassene Gegend?«, fragte der Mann.
    »Ein mehrtägiger Wanderausflug«, antwortete ich. »Wir wollten hier in der Gegend unser Nachtlager aufschlagen und haben dann das Licht gesehen. Na, und da dachten wir, dass es nett wäre, hier in der Wildnis ein wenig Zivilisation anzutreffen.«
    Er nickte. »Ja, das kann ich verstehen. Manch ein Stadtmensch, der sich ein paar Tage hier draußen aufhält, wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder in den Schoß der Zivilisation zurückzukehren – ohne wilde Tiere, Ameisen, die überall herumkrabbeln, und all die anderen kleinen Unannehmlichkeiten, die das Leben in der Wildnis einem bescheren kann. Von wo kommen Sie denn?«
    »Aus New York«, antwortete Phil. »Wir sind also echte Großstadtmenschen.«
    Unser Gesprächspartner verzog keine Miene. »Ja, das kann man sagen. Ist schon was anderes hier, keine Wolkenkratzer, sondern nur Bäume, Bäche, Berge und Täler. Da muss man sich erst mal dran gewöhnen.«
    »In der Tat«, sagte ich und schaute mich um.
    »Haben Sie vor, länger hier in der Gegend zu rasten, oder wollen Sie schnell weiter?«, war die nächste Frage, die er uns stellte.
    »Wir hatten überlegt, uns hier eine Zeit lang herumzutreiben«, sagte ich, um die Reaktion unseres Gesprächspartners zu testen, und fuhr dann fort: »Allerdings haben wir uns letztlich entschieden schnell weiterzuziehen und unserem ursprünglichen Plan zu folgen.«
    Als ich ihm sagte, dass wir bleiben wollten, schien ihm das zu missfallen, obwohl er sich bemühte, sich das nicht anmerken zu lassen.
    Außer dem Mann, mit dem wir sprachen, schienen die Leute hier nicht sehr gesprächig zu sein. Vielleicht konnten

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