2897 - Tödlich rauschen die Wälder
sie mit Fremden nicht so gut. Aber mein Instinkt sagte mir, dass ihre Schweigsamkeit einen anderen Grund hatte. Irgendetwas stimmte mit den Leuten nicht. Aber was?
»Wie heißen Sie?«, fragte unser Gesprächspartner und schaute mich mit durchdringendem Blick an.
»Jerry Carter«, antwortete ich fast automatisch.
Irgendetwas sagte mir, dass es besser war, nicht meine wahre Identität preiszugeben.
Phil hatte offenbar das gleiche Gefühl oder er spielte einfach nur mit, als er sagte: »Phil Dexter.«
»Mein Name ist Thomas Marley«, sagte unser Gesprächspartner. »Ich bin hier quasi für die Bewirtung zuständig.«
»Also ein Wirt in der Wildnis, abseits der Zivilisation«, bemerkte Phil.
»Kann man so sagen«, erwiderte Marley.
Einer der Männer, der in der Ecke des Raumes saß und dessen Gesicht vom Schein der Gaslampen kaum erfasst wurde, gab Marley ein Zeichen und bedeutete ihm, zu ihm herüberzukommen.
Marley ging zu ihm und die beiden unterhielten sich kurz, wobei sie so leise flüsterten, dass ich nicht mitbekam, worum es ging.
Dann kam Marley zu uns zurück. Sein Gesichtsausdruck erschien etwas freundlicher.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er.
»Gerne«, antwortete Phil.
Marley nickte. »Wir haben auch was zu essen, ist aber nichts Besonderes. Steak und Bohnen.«
»Da sage ich auch nicht Nein«, meinte Phil. »Mein Magen knurrt schon eine ganze Weile.«
Marley deutete auf zwei etwas abseits von den anderen stehende Stühle. »Nehmen Sie doch Platz, ich serviere Ihnen was.«
Wir kamen seiner Aufforderung nach. Er brachte uns Bier und anschließend etwas zu essen.
Die anderen Männer im Haus sprachen immer noch recht wenig, und wenn, dann sehr leise. Ein Blick von Phil sagte mir, dass ihm das auch verdächtig vorkam. Aber wir ließen uns nichts anmerken und taten so, als ob das Essen das Wichtigste für uns wäre, während wir unsere Ohren offen hielten.
»Sie sehen müde aus«, sagte Marley. »Möchten Sie heute bei uns übernachten? Wir haben noch ein Zimmer frei.«
»Das wäre klasse«, erwiderte Phil. »Mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.«
»Es ist nichts Besonderes«, meinte Marley. »Sie sollten also nicht zu viel erwarten. Aber immerhin ein Bett.«
»Wird auf jeden Fall besser sein als unsere Schlafsäcke und Iso-Matten«, bemerkte Phil.
Marley nickte.
Ich schaute ihn an. »Gibt es eine Möglichkeit, von hier zur Außenwelt zu kommunizieren? Haben Sie vielleicht ein Funkgerät oder ein Satellitentelefon?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das würde ich Ihnen gerne anbieten, aber das Teil ist kaputt. Kann man leider nichts machen.«
»Wenn Sie wollen, kann ich es mir mal anschauen, vielleicht finde ich den Fehler«, bot Phil an.
Marley winkte ab. »Nein, nicht nötig. Einer unserer Männer ist Elektronikspezialist und der hat sich das schon angeschaut. Irgendein Teil ist kaputt gegangen, das wir nicht hier haben. Da kann man nichts machen.«
»Schade«, meinte Phil. »Aber wenn’s nicht geht, dann geht’s halt nicht.«
Wir setzten unser Essen fort. Nach und nach verließen die anderen Männer die Hütte und verschwanden draußen in der Dunkelheit.
»Wenn’s hier dunkel wird, ist nicht mehr viel los – anders als auf dem Broadway«, bemerkte Marley. »Daher gehen die Leute früh schlafen, stehen aber auch früher wieder auf.«
»Was machen Sie eigentlich hier?«, fragte ich. »So eine Art Urlaub in der Wildnis?«
»Tierforschung«, antwortete Marley unerwartet schnell, während seine Augen verrieten, dass er nicht die Wahrheit sagte. »Ich bin aber hauptsächlich für die Verpflegung zuständig, so genau kann ich Ihnen das also nicht beantworten.«
»Ist ja auch egal«, sagte ich. »Auf jeden Fall gut, dass wir Sie gefunden haben und was zu essen und ein Dach über den Kopf bekommen.«
»Das ist wahr«, stimmte Phil zu. »Und das Steak – das ist echt gut.«
»Ja, mit Steaks kenne ich mich aus«, sagte Marley.
Wir unterhielten uns mit ihm noch über ein paar belanglose Themen. Zwischendurch versuchte ich, mehr über die Siedlung und die Leute dort in Erfahrung zu bringen. Doch keine meiner diesbezüglichen Fragen wurde wirklich beantwortet. Marley wechselte entweder das Thema oder gab mir eine ausweichende, nichtssagende Antwort.
Als wir mit dem Essen fertig waren, sagte er schließlich: »So, dann werde ich Sie mal zu Ihrer Hütte bringen. Dort können Sie sich ausruhen und mal richtig ausschlafen, um Ihre Wanderung morgen mit neuer Kraft
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