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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ausgesonnen werden kann. Wenn dein Plan glückt, woran ich gar nicht zweifle, denn ich kenne dich ja, so fällt uns eine große Bezahlung zu; darüber freue ich mich ja; noch mehr aber werden sich die Asaker freuen. Höher, viel höher jedoch als dieses Geld steht mir die Genugtuung, welche wir empfinden werden, wenn wir dem Raïs Effendina einen solchen Fang bringen, während er keinen gemacht hat. Da muß die Röte der Scham über sein Angesicht ziehen, und wenn er aufrichtig ist, wird er sich wenigstens still in seinem Herzen sagen, daß er dir und somit auch allen, die dich lieben, unrecht getan hat. Ja, wir wollen diese sechzig Sklaven befreien! Wie das geschehen kann, das weiß ich freilich nicht; doch steht mein Vertrauen zu dir so felsenfest, daß ich von dem Gelingen so unerschütterlich überzeugt bin, als ob diese Tat schon geschehen wäre.“
    Wir kehrten nun zu unserem Boot und den vier Asakern zurück. Ben Nil erzählte ihnen, was wir gesehen und erfahren hatte, und als sie hörten, welche Absicht ich nun verfolgte, waren sie nicht nur einverstanden damit, sondern sogar so begeistert davon, daß sie mir erklärten, zu jedem Wagnis, und sei es noch so groß, bereit zu sein. Sie wollten sofort hören, in welcher Weise ich mein Vorhaben auszuführen gedächte; ich erklärte ihnen, daß jetzt von einem bestimmten Plan noch keine Rede sein könne, denn ich müsse vorher nicht nur die diesseitige Mischrah, sondern auch jenseits des Flusses die Stelle genau kennenlernen, an welcher die Leute aus dem Chor Omm Karn den Übergang über den Nil bewerkstelligen würden.
    Nun wollten sie mich sofort hinüberfahren, damit ja keine Zeit verlorengehe; doch so zu beeilen brauchten wir uns nicht, weil die Übergabe der Sklaven erst in drei Tagen vor sich gehen sollte. Für heute genügte es, das diesseitige Ufer kennenzulernen, was ich allerdings nicht bis morgen aufschieben durfte, weil da die Spuren der beiden Boten verschwunden sein würden, nach denen ich mich zu richten hatte.
    Ich wollte nur Ben Nil mitnehmen; die Asaker baten mich aber so herzlich, mit dabei sein zu dürfen, daß ich ihnen die Erfüllung dieses Wunsches gewährte. Einer freilich mußte bei dem Boot bleiben; er wurde durch das Los bestimmt; dann stiegen wir anderen zur Höhe des Ufers hinauf, von wo aus wir geradeaus gingen, bis wir den allerdings nicht scharf gezeichneten Rand des Waldes erreichten, welcher das Ufer des Flusses begleitete.
    Hier galt es nun, die Fährte der zwei Boten aufzufinden, um zu erfahren, ob sie ihre eigenen Gedanken als Wegweiser genommen hatten oder ob es einen bestimmten und stets eingehaltenen Pfad nach der Furt gab, nach welchem sich die bisher bestimmten Sklavenhändler alle richteten. Die Spuren wurden sehr bald entdeckt; sie führten rechtwinkelig vom Nil weg in die Chala hinaus. Wir folgten ihnen und erreichten schon nach einer halben Stunde die Linie, welche den Einfluß der Stromfeuchtigkeit hier begrenzte; schon seit einiger Zeit hatte es keine Büsche, auch keine einzelnen, mehr gegeben; nun hörte auch der Graswuchs auf, derjenige nämlich, welchen der Nil stets frisch und grün erhält; denn die Chala hat auch nicht nur ihr Gras, sondern sie ist kurz nach der Regenzeit sogar mit einem so dichten Blütenteppich bedeckt, daß die schreienden Farben desselben den Augen des Europäers weh tun. Diese üppige Vegetation stirbt aber ebenso schnell ab, wie sie entstanden ist, und dann bietet die Steppe eine kahle, lederfarbene Öde, welche den Menschen fast noch tiefer als der Anblick der wirklichen Wüste ergreift.
    ‚Sie dehnt sich aus von Meer zu Meer;
Wer sie durchritten hat, dem graust;
Sie liegt vor Gott in ihrer Leere
Wie eine leere Bettlerfaust‘,
    so beschreibt Freiligrath die Steppe, und eine solche Bettlerfaust war es, über welche wir jetzt dahinschritten. Es war nicht leicht, hier, wo es keine Fußeindrücke geben konnte, der verfolgten Fährte treu zu bleiben; es gelang mir aber doch. Wir waren sogar so glücklich, hier und da zu finden, was ich suchte, nämlich die Reste von Kamelexkrementen, welche bewiesen, daß es hier einen nicht selten benutzten Karawanenweg gab. In der Wüste und in der ausgedörrten Chala pflegt man diese Exkremente sorgfältig zu sammeln, weil sie da das einzige Feuerungsmaterial bilden; hier aber hatte man das nicht mehr nötig gehabt, weil der nahe Nil Holz mehr als genug zum gleichen Zweck bot.
    Da ich nun wußte, woran ich war, kehrten wir wieder um und trafen bei

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