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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es war ein Mann, vor dem man sich zu hüten hatte, und hinter seiner plötzlichen Freundlichkeit lauerte jedenfalls eine Absicht, welche diesem Verhalten ganz entgegengesetzt war, aber mein wackerer Halef war alles, nur kein Menschenkenner, sein gutes Herz verzieh sehr leicht, und wenn man gar von seinen ‚berühmten und großen‘ Taten sprach, so hatte man ihn ohne Widerstand gewonnen. Er war dabei freilich keineswegs ein solcher Aufschneider wie der alte Selim, der ‚Schleuderer der Knochen‘ und ‚größte Held des Weltalls‘; aber er hatte zahlreiche Abenteuer erlebt und mit mir glücklich bestanden, und bei der Bildungsstufe, auf welcher er stand, und der Art und Weise des Orientalen überhaupt war es gar kein Wunder, daß er mehr von sich hielt, als von anderen Menschen, und leicht in den Fehler verfiel, Leuten, die ihm schmeichelten, sein Vertrauen zu schenken. So antwortete er auch jetzt, ohne sich sein Verhalten zu überlegen:
    „Ja, ich werde ihn dir erfüllen und den Effendi holen.“
    „Wird er aber auch kommen, wenn du ihn darum ersuchst?“
    „Ganz gewiß! Er wird mich niemals dadurch kränken, daß er ein Versprechen nicht erfüllt, welches ich gegeben habe.“
    Ich sah ein, daß mir schon um Halefs willen nichts anderes übrigblieb, als mich dem Fremden zu zeigen. Dazu kam das Interesse, welches man an jedem Menschen nimmt, der einem ungewöhnlich oder gar rätselhaft erscheint. Der Prediger war uns feindlich gesinnt; das stand bei mir fest; er verfolgte eine Absicht, welche, wenn sie in Erfüllung ging, nichts Gutes bringen konnte; das stand ebenso fest; aber diese Absicht zu durchschauen, das reizte mich, und da es auch stets immer besser ist, einem Übel oder gar einer Gefahr entgegenzugehen, als feig zu warten, bis man davon gepackt wird, so stand ich auf und trat hinaus, ohne Halef Zeit zu lassen, mich darum zu bitten.
    Als Ssali Ben Aqil mich erblickte, trat er einige Schritte auf mich zu, kreuzte die Hände über der Brust, verbeugte sich tief und sagte:
    „Allah grüße und segne dich, Emir! Noch in der Stunde meines Todes werde ich den Augenblick, an welchem ich dir heut begegne, zu den schönsten meines Lebens rechnen!“
    Er blieb nach diesen Worten in gebückter Haltung stehen, um meine Antwort zu erwarten. Er wußte, daß ich ein Christ war; er durfte als Moslem mir nicht in dieser Weise den Segen Allahs wünschen; er tat es dennoch, obgleich er nicht nur Moslem, sondern sogar Chatib des Islam war; das mußte mich doppelt bedenklich machen. Ich ließ ihn natürlich nichts merken und antwortete in freundlichem Ton: „Erhebe dein Haupt! Unter Männern ziemt es sich, daß sie einander in die Augen schauen.“
    „Aber du bist berühmter als ich!“ entgegnete er, indem er sich langsam und mit demutvollem Augenaufschlag emporrichtete.
    „Was verstehst du unter berühmt? Nur einer ist berühmt, Gott, denn sein Name erschallt durch alle Lande, und sein Lob ertönt auf allen Sonnen und Sternen, jetzt und in alle Ewigkeit. Wenn ein Mensch ein weniges mehr getan hat als ein anderer, so darf er sich dessen doch nicht rühmen, denn es war ihm von Gott befohlen, und er erhielt von ihm die Kraft dazu.“
    „Aus deinen Worten klingt mir die Stimme der Weisheit und Demut entgegen, doch bin ich mir gar wohl bewußt, wie hoch du über mir stehst. Wirst du mir verzeihen, daß mein plötzliches Kommen dich in der wohlverdienten Ruhe störte?“
    „Die Störung geschah in etwas ungewöhnlicher Weise, über welche ich aber nicht richten will, weil du dich mit meinem guten Hadschi Halef Omar darüber verständigt hast. Als deine Peitsche fragte, hat die seinige geantwortet, und so ist die Störung vorübergegangen, ohne daß du dich beklagen darfst, keine Antwort erhalten zu haben.“
    Sein Auge schoß einen schnellen, scharfen Blitz auf mich, doch mit der freundlichsten Miene erwiderte er:
    „Ich hörte, daß du mehrere Tage hierzubleiben gedenkst; du brauchst also morgen früh nicht zeitig aufzubrechen, und du kannst also den Schlaf um die Stunde verlängern, die ich ihm jetzt im Anfang raube. Laß mich dein freundliches Herz erkennen, und sei mein Gast, wenn ich jetzt hier zum Abend speise!“
    „Wir haben schon gegessen“, wehrte ich ab.
    Er antwortete, indem er einen vielsagenden Blick über die schmutzige Umgebung gleiten ließ:
    „Emir, ich verstehe dich, doch enthalten meine Satteltaschen genug Gaben der Reinlichkeit, daß ihr, du und dein Hadschi Halef Omar, getrost daran teilnehmen

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