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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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haben?«, fragte Alastar.
    »Wahrscheinlich schon gestern Abend.« Mowgra zappelte aufgeregt entlang der Reling hin und her. »Sie sind erfahrene Sumpfwanderer. Es liegt ihnen im Blut.«
    »Dann hätten sie etwa zwölf Stunden Vorsprung«, sagte Matt. »Wir müssen die Wetterverhältnisse ausnutzen und das Land so rasch wie möglich abfliegen.« Er wandte sich Rulfan zu. »Zeig uns, was in den Maschinen steckt. Kurs auf die Pforte, und dann darüber hinaus! Achtet auf Spuren von Behausungen, auf Rauchfahnen - was auch immer.«
    Matt blickte nach vorn. Denn hinter ihnen zogen schon wieder weiße, diesige Flächen heran, die sich im Laufe des Vormittags zu neuen Wolken und Nebelbänken auftürmen würden.
    Ihnen blieben zwei, vielleicht drei Stunden Zeit, um Hinweise auf die Gärten von Sha'mar zu finden. Viel zu wenig für eine ernsthafte Suche in diesem riesigen Gebiet.
    ***
    Der Tag verging. Ein Tag zwischen Hoffen und Bangen, während sie kreuz und quer über diese grüne Wildnis fuhren. Das Wetter zeigte sich wechselhaft. Gegen Mittag begann es zu regnen, dann folgte Sonnenschein, dann Nebel, dann wieder Regengüsse.
    Mowgra wurde immer unruhiger und war in der Enge der Gondel kaum noch zu bändigen. Erst als sie die Suche weiter nach Osten verlagerten und den zahlreicher werdenden Hinweisen auf die Überreste einer ehemaligen Stadt begegneten, beruhigte sich der junge Mann ein wenig. Wo sonst als in den Ruinen sollten sich die Anhänger Oguuls verbergen?
    Die Trümmer lagen kreuz und quer, meterdick vom Grün überwachsen. Sie entdeckten die Spuren breiter Straßenzüge. Unzählige Löcher, die auf Aushubflächen ehemaliger Gebäude hinwiesen. Verwilderte Areale einstmals riesiger Landwirtschaftsflächen. Hügel der Verwesung, die auf Mülldeponien schließen ließen. Das Oval eines Stadions, in dem Cricket oder Fußball gespielt worden war. Einsam dastehende Wohntürme, die aus welchen Gründen auch immer die letzten fünfhundert Jahre fast schadlos überdauert hatten. Einzementierte Flussbetten, höher gelegte Schienenstränge, Einkaufszentren, Märkte, Betonstelzen von Autobahn-Zubringern, eine gewaltige Metallkonstruktion, die wie ein mahnender Finger in den Himmel deutete…
    »Womöglich haben wir die Überreste Lahores entdeckt«, sagte Matt nachdenklich, nachdem er sein Wissen über diesen Teil der Welt sortiert hatte. »Das war eine der größten Städte Pakistans mit vielen Millionen Einwohnern. Eines der geistigen Zentren des Landes - und damals noch weit weg vom Indus gelegen.«
    Niemand sagte ein Wort. Regen setzte unvermittelt ein. Die Landschaft unter ihnen veränderte sich, wirkte auf einmal wie mit einem Weichzeichner überpinselt.
    »Die Nohq'was sind hier irgendwo«, behauptete Xij. »Ich kann sie fast riechen.«
    »Deinen Geruchssinn in allen Ehren - aber wir brauchen handfeste Beweise, bevor…« Matt unterbrach sich, als er ein Blinken bemerkte. Die Ahnung eines Lichtreflexes, der auf die Anwesenheit von Menschen hindeutete.
    »Was wolltest du sagen?«, hakte Alastar nach.
    »Habt ihr es nicht gesehen? - Da war ein Licht, für eine Sekunde nur! Rulfan, Kurs Westen!«
    Sie alle starrten angestrengt nach unten - und dann sahen es auch seine Begleiter. Kleine Pünktchen, vielleicht stecknadelgroß, zeichneten sich inmitten eines Gewirrs an Wegen und Straßen ab, das von festungsartigen Mauern umgeben war.
    »Wir haben es gefunden«, murmelte Rulfan und verbesserte sich gleich darauf: » Du hast es gefunden, Matt. Was beweist, dass das Schicksal gewillt ist, deinen Fehler wieder gutzumachen.«
    Matt nickte grimmig. Es war viel zu erleichtert, um auf die Spitze in Rulfans Bemerkung einzugehen. Sie alle waren erleichtert. Das Ziel ihrer Suche lag zum Greifen nahe.
    ***
    Der Tag ging zu Ende. Zaraa verließ die geteilte Wohnhöhle und kroch an die Erdoberfläche. Das Getrommel klang nun müde und kraftlos. Die Jünger Oguuls waren womöglich enttäuscht. Zaraa wollte nicht über die Gründe dieses seltsamen Stimmungsumschwungs nachdenken. Diese Gedanken hätten lediglich weitere Ängste in ihr geweckt. Noch blieb ein wenig Zeit, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Die Wilde Frau… sie lebte immer noch, obwohl sie bereits einen Tag und eine Nacht in völliger Dunkelheit zugebracht hatte. Ihre wütenden Schreie waren mittlerweile fast vollends verstummt; doch jene, die ihr Trinkwasser gebracht und auf die zersprungenen Lippen geträufelt hatten, sprachen davon, dass nach wie vor Leben in ihren

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