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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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und seine Leute waren in fieberhafter Eile darangegangen, fünfundzwanzig der riesigen Lastluftschiffe so umzubauen, dass je drei große Lichtwerfer in ihnen Platz fanden. Laut Orplidius' Berechnungen musste es bei optimaler Positionierung möglich sein, damit den Kometen zu treffen.
    Der Chefwissenschaftler warf einen letzten Blick auf den prächtigsten Palast, den Menschenhand jemals erbaut hatte, dann eilte er raschen Schrittes in eine abgelegene Ecke der Palastgärten. Dort stand sein Einmann-Luftschiff, mit dem er umgehend ins Kailash-Massiv flog. Dort, wo auch der ZERSTÖRER gefangengehalten wurde, gab es eine wichtige Wissenschaftsstation, die mit dem Forschungszentrum in der Hauptstadt durch weitläufige unterirdische Gänge verbunden war. Von hier aus wollte Orplidius zu seiner Mission starten.
    Die Luftschiffe lagen nebeneinander vertäut auf einem Hochplateau. Dazwischen herrschte ein reges Gewimmel hastig umhereilender Menschen. Sie waren damit beschäftigt, riesige Kisten mit den Akkumulatoren in die Gondeln zu verladen. Die Energieträger waren bis zum letzten Moment vom Sonnenlicht aufgeladen worden und sollten erst kurz vor ihrem Einsatz an die Lichtwerfer angeschlossen werden.
    Orplidius sprach kurz mit den Kapitänen. Als alles verladen war, gab er den Befehl zum Aufsteigen.
    Als die Luftschiffe hundert Meter hoch schwebten, krochen Dutzende von Frauen und Kindern aus geheimen Fächern der großen Kisten. Orplidius schloss seine Frau und seine beiden kleinen Söhne, die er spät gezeugt hatte, in die Arme. Alle vier weinten.
    »Es geht los«, flüsterte Orplidius und ein dicker Kloß verschloss seine Kehle. »Ich habe heimlich fünfhundert der hellsten Köpfe Atlassas und ihre Familien an Bord bringen lassen. Auch die hervorragendsten technischen Errungenschaften Atlassas fliegen in Einzelteile zerlegt mit uns. Und auch die Augen der Göttin Khom , die ich heimlich gegen Fälschungen habe austauschen lassen. Nur der ZERSTÖRER musste leider zurückbleiben.«
    »Ist es richtig, was wir tun?«, flüsterte seine Frau Kaia mit tränenerstickter Stimme.
    »Vertrau mir, es ist richtig. Wir alle verraten die Göttin Khom nicht gerne. Aber nur so kann es gelingen, Atlassa an einem sicheren Ort weiterleben zu lassen, denn das Reich wird untergehen. Meine Berechnungen decken sich mit den Prophezeiungen des Ersten Orakels Agartha, das ebenfalls auf einem der anderen Schiffe ist.«
    In dreihundert Metern Höhe änderten die Luftschiffe unvermittelt den Kurs und flogen nach Westen. Atlassa, die unvergleichliche Insel, blieb hinter ihnen zurück.
    Der Komet kam schneller, als Orplidius vorausberechnet hatte. Die Flotte war erst sieben Stunden in der Luft, als der Totmacher in die äußeren Schichten der Erdatmosphäre eintauchte und eine breite Bahn ionisierender Gase als glühenden Schweif hinter sich her zog.
    Orplidius, wie alle anderen mit einer Rettungsweste gegürtet, starrte wie gelähmt auf den ins Riesenhafte angewachsenen Glutball, der weit hinten am Horizont wie ein flammendes Fanal dem Atlantik entgegen raste.
    Jetzt trat der Feuerball in dichtere Luftschichten ein. Ein Bombardement kleinerer Meteoriten setzte ein, von denen einige auch über die Luftschiffe der Deserteure hinweg zischten. Orplidius erhielt die Schreckensmeldung, dass eines der Geschosse die Hülle seines Luftschiffs beschädigt habe.
    Doch er bekam keine Gelegenheit, lange darüber nachzudenken. Der Orkan, der mit verheerender Wucht heranraste, wirbelte die Luftschiffe wie welke Laubblätter herum. Es krachte, splitterte und barst in den Aufbauten. Nur der großen Kunst der Kapitäne und den überragenden Werkstoffen Atlassas war es zu verdanken, dass keines der Luftschiffe verloren ging. Es war wie ein Wunder. Allerdings gab es Tote und Verletzte, während der Komet nun in zwei Teile zerbrach und die gesamte südliche Hemisphäre in Flammen setzte.
    Manil'bud, die noch immer in Orplidius Geist wohnte, packte das kalte Grauen. Sie hatte viel gesehen und erlebt in über zweihundertfünfzig Millionen Jahren ihrer Existenz, aber so etwas Furchtbares noch nicht.
    Und es war lange nicht vorbei. Nach dem Einschlag des Kometen schob sich plötzlich von unten her eine undurchdringliche Schwärze über den grell lodernden Horizont. Der Aufprall hatte Unmengen Wasser und Erdreich in die Atmosphäre geschleudert, die sich nun über den ganzen Erdball ausbreiten würden.
    Das Meer unter ihnen begann zu brodeln. Am westlichen Horizont, scharf

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