291 - Die heilige Stadt
ich dich nicht hineinlassen. Aber jetzt freue ich mich. Tritt ein.«
Khyentse entriegelte die elektronischen Sperren mit einem Zahlencode und Stimmkennung. Chan musste zugeben, dass seine Geliebte das Haus mit viel Geschmack und Liebe zum Detail eingerichtet hatte, eine typisch weibliche Handschrift eben. Als er das Schlafzimmer betrat, stieß er einen Laut des Erstaunens aus.
»Buddha, das Bett ist ja so groß, dass man Fußball darauf spielen könnte.«
Khyentse schmiegte sich an ihn. »Was ist Fußball ?«
Chan sah von oben auf sie herab, wie immer, wenn er ihr gegenüber zu dozieren begann, da er sich ihr geistig überlegen fühlte. »Ein Mannschaftsspiel, das die Menschen in den Jahren vor dem Kometen auf der ganzen Welt gespielt haben. Äußerst populär damals. Und mich fasziniert es auch irgendwie. Ich beschäftige mich immer wieder damit.«
Khyentse war nicht sonderlich interessiert. »Ich weiß noch was anderes, das wir auf dem Bett spielen können…« Halb zog sie ihn, halb sank er hin, und gleich darauf wälzten sich die beiden auf den weichen Fellen und Decken. Sie taten Dinge, die das gemeine Volk ganz sicher nicht mit einer Großen Rätin in Verbindung gebracht hätte, und lagen danach erschöpft und eng beieinander auf einem Bärenfell.
Chan knetete zärtlich ihre Hinterbacken, während sie mit ihrem Zeigefinger Kreise und Spiralen auf seiner Brust drehte.
»Wie lange habe ich das vermisst. Und wie gut es tut«, flüsterte Khyentse. »Am liebsten würde ich es gleich noch mal machen.«
»Ich sag's dir, wenn ich wieder so weit bin. Erzähl mir so lange von den Geheimen Kammern «, erwiderte Chan und drückte einen Kuss auf ihren Mund. »Die haben sie dir doch sicher auch schon gezeigt.«
Unsicherheit flackerte in Khyentses Blick. »Die Geheimen Kammern ? Warum willst du das wissen, Geliebter?«
Chan streichelte sie so, dass wohlige Schauer ihren Körper schüttelten. »Du weißt doch, dass ich alles wissen will. Aber das, was man uns bei Khoms heranwachsenden Kindern über die Welt und die Menschheitsgeschichte erzählt, kann ja wohl nicht alles sein. Da muss es weitaus interessantere, viel fantastischere Dinge geben.«
Khyentse wollte Chan nicht verärgern. Außerdem musste sie die Dinge, die sie in den letzten Wochen gesehen und gehört hatte, mit jemandem besprechen. Und so brach sie bereits am Anfang ihrer Karriere als Große Rätin das Geheimhaltungsgelübde, das sie im Angesicht der Allmutter Khom abgelegt hatte.
»Es ist Unglaubliches in den Geheimen Kammern versteckt, Geliebter«, sagte sie nach einigem Zögern. »Über das, was ich gesehen habe, könnte ich dir hundert mal hundert Stunden erzählen. Bevor ich aber etwas sage, musst du mir schwören, dass du es niemandem weitererzählst.«
Chan hätte in diesem Moment alles geschworen.
»Gut. Weißt du, was mich am meisten beeindruckt hat? Das war der Aymish, den man auch den ZERSTÖRER nennt.«
Chan sah verwundert, wie sich auf Khyentses gesamtem Körper eine Gänsehaut bildete. »Was soll das sein, ein ZERSTÖRER?«, fragte er.
Ihre Stimme war ein Flüstern. »Ein schreckliches, unbesiegbares Ungeheuer, das dort in einem Nichtzeitfeld gefangengehalten wird! Nur so kann man den Aymish ruhigstellen. Der König hat mir erzählt, dass wir Agarther dieses Ungeheuer vor vielen hundert Jahren gefangen haben, um die Außenwelt vor der vollständigen Vernichtung zu bewahren.«
»Woher kommt der ZERSTÖRER?«, fragte Chan erregt.
»Ich weiß es nicht. Wenn König Tenpa es weiß, hat er es mir nicht erzählt.«
»Hast du den ZERSTÖRER gesehen?«
»Nein. Sie wollten ihn mir zeigen, aber ich wollte ihn nicht sehen.«
Dämliche Kuh…
»Interessant«, flüsterte Chan. »Äußerst interessant. Sag, könntest du es möglich machen, dass ich den ZERSTÖRER mal sehen kann, mein Liebling?«
Khyentse zuckte förmlich zusammen. »Nein, ich… ich… du weißt doch, dass kein Unbefugter in die Geheimen Kammern darf. Du bist unbefugt. Willst du nicht warten, bis du selbst Großer Rat bist? Hast du die Geduld dazu?«
»Wer weiß, ob ich das überhaupt jemals werde«, seufzte Chan. »Und wenn, dauert es sicher noch Jahrzehnte, dafür werden die Champas schon sorgen. Nein, ich bin jetzt neugierig.«
Sie zierte sich noch.
»Jetsünma würde nicht zögern, mir meinen Wunsch zu erfüllen«, setzte er einen Stich in ihr Herz. »Tu es und ich werde dich ewig lieben.«
Khyentse zitterte. »Das könnte die Verbannung aus Agartha für uns
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