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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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stand? Immerhin hatte sie gemutmaßt, seine Botschaft sei vielleicht für sie persönlich bestimmt.
    Alastar merkte sofort, dass er damit richtig lag. Nachdem die Rätin von einer Bediensteten zwei Tassen heißen Tee hatte servieren lassen, nickte sie ihm zu, ohne ihn allerdings direkt anzusehen.
    »Chan war hier in Agartha, als ich gerade abwesend war, und das bedaure ich sehr. Er kam überraschend, sonst hätte ich mich natürlich auf ihn eingerichtet.« Khyentse, die im Idiom der Wandernden Völker sprach, lächelte vor sich hin, ihre Augen starr auf die Teetasse gerichtet, als schwelge sie in Erinnerungen.
    Ein Blinder kann sehen, dass sie in Chan verliebt ist , dachte Alastar.
    »Sag mir: Wie geht es Chan?«, fragte die Rätin. »Denkt er noch an mich?«
    Alastar setzte sein Sonntagslächeln auf - oder zumindest etwas, das er dafür hielt. »Meister Chan geht es gut. Sehr gut sogar. Das darf ich dir versichern, Große Rätin . Und er bedauert es sehr, dich nicht angetroffen zu haben. Es hat ihn sogar regelrecht krankgemacht.«
    »Chan, mein lieber Chan«, flüsterte sie glückselig, und in ihren Augen schimmerte es plötzlich feucht.
    »Ich glaube, ich verrate dir kein großes Geheimnis, wenn ich sage, dass er oft von dir redet, von eurer großen Liebe…«, tastete sich Alastar in seinem Lügengespinst weiter vor… die so unglücklich geendet hat , wollte er noch hinzufügen, hielt aber im letzten Moment inne. Diese Schlussfolgerung wagte er dann doch nicht, weil sie sich aus dem bisher Gehörten nicht zwingend ableiten ließ.
    »Ja, es war eine große Liebe, das war sie wirklich«, flüsterte Khyentse und hätte beinahe zu weinen begonnen. Doch dann fasste sie sich wieder, ihrer Rolle als Große Rätin bewusst. Ihre Augen waren nun voller Leidenschaft und Feuer. »Ich habe es immer gewusst, tief da drinnen.« Sie klopfte auf ihr Herz. »Deswegen bin ich mir auch sicher, dass Chan dich mit einer persönlichen Botschaft zu mir geschickt hat. Kannst du den genauen Wortlaut wiederholen, Alastar?«
    Der Chefexekutor rieb sich das Kinn und tat, als müsse er nachdenken. »Den genauen Wortlaut, hm, das ist gar nicht so einfach. Wie gesagt, es ging um Versteinerte. Und um die Macht der Liebe… die alle Fesseln sprengt.« Sein Spiel war riskant, doch noch glaubte er die richtigen Worte gewählt zu haben.
    Khyentse nickte. Sie schob ihren Oberkörper ein wenig nach vorn und schaute Alastar nun direkt an. »Als Chan und ich vor vielen Jahren gemeinsam vor dem Gefängnis des ZERSTÖRERS standen, da sagte er zu mir, die Götter sollten ihn in Stein verwandeln, wenn er je aufhören würde, mich zu lieben. Hatte die Botschaft damit zu tun?«
    Alastars Gesicht hellte sich wie unter plötzlicher Erinnerung schlagartig auf. »Natürlich, das ist es!« O ihr Götter der heiligen Einfalt, wenn das kein Glücksfall ist , dachte er dabei. Sie legt mir die Worte selbst in den Mund. Dieser ZERSTÖRER hörte sich interessant an. In dieser Richtung musste er sich weiter bewegen…
    »Meister Chan hat damals beim Gefängnis des ZERSTÖRERS den Beweis seiner Liebe zu dir versteckt. Für Zeiten, in denen du an ihm zweifeln könntest.«
    »Beim ZERSTÖRER?« Khyentse schwankte zwischen Schaudern, Aufgeregtheit und Entzücken. »Was ist es? Und wo hat er es versteckt?«
    »Das hat er mir nicht klar gesagt.« Alastar zuckte mit den Schultern. »Ich müsste den Raum selbst in Augenschein nehmen, um mich an versteckte Hinweise zu erinnern.«
    Khyentse sah ihn entsetzt an. »Aber… aber das geht nicht. Ich kann dich nicht dorthin mitnehmen.«
    Alastar blickte betrübt drein. »Verwünscht sei mein schlechtes Gedächtnis«, murmelte er. »Wüsste ich doch nur noch den genauen Wortlaut. Aber wir waren lange unterwegs und sind mehrfach überfallen worden. Die Erinnerung an die Botschaft ist dabei mehr und mehr verblasst, und es bedarf eines Anstoßes, zum sie wieder klarer zu machen.«
    Khyentse kämpfte einen Moment mit sich. »Also gut. Lass uns gehen. Ich finde schon einen Weg.«
    Zufrieden grinsend folgte ihr der Chefexekutor. Welch ein Triumph! Die kurzen Selbstzweifel, die an ihm genagt hatten, waren wie weggeblasen. Der Chefexekutor fühlte sich überlegener als jemals zuvor. Jetzt musste er nur noch die Närrin für sich gewinnen und die Tore zur Macht stünden für ihn offen!
    ***
    3113 v. Chr.
    Seit knapp einer Rotation schwamm Manil'buds Geist nun schon in dem riesigen Haikörper kreuz und quer durch die Weltmeere. Und allmählich

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