2932 - Landleben mit Todesfolgen
nicht den Kopf«, beruhigte ich ihn. »Aber davon abgesehen, der Lichtschalter befindet sich am anderen Ende des Flurs, gut zehn Schritte vom Telefon entfernt. Wenn du recht hast, dann war sie kaum in der Lage gewesen, ihn zu erreichen. Das ist nur ein Indiz und kein Beweis, aber immerhin.«
Er schaute mich verzweifelt an. »Und wenn ich mich irre? Wenn es doch zehn Schritte waren und sie den Flur entlanggegangen ist, den Lichtschalter angefasst und einen Schlag bekommen hat?«
»Um genau das herauszufinden, bin ich ja hier«, sagte ich. »Ich habe noch etwas Zeit, bevor ich ins Hotel zurück muss. Hast du schon das Haus durchsucht und nach Unterlagen gesucht, die mit dem zusammenhängen, was sie dir am Telefon sagen wollte – über die kriminellen Dinge, die hier vorgehen würden?«
»Ja, aber nicht sehr gründlich«, antwortete er.
»Dann machen wir uns jetzt an die Arbeit«, sagte ich. »Wir durchsuchen die Zimmer, eines nach dem anderen, nach allem, was uns verdächtig erscheint. Fangen wir am besten mit ihrem Büro an, wenn sie eines hatte. Du sagtest, sie wäre Architektin gewesen. Dann hatte sie bestimmt einen Computer, um ihre Korrespondenz zu regeln. Oder war sie eher ein altmodischer Typ?«
»Nein, nein, sie hatte Computer, für ihre Verwaltung und auch für ihre Architektur-Projekte. Zumindest hatte sie welche in ihrem früheren Büro. Die wird sie bestimmt behalten haben. Aber ich weiß nicht, wo die hier im Haus sind, weil ich sie hier noch nie besucht habe.«
»Gut, dann machen wir uns auf die Suche!«, sagte ich. »Welches Zimmer war ihr Büro?«
»Oben ist ein Raum, wo viele Fachbücher über Architektur stehen und auch ein Schreibtisch, das könnte das Büro gewesen sein«, sagte Chambers. »Gehen wir rauf!«
***
Er ging über eine hölzerne Treppe nach oben, ich folgte ihm. Die Treppenstufen gaben quietschende Geräusche von sich. Die Treppe war sicherlich einige Jahrzehnte alt. Überhaupt kam mir das Haus ziemlich alt vor.
Im ersten Stock angekommen, gingen wir einen kurzen Flur nach rechts und dort in das letzte Zimmer auf der linken Seite. Es war schätzungsweise fünfzehn Quadratmeter groß und voller Regale, auf denen sich Bücher befanden. Ein großer Schreibtisch mit vielen Schreib- und Zeichenutensilien deutete darauf hin, dass hier gearbeitet worden war.
»Und der Computer?«, fragte ich, nachdem ich den Raum kurz unter die Lupe genommen hatte.
»Keine Ahnung, wo der ist«, meinte Chambers.
Ich bückte mich und schaute hinter dem Schreibtisch nach. Dort gab es einen Anschluss für ein Netzwerkkabel, wie er auch für den Anschluss eines Computers ans Internet verwendet wurde. In der Buchse steckte noch ein Netzwerkkabel, das aber nirgendwo angeschlossen war.
»Vielleicht hatte sie ein Notebook, das sie nicht nur hier, sondern auch anderswo benutzt hat«, sagte ich. »Hast du irgendwelche Datenträger gefunden? Disketten, CDs, DVDs, Blu-Rays oder Speichersticks?«
»Nein, nichts von alledem, auch kein Notebook«, antwortete Chambers.
»Interessant«, murmelte ich und schaute mich weiter um.
Die Regale waren vollgestopft mit Büchern. Es gab aber zwei, die teilweise leer waren. Ich nahm sie genauer unter die Lupe. »Schau mal hier, anhand des Staubs kann man erkennen, dass hier etwas gestanden hat, vielleicht Aktenordner oder etwas in der Art.«
Chambers schaute und nickte zustimmend. »Ja, gut erkannt. Man merkt, dass du dich mit so was auskennst.«
»Ist mein Job«, sagte ich. »Zumindest ein Teil davon.«
Wir suchten weiter, gingen jedes Zimmer durch, was meinem alten Freund teilweise etwas peinlich war, da es sich auch um die privaten Besitztümer seiner Tante handelte. Wir fanden aber keine Computer. Auch schien es so, als wäre die Wohnung bereits durchsucht worden – sorgfältig zwar und so, dass es nicht direkt auffiel, aber meinem geschulten Auge entging nicht, dass hier bereits jemand am Werk gewesen war, jemand, der genau wie wir etwas gesucht hatte.
Nach gut zwei Stunden beendeten wir die Durchsuchung des Hauses und gingen ins Wohnzimmer, wo mir Chambers ein kühles Bier anbot, das ich dankend annahm.
»Also? Was meinst du?«, fragte er mich.
»Es sieht wirklich so aus, als hätte hier jemand alles durchsucht und alles belastende Material entfernt«, sagte ich. »Wobei es schwer sein wird, das zu beweisen. Es wäre auch möglich, dass deine Tante die Unterlagen selbst vernichtet hat, um mit diesem Teil ihres Lebens abzuschließen, Menschen machen das
Weitere Kostenlose Bücher