2932 - Landleben mit Todesfolgen
würde. Er holte gleich zwei Teller mit Essen, setzte sich und stopfte die Speisen unsortiert in seinen Mund. Dann legte er wie befürchtet los und erzählte mir tatsächlich alles über die Badausstattungsaccessoires, die er für seine Firma anbot. Ich war glücklicherweise fast mit dem Essen fertig und empfahl mich kurz darauf.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer traf ich Ben Whittaker, den Rezeptionisten, der müde aussah, mich aber freundlich grüßte. Ich erwiderte den Gruß und ging weiter.
Aus dem Hotelzimmer holte ich meine Fotoausrüstung und verließ dann das Hotel, um zu meinem Wagen zu gehen. Er stand auf dem Parkplatz, genau dort, wo ich ihn abgestellt hatte. Als ich mich ihm näherte, kam ein Polizeiwagen angefahren, hielt an und ein leicht dicklicher Mann von Ende vierzig stieg aus.
»Guten Tag, ist das Ihr Auto?«, fragte er.
»Ja, ist es«, antwortete ich.
»Schöner Wagen«, sagte er. »Ich bin Jonathan Saunders, der Sheriff von Medway. Mir ist der Wagen gleich aufgefallen – ist ja ein schnittiges Gefährt. Und Sie? Haben Sie länger in unserer Stadt zu tun?«
»Nein, ich wollte nur ein paar Fotos machen, hier in der Gegend soll es ja ein paar schöne alte Bauwerke geben«, antwortete ich.
»Nicht viele«, meinte der Sheriff. »Und bei denen, die wir haben, lohnt sich die Knipserei wohl kaum. Arbeiten Sie für eine Zeitung oder so?«
»Nein, wenn ich mit der Fotografie Geld verdienen will, muss ich einen Abnehmer für meine Bilder finden«, sagte ich.
»So, so«, sagte der Sheriff nachdenklich.
Ich hätte gern gewusst, was in seinem Kopf vorging. Irgendwie schien es ihm nicht zu passen, dass ein Fremder in seiner Stadt Fotos machte – wobei er es mir rein rechtlich nicht verbieten konnte.
»Sie haben doch nichts dagegen, dass ich mich hier umschaue und Gebäude und die Landschaft fotografiere, oder?«, fragte ich, um seine Reaktion zu sehen.
»Nein, nein«, winkte er ab. »Fotografieren Sie ruhig. Solange sich die Bewohner hier nicht belästigt fühlen und Sie keine Privatgrundstücke betreten, sollte das kein Problem sein.«
»Keine Sorge, ich passe auf«, sagte ich.
»Gut, ich behalte Sie im Auge«, sagte der Sheriff und stieg wieder in seinen Wagen.
Er wartete, bis auch ich eingestiegen und losgefahren war, folgte mir aber nicht. Sein Verhalten war nicht wirklich freundlich gewesen. Als Sheriff hatte er natürlich dafür zu sorgen, dass in seiner Stadt alles mit rechten Dingen zuging, aber ein Fotograf war normalerweise keine Bedrohung für die Bürger. Auch wenn manche Rechtsvertreter in Kleinstädten ihren Job ernst nahmen, kam es mir so vor, als würde Sheriff Saunders übertreiben. Das war verdächtig, aber noch lange kein Beweis dafür, dass er in irgendwelche illegalen Machenschaften verstrickt war.
Ich fuhr durch die Stadt, hielt vor ein paar hübsch aussehenden Gebäuden und unterhielt mich mit vorbeikommenden Passanten. Sie waren zwar etwas reserviert, aber durchaus freundlich. Und sie wohnten gemäß ihrer Aussage gern in Medway. Allerdings glaubte ich bei zweien einen Hauch von Furcht erkennen zu können. Als ich jedoch direktere Fragen stellte, wichen sie aus und beendeten das Gespräch rasch.
***
Timotheus Chambers hatte sich an meine Anweisungen gehalten und das Haus nur kurz verlassen, um einzukaufen. Danach war er mit dem Wagen sofort und ohne Umwege wieder zurückgefahren.
Er war gerade zehn Minuten wieder im Haus, da klingelte es. Überrascht ging er an die Tür. Dort stand eine gutaussehende Frau von Mitte dreißig, die adrett geschminkt war und ihren wohlgeformten Körper in ein eng sitzendes, figurbetontes Kostüm gesteckt hatte. Chambers hatte sie noch nie zuvor gesehen.
»Guten Tag«, sagte er freundlich, wenn auch ein wenig zurückhaltend.
»Guten Tag, Mister Chambers«, erwiderte die Frau mit einem charmanten Lächeln. »Ich bin Jennifer Dernbush, Immobilienmaklerin aus Medway, und ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
Chambers’ Herz schlug höher. Zwar wusste er nicht, was die Frau von ihm wollte, aber ihre angenehme Erscheinung beeindruckte ihn so sehr, dass er einfach nur nickte und sie in das Haus ließ.
Sie trat ein und schaute sich um, während er seine Blicke nicht von dem wohlgeformten Körper vor sich nehmen konnte.
»Schönes Haus«, sagte sie und schaute ihn an, übersah dabei, wohin sein Blick gerade noch gerichtet war. Offenbar war sie diese Reaktion bei Männern gewohnt und entsprechend
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