2933 - Spiel mit gezinkten Karten
June.
Seite an Seite jagten sie auf den anfahrenden Pick-up zu, der zügig beschleunigt wurde. Sehr schnell erkannte Zeery, dass sie zu Fuß hoffnungslos unterlegen waren. Er änderte seine Laufrichtung und sprintete zu dem abgestellten Dienstwagen. Mit einem Satz sprang Zeery auf den Fahrersitz des Escalade und schaltete bereits im Anfahren die Warnlampen sowie die Sirene ein. Auf dem Weg zur Straße hielt er nicht einmal komplett an, sondern ließ June im langsamen Rollen aufspringen.
»Der Schütze fährt in westlicher Richtung«, teilte June mit.
Sie alarmierte die Cops, um eine Ringfahndung auf die Beine zu stellen. Nach wenigen Minuten änderte der Schütze seine Fahrtrichtung und fuhr schließlich nach Osten.
»Schlägt er willkürlich diese Haken oder weiß er, dass wir dicht hinter ihm sind?«, grübelte Zeery laut.
June kaute auf ihrer Unterlippe herum und starrte nachdenklich auf die Straßenkarte, die in der Mittelkonsole auf dem Monitor abgebildet wurde. Durch die Leitstelle des NYPD wurde die Position des flüchtigen Pick-up regelmäßig aktualisiert.
»Der hätte andere Wege gewählt, wenn er einen Verfolger abhängen wollte. Diese Kursänderung erscheint mir keineswegs willkürlich zu sein«, widersprach sie.
Nach weiteren drei Meilen veränderte sich auf einmal die Position des Pick-up nicht mehr.
»Der Schütze hat entweder sein Ziel erreicht oder wechselt das Fahrzeug«, sagte June.
Zeery jagte den Escalade mit hoher Geschwindigkeit über die Straße und hielt schließlich Ausschau nach dem dunkelgrünen Pick-up.
»Der Wagen steht in der Gasse neben dem Drugstore«, teilte June mit.
Sie hatte das verlassene Fahrzeug schneller entdeckt und lotste Zeery dorthin. Während er sich dem Pick-up mit gezogener Waffe vorsichtig näherte, sicherte ihn June ab.
»Keiner mehr drin«, sagte Zeery.
Er unterzog den Wagen einer schnellen Durchsuchung, während June über Funk mit der Leitstelle sprach.
»Er hat den Wagen gewechselt, Zeery. Es ist ein silbergrauer Lexus älteren Baujahrs. Komm schon. Wir sind noch dicht dran«, rief sie.
Ihr Kollege beugte sich immer noch über die Mittelkonsole des Pick-up und strapazierte mit der Verzögerung die Nerven von June. Auf einmal richtete Zeery sich wieder auf und eilte zurück zum Escalade.
»Ich weiß, wohin der Schütze fährt«, teilte er mit.
Zeery setzte den Wagen zurück und gab dann wieder Vollgas. June schaute ihn verwundert an.
»Woher? Hat der Schütze es auf einem Zettel notiert, den er freundlicherweise in der Ablage liegen gelassen hat?«, fragte sie.
Ihr Kollege grinste zufrieden und schüttelte den Kopf.
»Er war zwar schlau genug, das Navigationsgerät auszuschalten, aber er hat die letzten Eingaben nicht gelöscht«, antwortete Zeery.
Zuerst war June skeptisch, ob das einmal eingegebene Ziel noch dem aktuellen Plan des Schützen entsprach. Doch nach und nach trudelten die Sichtmeldungen aus der Leitstelle ein.
»Nicht übel, Zeery. Der Lexus fährt tatsächlich in die Richtung, die zu den Koordinaten des Navigationsgeräts passen«, sagte sie anerkennend.
In den folgenden Minuten verkürzte Zeery den Abstand zum Lexus immer weiter, da er ohne jedes Zögern zum angepeilten Standort raste. Als sie kaum mehr als drei Blocks davon entfernt waren, meldete sich June über Funk bei Phil.
»Wo seid ihr?«, wollte sie wissen.
Phil sagte es ihr und reagierte überrascht auf die Meldung über den Lexus.
***
Damit war klar, dass unser Flüchtiger tatsächlich einen Helfer auf der Baustelle gehabt hatte. Sein Kumpan wollte Jackson jetzt vermutlich einsammeln, damit sie gemeinsam die Flucht fortsetzen konnten.
»Wäre es nicht cleverer gewesen, weiterhin getrennt zu flüchten?«, fragte ich.
Mein Partner nickte zwar, zuckte gleich danach aber die Schultern.
»Normalerweise wäre es das, aber eventuell gibt es eine vorbereitete Fluchtroute, und dazu müssen sie sich wieder treffen«, erwiderte er dann.
Es war eine mögliche Erklärung, doch zunächst galt es, diese Flucht zu verhindern. Phil koordinierte unser Vorgehen, um den Lexus zwischen den Wagen mit unseren Kollegen und dem Jaguar zu bringen. Zusätzlich schaltete er die Cops ein, die von der Leitstelle aus Einsatzfahrzeuge zur Unterstützung schicken sollten.
»Wenn Jackson und sein Helfer keinen besonders tollen Plan haben, ist ihre Flucht demnächst zu Ende«, sagte ich.
Es gab eventuell einen leisen Hoffnungsschimmer, dass aus der bislang eher unglücklich verlaufenen
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