2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
enttäuscht, dass er nie mehr in die Kirche gehen will. Und ich kann ihn sehr gut verstehen. Wieso tut der Herr uns so etwas an? Das ist ungerecht. Zoe war eine so lebensfrohe Tochter. Das hat sie einfach nicht verdient.«
»Da muss ich Ihnen recht geben, Mistress Canaghan«, sagte Phil. »Daher unternehmen wir alles in unserer Macht Stehende, um den Täter zu finden und zu überführen.«
»Ja, haben Sie ihn denn noch nicht festgenommen?«, fragte sie überrascht.
Phil schaute überrascht drein. »Ihn?«
»Ja, Bill Midden, Zoes Ex-Freund«, fuhr sie fort. »Ich bin mir sicher, dass er etwas mit der Sache zu tun hat.«
»Das ist ein wertvoller Hinweis«, sagte Phil. »Erzählen Sie mir bitte mehr.«
»Ach, wo soll ich da anfangen«, stöhnte sie. »Zoe war ein so nettes und liebreizendes Wesen, aber was Männer angeht, hat sie sich immer mit merkwürdigen Typen eingelassen, wissen Sie, Männer, die nicht gut für sie waren. Und der Letzte war Bill Midden aus Stamford. Ein komischer Typ, wir haben ihn nur drei Mal gesehen. Er tat immer so höflich und vornehm, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Zoe hat es nie bestätigt, aber ich glaube, dass er sie sogar geschlagen hat. Na, jedenfalls waren die beiden etwa drei Monate zusammen, als sich der Erfolg mit den Büchern von dieser Sandy Saxon einstellte. Zoe verdiente mehr Geld und war viel unterwegs, wurde in einschlägigen Magazinen als erfolgreiche Literaturagentin gefeiert und hielt sogar ein paar Vorträge. Bill kam nicht damit klar, dass sie auf einmal so viel erfolgreicher war als er. Die Sache eskalierte schließlich und wir hörten dann vor etwa drei Monaten, dass sie sich von ihm getrennt hatte. Damals waren wir froh darüber.«
»Hat sich Mister Midden seit der Trennung bei Ihnen gemeldet oder hatten Sie irgendwie Kontakt zu ihm?«, fragte Phil.
»Nein, wir haben ihn nie wieder gesehen«, antwortete Mrs Canaghan. »Aber ich weiß, dass er kein guter Mensch ist. Und er wäre sicherlich zu dem in der Lage, was man unserer Tochter angetan hat.«
Phil räusperte sich. »Vielen Dank für den Hinweis, wir werden dem auf jeden Fall nachgehen und Mister Midden unter die Lupe nehmen. Gab es sonst jemanden, mit dem Ihre Tochter Probleme hatte? Oder hatte sie mit irgendjemandem Streit?«
»Nein, sonst nicht, sie war ein Mensch mit einem starken Harmoniebedürfnis und generell nicht auf Streit aus«, antwortete sie.
Phil gab ihr seine Telefonnummer durch und sagte: »Falls Ihnen noch etwas einfällt oder Sie irgendwelche Fragen haben, können Sie mich gerne anrufen.«
»Vielen Dank, Mister Decker«, sagte sie und legte auf.
»Den Ex-Freund von Zoe Canaghan hatten wir noch nicht auf der Liste der Verdächtigen«, sagte Phil. »Wir sollten ihn auf jeden Fall draufsetzen.«
»Definitiv«, sagte ich. »Was wissen wir über den Herrn?«
»Mal sehen«, sagte Phil und schaute im Bordcomputer nach. »William Midden, wohnhaft in Stamford, Connecticut. Siebenunddreißig Jahre alt, war zweimal verheiratet, beide Ehen endeten mit der Scheidung. Aktuell liegt nichts gegen ihn vor, aber vor ein paar Jahren wurde kurz wegen Körperverletzung gegen ihn ermittelt, die Anzeige wurde von seiner zweiten Ex-Frau eingereicht. Allerdings wurde die Untersuchung kurz darauf eingestellt, die Frau hatte die Anzeige zurückgezogen.«
Ich überlegte laut. »Er ist also zumindest gewaltbereit, was Frauen angeht. Wäre möglich, dass er diesmal weiter gegangen ist als beim letzten Mal. Was für einen Job hat er?«
»So, wie’s aussieht, keinen festen«, antwortete Phil nach ein paar Augenblicken. »Würde ins Profil passen: Er, ein beruflich wenig erfolgreicher Mann, wird von seiner immer erfolgreicheren Freundin vor die Tür gesetzt und rächt sich später an ihr.«
Ich nickte. »Ja, würde passen. Allerdings hatten wir auch schon bei Walter Boeman damit gerechnet, den Täter zu haben. Ziehen wir also keine voreiligen Schlüsse. Was wollen wir jetzt machen? Wir haben noch diesen texanischen Frauenverein unter der Leitung von Maria Joan Winterbottom, den wir unter die Lupe nehmen sollten, können uns aber auch erst Mister Midden widmen.«
»Ich würde Midden vorziehen«, sagte Phil. »Und zwar am besten persönlich. Ist zwar ein Stück bis Stamford, rund vierzig Meilen, aber ich würde mir den Typen gern selbst anschauen.«
Ich schaute auf die Uhr. »Warum nicht. Wir sollten nur sicherstellen, dass er da ist.«
»Ich kann sein Handy orten lassen«, sagte Phil und kümmerte sich
Weitere Kostenlose Bücher