2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
einige nickten.
»Meine Damen und Herren, unsere erste Frage bezieht sich auf einen Brief, der von dieser Vereinigung an den Verlag von Miss Saxon geschickt wurde«, sagte Phil und las den entsprechenden Textauszug vor. »Hat jemand von Ihnen diesen Brief geschrieben? Oder wissen Sie, wer es getan hat?«
Die Gesichter der Anwesenden zeigten diesmal Überraschung. Einige verneinten die Frage.
»Kann ich den Brief mal sehen?«, fragte die Empfangsdame, die wir schon kennengelernt hatten.
»Natürlich«, sagte Phil und zeigte ihr die eingescannte Version auf seinem Smartphone.
Sie musterte ihn kurz und sagte dann: »Wenn das Schriftbild dem Original entspricht, ist es nicht aus unserem Haus. Wir haben ganz klare Vorgaben, was das Schriftbild angeht, und verwenden Times , eine Schrift mit Serifen. Die Schrift, die bei diesem Brief verwendet wurde, hat aber keine Serifen.«
»Interessant«, sagte Phil und schaute sich den Text auf dem Display seines Smartphones an. »Sie haben recht. Aber wäre es nicht möglich, dass jemand hier ausnahmsweise eine andere Schrift verwendet hat?«
»Möglich schon«, antwortete Gordon-Michaels. »Aber unwahrscheinlich. Wir achten in der Tat sehr auf die Form der Post, die unser Haus verlässt.«
»Mal angenommen, der Brief stammt dennoch aus Ihrem Haus«, sagte ich. »Könnte er dann irgendwo gespeichert sein?«
»Wenn, dann auf dem Netzwerk unseres Servers«, antwortete ein junger Mann. »Wenn Sie wollen, können wir einen Suchalgorithmus starten und sehen, ob wir etwas finden.«
»Das ist ein guter Vorschlag«, sagte ich.
Der junge Mann schaute kurz zu Gordon-Michaels, der ihm zunickte. Dann ging er an einen der Computer und führte die Suche unter Phils Aufsicht durch. Der Text wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden.
»Reicht Ihnen das als Beweis, dass dieser Drohbrief nicht von uns stammt?«, fragte Gordon-Michaels.
»Im Moment ja«, sagte ich. »Wir werden den Brief im Labor untersuchen lassen und sehen, was wir finden.«
Während ich das sagte, beobachtete ich die anwesenden Personen. Aber es schien niemandem etwas auszumachen, dass wir den Brief untersuchen lassen würden. Entweder hatte ihn tatsächlich niemand von den Personen in diesem Raum geschrieben oder jemand von ihnen war gut darin, sich zu verstellen.
Gordon-Michaels ließ seine Mitarbeiter wieder an die Arbeit gehen und wir verabschiedeten uns nach ein paar weiteren Fragen von ihm.
***
»Interessante Wendung«, sagte Phil, nachdem wir das Gebäude verlassen hatten und uns auf dem Weg zum Jaguar befanden. »Wenn es wirklich niemand von dieser Vereinigung war, hat den Brief jemand anders geschrieben, der den Verdacht auf diese Leute lenken wollte.«
»Sieht ganz so aus«, sagte ich. »Die Frage ist nur, um wen es sich dabei handelt.«
»Der Drohbrief ist über drei Wochen alt«, sagte Phil. »Wenn er wirklich vom Mörder stammt und er damit den Verdacht auf die Vereinigung für ein reines Amerika lenken wollte, hat er die Tat von langer Hand geplant. Dann hat er sich sicherlich ein paar Gedanken darüber gemacht, wie er unerkannt bleiben kann.«
»Das ist richtig«, stimmte ich Phil zu. »Da es in der Realität aber so etwas wie ein perfektes Verbrechen nicht gibt, werden wir ihn trotzdem schnappen.«
»Das werde ich den Eltern von Zoe Canaghan aber nicht versprechen«, meinte Phil. »Verdammt – die habe ich ja gestern nicht erreicht. Ich versuch’s gleich noch mal.«
Wir stiegen in den Wagen, wo es etwas ruhiger war als auf dem Bürgersteig, und Phil rief die Eltern des Mordopfers an.
»Canaghan«, hörte ich eine ältere weibliche Stimme über die Freisprechanlage.
»Guten Tag, Mistress Canaghan, hier ist Phil Decker vom FBI New York. Ich muss Ihnen leider eine schlechte Nachricht überbringen. Wollen Sie einen Moment Platz nehmen?«
»Ich sitze bereits«, sagte sie. »Und wenn es um meine Tochter geht, dann weiß ich Bescheid, Mister Decker.«
»Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen«, sagte Phil mitfühlend.
Mrs Canaghan zögerte einen Moment. »Danke, das ist sehr nett.«
Phil gab ihr einen Augenblick. »Wie haben Sie von dem, was Ihrer Tochter zugestoßen ist, erfahren?«
»Gestern Abend sind wir von unserem Urlaub zurückgekommen«, antwortete sie. »Unsere Nachbarin hat es uns erzählt. Es ist so traurig, sie hat im letzten Jahr endlich den Erfolg gehabt, den sie immer erreichen wollte, und dann das. Das ist so ungerecht. Mein Mann hat sich furchtbar aufgeregt und ist so
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