2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
darum.
Tatsächlich hielt sich Midden in Stamford auf. Wir fuhren los und legten während der Fahrt keine Pause ein. Das Mittagessen verschoben wir auf später, was dank der reichlichen Vorräte, die Phil am Morgen besorgt hatte, kein Problem war. Die Befragung von Miss Canaghans Ex-Freund hatte Priorität.
***
Wir erreichten Stamford über die Interstate 95 und fuhren zur Strawberry Hill Avenue, zu dem Haus, in dem Bill Midden gemeldet war. Es war ein relativ großes Apartmenthaus, das sich in leidlichem Zustand befand.
»Und die Peilung seines Handys hat ergeben, dass er sich hier befindet?«, fragte ich. »Ist er um die Zeit nicht bei der Arbeit?«
»Scheinbar nicht«, sagte Phil. »Oder er hat sein Handy zu Hause vergessen. Das werden wir gleich wissen.«
Er schaute die Klingelschilder durch, fand das von Midden und klingelte.
Kurz darauf ertönte eine verschlafen klingende männliche Stimme. »Wer ist da?«
»FBI«, antwortete Phil. »Machen Sie bitte auf, Mister Midden.«
Der Türsummer ertönte und wir traten ein. Middens Apartment befand sich im zweiten Stock. Er war ein recht kräftiger Mann mit einem dicklichen Bauch, der nur mit einer Trainingshose und einem T-Shirt bekleidet im Türrahmen stand. Seine kräftigen Arme waren stark behaart und er roch nach Alkohol.
»Wollten Sie wirklich zu mir?«, fragte er mürrisch.
»Wenn Sie Bill Midden sind, dann ja«, antwortete Phil.
»Der bin ich«, erwiderte Midden. »Kann ich mal Ihre Marke oder Ihren Ausweis sehen oder was auch immer Sie bei sich haben?«
»Klar«, sagte Phil und zeigte seine Dienstmarke vor.
»Sieht echt aus«, sagte Midden. »Wollen Sie reinkommen?«
Phil nickte und wir betraten das Apartment.
Der Flur direkt hinter der Wohnungstür sah aufgeräumt aus. Aber die Zimmer waren ziemlich zugemüllt. Offenbar legte Midden keinen großen Wert auf Ordnung.
»Entschuldigen Sie, ich bin in letzter Zeit nicht zum Aufräumen gekommen«, sagte er und nahm ein paar Pizzaschachteln von den Sesseln, damit wir uns setzen konnten. Dann ließ er sich auf der gegenüberliegenden Couch nieder.
»So, meine Herren, was kann ich für Sie tun?«, fragte Midden und wirkte etwas nüchterner als zuvor.
»Wir kommen aus New York und untersuchen den Mord an Zoe Canaghan«, antwortete Phil. »Haben Sie schon davon gehört?«
Midden nickte und schaute traurig drein. »Ja, habe ich, darüber wurde ja im Fernsehen berichtet. Hat mich richtig umgehauen. Ich bin danach sofort von Bier auf Jack Daniels umgestiegen. Hat aber noch nicht geholfen, die Trauer zu betäuben, nicht so richtig jedenfalls.«
»Das kann ich verstehen«, sagte ich und musterte ihn genau. »Hatten Sie in der letzten Zeit Kontakt zu Miss Canaghan?«
Er schüttelte den Kopf. »Seit ein paar Wochen nicht mehr. Wir hatten uns vor … ach, ich weiß nicht mehr genau, vor ein paar Monaten getrennt und ab und zu noch telefoniert. Aber seit drei oder vier Wochen war nichts mehr. Ich habe versucht, sie zu vergessen, und habe keine Ahnung, was sie gemacht hat. Wahrscheinlich hat sie sich in die Arbeit gestürzt, das war so ihre Art, mit privaten Problemen umzugehen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer etwas gegen sie hatte? Ich meine so sehr, dass er vor einem Mord nicht zurückschreckte?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Sie meinen, wer Zoe ermorden wollte? Keine Ahnung. Sie war eine nette Frau, schwer nachzuvollziehen, dass man ihr das angetan hat. Aber vielleicht hat es mit mir zu tun. Ich habe irgendwie immer Pech mit Frauen. Manchmal denke ich, es ist so eine Art Fluch.«
»Vielleicht eine Ex von Ihnen, die sauer auf Miss Canaghan war?«, fragte Phil.
Midden zwang sich ein Lächeln ab. »Ich glaube nicht, dass es eine Ex von mir gibt, die sich dafür interessiert, mit wem ich zusammen bin. Außerdem hatten sich Zoe und ich längst getrennt. Sorry, aber da kann ich Ihnen nicht helfen.«
»Hätte ja sein können«, sagte Phil. »Frauen machen manchmal die seltsamsten Dinge, wenn sie verliebt sind. Von wem ging die Trennung eigentlich aus? Von Miss Canaghan oder von Ihnen?«
»Sie wollte die Trennung«, antwortete Midden. »Ihre Karriere war ihr wichtiger als alles andere, und das ist der Preis – man opfert seine Beziehungen. So ist das halt in unserer schönen modernen Welt.«
»Ja, nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu kriegen«, stimmte ich ihm zu. »Wir überprüfen gerade alle Möglichkeiten, daher müssten wir auch wissen, wo Sie sich gestern Vormittag befunden haben.
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