2937 - Mein Vater – mein Feind
1905.«
»Weiter«, forderte die Stimme.
»Der Überfall dauerte nur wenige Minuten, es gibt keine weiteren Spuren. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, nichts.«
»Zeugen?«, wollte der Unbekannte wissen.
»Ein Passant, einige Autofahrer. Aber sie haben uns nichts an Informationen liefern können, was über das hinausging, was uns die Fahrer sagen konnten. Mehr wissen wir nicht.«
»Und beim Überfall auf den Juwelier?«
»Vermutlich die gleichen Leute. Wieder zu dritt, wieder Hulk-Masken.«
»Wurde eine Zahl am Tatort hinterlassen?«
Phil ging davon aus, dass sein Peiniger diese Information aus der Zeitung kannte. Es machte also keinen Sinn, zu lügen.
»Ja. 1905.«
»Was ist mit den Aufnahmen aus der Überwachungskamera?«
»Es befinden sich auf dem Film keine verwertbaren Informationen zu den Tätern. Nichts, was wir nicht schon wüssten«, sagte Phil. »Und ich Ihnen schon gesagt habe«, ergänzte er schnell.
»Und die Zeugin des Überfalls, die über die Medien gesucht wird? Hat sie sich bereits gemeldet? Bevor Sie antworten, denken Sie an meinen Mitarbeiter, Mister Decker. Ich möchte ihn ungern wieder zu Ihnen hereinschicken müssen.«
»Sie hat sich bislang nicht gemeldet«, sagte Phil wahrheitsgemäß.
Einige Sekunden verstrichen. Dann wurde der Riegel zurückgeschoben, und der Gorilla trat ein. Er postierte sich erneut hinter Phil.
»Hören Sie, das ist die Wahrheit.« Phil versuchte, seine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. »Wir haben wirklich keine weiteren Informationen.«
Der Gorilla ergriff Phils Handgelenke und schnitt das Klebeband durch, das die Hände mit dem Stuhl verband. Dann verband er ihm die Augen und löste schließlich die Fußfesseln. Er griff Phil unter die Achseln und half ihm, sich zu erheben. Anschließend führte er ihn aus dem Kellerraum, einige Stufen empor, durch eine Tür, die scheppernd zufiel, bis zu einem Auto, und stieß ihn schließlich in das Auto hinein. Nach einer halben Stunde Fahrt nahm der Gorilla Phil die Augenbinde ab. Am Steuer saß die junge Frau von der Hinfahrt, die nun das Radio einschaltete und einen Titel von Al Stewart mitsummte.
Phils gebrochener Finger schmerzte noch immer nicht, die Hand war allerdings nun stark angeschwollen. An der Straßenecke, an der Phil entführt wurde, brachte die junge Frau den Wagen zum Stehen. Der Gorilla bedeutete Phil mit einer Kopfbewegung auszusteigen. Phil kam der Aufforderung gerne nach.
Anschließend fuhr der Wagen langsam an. Phil überlegte kurz, einen Passanten zu bitten, die Polizei anzurufen und nach dem Wagen zu fahnden. Dann verwarf er den Gedanken sofort. Der Wagen war vermutlich ohnehin gestohlen worden. Und verwertbare Spuren würde man auch nicht finden, dazu waren die Entführer zu professionell vorgegangen.
Phil überquerte die Straße und winkte sich mit der unverletzten Hand ein Taxi heran. »Field Office, FBI«, sagte er kurz.
***
Zwanzig Minuten später fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich Phil im Türrahmen unseres Office sah.
»Ich wollte noch bis Mittag warten, dann hätte ich eine Großfahndung gestartet. Wo warst du denn?«, wollte ich wissen.
»Ich war verhindert«, antwortete Phil knapp.
»Und was hast du mit deinem kleinen Finger gemacht?«
Phil ignorierte meine Bemerkung. »Michele Pasquano hat mich entführen lassen, um zu erfahren, ob wir Informationen darüber haben, wer hinter den Überfällen stecken könnte.«
»Du bist entführt worden?«, fragte ich entsetzt. »Und das sagst du erst jetzt?«
»Ich bin doch gerade erst zur Tür hereingekommen.«
Ich war fassungslos. »Bist du okay, Phil?«
»Ja«, antwortete Phil mürrisch. »Es geht schon, bis auf den Finger.«
Phil hob die Hand.
»Das musst du im Krankenhaus untersuchen lassen.«
Phil nickte. »Leider wird es nicht bei einer Untersuchung bleiben. Dazu war das Geräusch, dass ich gehört habe, als mir der Gorilla den Finger bearbeitet hat, zu eindeutig.«
»Ich fahr dich«, sagte ich kurz und schnappte mir den Wagenschlüssel.
»Woher weißt du, dass es Pasquano war?«, fragte ich meinen Partner auf dem Weg zum Auto.
»Wer sollte es sonst sein? Etwa die Gangster, die die Überfälle verübt haben?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wäre zumindest nicht auszuschließen.«
»Aber warum sollten sie das tun? Um sicherzugehen, dass wir nichts wissen? Dann müssten sie mich nächste Woche wieder entführen, um zu erfahren, ob wir dann noch immer nichts in Erfahrung gebracht haben.«
Ich musste
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