2937 - Mein Vater – mein Feind
stellen, dann sind uns die Hände gebunden. Pasquano hingegen lässt solchen Leuten die Finger brechen. Und wenn das nichts bringt, dann die Hände, die Arme, und vielleicht noch mehr. Und irgendwann reden sie.«
»Ein schmaler Grat, auf den du dich da begeben willst, Jerry.«
»Wir bleiben Pasquano auf den Fersen und schauen, wo er uns hinführt. Bevor es zu einer Straftat kommt, greifen wir ein.«
Zeery erschien in unserem Office. »Der Film aus der Überwachungskamera des Juweliers ist qualitativ ganz gut, und die Frau im Schaufenster ist auch einigermaßen deutlich zu erkennen.« Zeery legte ein großformatiges Foto auf den Schreibtisch.
»Danke, Zeery.« Ich nahm Phils Coke und trank sie in einem Zug leer. »Welchen Eindruck macht die Frau auf dich?«, wollte ich wissen.
Zeery schüttelte den Kopf. »Sie beobachtet das Geschehen. Und dass sie es über einige Minuten beobachtet, ohne die Polizei zu rufen, ist schon merkwürdig. Zu den Gangstern gehört sie aber nicht.«
»Woher willst du das wissen, Zeery?«, hakte ich nach.
»Schaut euch mal ihr Gesicht an. Oder besser ihren Blick. Sie beobachtet die ganze Zeit den Überfall.«
»Du meinst …«, begann Phil.
»Wenn sie zu den Gangstern gehören würde, dann hätte sie die Straße beobachtet. Aber sie sieht die ganze Zeit in den Laden. Warum?«
»Tja, warum?« Ich beobachtete aus dem Fenster den zäh fließenden Verkehr. »Es wird schon wieder dunkel, und wir sind keinen Schritt weiter. Gangster, die keine Spuren hinterlassen, eine Zahl, deren Bedeutung wir nicht kennen, und eine Frau im Spiegel, die sich nicht bei uns meldet.«
»Und wir müssen darauf hoffen, dass uns ein Mafioso bei der Lösung des Falles hilft«, ergänzte Phil resigniert.
»Wir müssen Geduld haben. Es gibt kein perfektes Verbrechen. Schon gar nicht, wenn drei Täter beteiligt sind. Sie werden einen Fehler machen, da bin ich mir sicher.«
»Oder sie haben schon einen Fehler gemacht, den wir bislang übersehen haben«, stellte Phil fest.
»Hat sich Joe Brandenburg schon gemeldet?«, fragte ich Zeery.
»Vor einer halben Stunde. In Pasquanos Haus ist es ruhig. Niemand ist gekommen, niemand ist gegangen. Keine Telefonate. Nichts.«
***
Das Telefon klingelte wieder mitten in der Nacht. Diesmal hatte ich allerdings noch nicht geschlafen. Keine drei Minuten später sammelte ich Phil auf und berichtete ihm vom Überfall auf den Spielzeugladen FAO Schwarz in der 59th Street. »Sie sind durch ein Nachbargebäude in den Keller eingedrungen und haben den Tresor leergeräumt. Aber ein Wachmann hat Alarm auslösen können. Die Cops sind an ihnen dran.«
»Woher wussten die Cops, dass es sich wieder um unser Trio handelt?«
»Sie haben einen der Gangster am Tatort gesehen, und er trug eine Hulk-Maske. Außerdem haben sie ihre Visitenkarte hinterlassen.«
»Lass mich raten, Jerry. Eins – neun – null – fünf.«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Diesmal haben sie einen Namen hinterlassen. David Frazer. Der Name war über eines der Schaufenster gesprayt. Und sie haben auf den Wachmann geschossen, nachdem sie ihn gezwungen hatten, die Tür zu öffnen.«
Dann erreichte uns ein Funkspruch. »Detective Levay vom 19. Revier. Die Täter flüchten in einem dunklen Mercedes auf dem Broadway Richtung Norden. Sie befinden sich in Höhe der 72nd Street.«
Das Glück war auf unserer Seite, das Fluchtfahrzeug musste uns jeden Moment entgegenkommen.
»Gut, wir sind jetzt auf dem Broadway in Höhe der 79th Street. Sie müssten jeden Moment …«
Bevor ich den Satz beenden konnte, rauschte ein dunkler Mercedes mit überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei.
Ich wendete den Wagen und trat das Gaspedal voll durch. Meter für Meter kamen wir an das Fluchtfahrzeug heran.
»Kannst du sehen, wie viele Personen in dem Wagen sitzen?«
»Schwer zu sagen. Die Heckscheibe ist getönt.«
Ich bremste ein wenig ab, da wir eine große Kreuzung bei Rot überqueren mussten. Phil hatte zwar die Sirene und das Blaulicht angeschaltet, aber man konnte nie sicher sein, dass man von allen anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen wurde. Den Fahrer des Mercedes scherte das nicht. Gerade wich er im letzten Moment einem Truck aus, der krachend in einen Van fuhr.
»Wann hast du eigentlich dein letztes Fahrtraining absolviert, Jerry?«
»Fahrtraining? Was für ein Fahrtraining?«
Ich hatte mittlerweile wieder das Gaspedal durchgedrückt und näherte mich erneut dem Fluchtfahrzeug. An der Kreuzung Amsterdam
Weitere Kostenlose Bücher