2937 - Mein Vater – mein Feind
Gangster auf der Aufnahme schreckten zusammen und schauten sich kurz an, um dann ihre begonnene Tätigkeit fortzusetzen.
Nach einer weiteren Minute verließ ein weiterer Täter das Bild. Dann nahm der verbliebene Gangster eine Spraydose, verließ ebenfalls das Geschäft und blieb kurze Zeit an der Hauswand stehen. Dann ging auch er. Mehr war nicht zu sehen. Zumindest dachte ich das.
»Da hat er die Zahl an die Wand gesprayt«, bemerkte ich. »Und dann sind sie verschwunden. Keine Minute später waren die Cops vor Ort.«
Ich wollte mich gerade beim Techniker bedanken, als sich Phils Kopf dem Bildschirm immer mehr näherte. Der Techniker und ich schauten uns fragend an. »Alles in Ordnung, Phil?«, wollte ich wissen.
Anstelle einer Antwort bat Phil den Techniker, das Standbild zu vergrößern. »Worauf willst du hinaus, Phil?«, fragte ich verwundert.
»Das Schaufenster«, sagte Phil nur und starrte angestrengt auf den Bildschirm. »Geht das noch größer?« Der Techniker nickte.
»Noch größer?«, fragte Phil.
»Schwierig«, antwortete der Techniker. »Je stärker ich die Aufnahme vergrößere, desto unschärfer wird das Bild.«
»Machen Sie es bitte trotzdem«, bat Phil, und nun nahm das Schaufenster fast die gesamte Fläche des Bildschirms ein. Ich pfiff anerkennend.
»Du hast ein Adlerauge, Phil.«
Was Phil in der letzten Einstellung entdeckt hatte, sahen wir nun in der Vergrößerung. Am äußeren Rand des Schaufensters war eine junge Frau zu sehen. Der Techniker spielte die Aufnahme ein kleines Stück zurück, und es war zu sehen, dass die Frau in den Laden hineinschaute, während die Täter den Laden ausräumten.
»Eine Zeugin«, sagte ich. »Vielleicht hat sie etwas gesehen, was uns weiterhilft.«
Phil nickte zustimmend. »Bislang haben wir nur reagiert. Es wird Zeit, dass wir das Heft des Handelns in die Hand nehmen.«
»Was schlägst du vor?«
»Wir bitten die Frau über die Medien, sich unbedingt bei uns zu melden. Vielleicht werden dann auch die Gangster nervös, wenn sie wissen, dass es einen Zeugen gibt, der sie beobachtet hat.«
»Wenn wir es an die Medien geben, dann ist die Frau vielleicht in Gefahr«, gab ich zu bedenken.
»Das glaube ich nicht. Schließlich haben die Gangster wieder die Masken getragen und in Kauf genommen, dass sie in der Aufmachung gesehen werden. Warum sollten sie da etwas befürchten?«
»Weil sie nicht wissen, was sie gesehen hat«, entgegnete ich. »Vielleicht hat sie den Wagen gesehen, mit dem sie den Tatort verlassen haben. Oder es hat sich einer von ihnen die Maske abgenommen, als er dachte, sie seien unbeobachtet.«
Phil war da anderer Meinung. »Die Gangster gehen so professionell vor, dass sie vermutlich nicht einen solchen Anfängerfehler machen würden.«
Ich war noch unschlüssig. »Und was ist mit Pasquano? Für den könnte die Zeugin ebenfalls interessant sein.«
»Kann schon sein, aber wie sollte er sie finden? Wir haben doch schon häufiger durch die Medien Zeugen gebeten, sich zu melden.«
»Das sind aber meistens Zeugen, die zufällig am Ort des Geschehens waren. Das kann bei unserer Zeugin natürlich auch so sein. Es kann aber auch sein, dass es eine Anwohnerin ist, die mit dem Hund oder ihrem Kind draußen war. Da der Juwelier in einer ruhigen Gegend liegt, in die sich so gut wie keine Touristen verirren, ist das nicht völlig ausgeschlossen.«
Phil war entschieden. »Auch wenn du recht haben solltest, müssen wir das Risiko eingehen.«
»Okay. Hat sich eigentlich jemand nach der Veröffentlichung der Zahl auf der Fassade des Juweliers gemeldet?«
Phil schüttelte den Kopf. Wir brauchten endlich eine heiße Spur.
***
»Und ob du das machst«, zischte Pasquano. »Denn wenn du es nicht machst, wirst du nicht mehr ruhig schlafen können. Und du möchtest doch ruhig schlafen, oder? »
Federico wirkte äußerlich gelassen. »Willst du mir drohen, Onkel?«
»Du bist eine Schande für die Familie. Dass du das Geld verprasst, ist eine Sache, aber dass du dich einen Scheißdreck um die Familie kümmerst, ist eine andere Sache. Das Erste kann ich akzeptieren. Das Zweite nicht.«
Federico lächelte sanft und schüttelte den Kopf. »Du sagst Familie, aber du meinst dich. Nur dich.«
Pasquano breitete die Arme aus. »Federico. Komm doch zur Vernunft. Du hast mich in eine schwierige Situation gebracht. Die Bullen überwachen mich auf Schritt und Tritt, seit du es versaut hast, den Stoff aus Kolumbien sicher aufzunehmen.« Er lächelte. »Aber
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