2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
Straße stehen, aber keine Spur von dem Mann, den ich verfolgte. Stattdessen stand ich direkt vor einem gelben, flach auf die Straße gepressten Maserati. Ohne zu zögern, riss ich die Beifahrertür auf und griff nach der Schulter des Mannes, der dort saß.
Ein lauter Unmutsschrei durchdrang die hämmernde Musik, aber ich sah sofort, dass der Kerl nicht unser Mann sein konnte. Nicht nur seiner großen und breiten Statur wegen, sondern auch, weil es sich um einen Afroamerikaner mit beeindruckend langen Dreadlocks handelte. Auch der Fahrer selbst ähnelte in keinster Weise dem Flüchtigen aus dem Club.
»Hey, Mann …«, fauchte der Kerl mit den Dreadlocks mit bedrohlicher Miene.
»FBI!« Ich klappte meinen Ausweis auf und starrte in zwei überraschte Gesichter. »Haben Sie eben hier einen Mann herauslaufen sehen?«
Die beiden sahen sich kurz an, dann nickte der Beifahrer. »Jemand lief hier sehr schnell entlang«, er deutete in Richtung des Clubs.
»Danke. Sie können weiterfahren.« Schwungvoll schmiss ich die Wagentür zu, der Motor röhrte auf und die beiden Männer verschwanden in die Nacht. Schwer atmend stand ich auf dem Bürgersteig, als sich von hinten schnelle Schritte näherten.
»Phil.« Ich drehte mich achselzuckend zu meinem Partner um. »Der Kerl war unheimlich flink. Er ist mir durch die Lappen gegangen.«
***
Das von Eileen beschriebene Versteck lag im Hinterhof, in den wir nach der erfolglosen Verfolgung zurückkehrten. Seitlich von dem Punkt, an dem wir das Gebäude wenige Minuten vorher verlassen hatten, ging es einige ausgetretene Steinstufen hinunter zu einer Metalltür. Sie öffnete sich auf unser Klopfen hin langsam und Eileens blasses Gesicht erschien. Ihre Nase war noch immer leicht rot, aber die Panik in ihrem Blick rührte sicherlich nicht daher. Sie war spürbar erleichtert, uns zu sehen.
»Kommen Sie rein«, bat sie uns, wobei ihre Augen die Umgebung abcheckten. »Wir haben Schüsse gehört«, teilte sie uns mit.
»Das war der Kerl, der die Mädchen verfolgt hat. Er ist geflüchtet«, informierte ich sie.
Wir betraten einen alten Gewölbekeller, der als Getränkelager diente. Kisten voller Wein und Schnaps, dicht gestellte Türme von Paletten mit Softgetränken, fässerweise Bier waren hier gestapelt. Inmitten dieser Vorräte hockten zwei Mädchen, die uns verschreckt entgegenblickten. Gwen war dunkelblond und schmal, Michelles dunkles Haar hing strähnig herunter, ihr Gesicht wirkte ohne die Schminke jünger, als sie war.
»Michelle Clarke?«, fragte ich vorsichtshalber. Sie nickte und ihre zerbissene Unterlippe fing an zu zittern.
»Mein Name ist Jerry Cotton. Ich bin Agent vom FBI New York, und das ist mein Partner Phil Decker.« Phil nickte den beiden Mädchen beruhigend zu.
»Michelle, wir suchen Sie schon den ganzen Abend. Ich bin sehr froh, dass wir Sie gefunden haben und dass Ihnen nichts geschehen ist. Sie müssen uns sagen, was Sie im Hotel gesehen haben.«
Das Mädchen senkte den Kopf und fing an zu weinen.
***
Eileen hatte Michelle gerettet und sie einfach über die letzte Treppenstufe gezogen. Dem Angreifer hatte die Türsteherin eine Ladung Pfefferspray verpasst, das hatte ihr Zeit verschafft, die Tür zuzuschlagen, um mit den beiden Mädchen in den Kellerraum nebenan zu flüchten.
Nach dem Mann, den Michelle als Mörder ihres Vaters identifiziert hatte, leiteten wir sofort eine Fahndung ein. Die beiden Mädchen brachten Phil und ich ins FBI-Hauptquartier.
Trotz ihres desolaten Zustands mussten wir Michelle umgehend bitten, eine genaue Beschreibung des Mannes zu liefern sowie uns zu sagen, was genau am frühen Abend im Hotel geschehen war. Im Club waren währenddessen mehrere Beamte dabei, diejenigen Besucher zu befragen, die den Disput zwischen Cameron und dem Mörder beobachtet hatten.
»Wie geht es ihm?«, fragte Gwen.
Es ging ihrem Freund nicht gut, er hatte einen Lungenschuss abbekommen. Aber die Ärzte waren der Meinung, er würde es schaffen.
Wir versorgten die beiden Teenager erst einmal mit heißen Getränken und Schokoriegeln, um sie nach diesem Stress zu beruhigen. Der Schock über die Geschehnisse kam bei den beiden jetzt erst richtig durch.
Dennoch schaffte es Michelle, uns eine ziemlich genaue Beschreibung des Mörders zu liefern. Das Phantombild, das entstand, war so gut, dass wir damit die möglichen Verdächtigen in unserer Kartei sehr eng eingrenzen konnten.
»Falls der Mann bei uns bekannt ist, werden wir ihn damit finden«,
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