Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2938 - Versteck dich, wenn du kannst!

2938 - Versteck dich, wenn du kannst!

Titel: 2938 - Versteck dich, wenn du kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
beruhigte ich das Mädchen.
    »Da ist noch etwas«, sagte es zögernd. »Der Mörder hat sich nach der Tat mit jemandem getroffen. Und das war ein Polizist.«
    ***
    Während eine junge Beamtin mit Michelle die Fotos am Computer durchsah, gingen wir in einen anderen Raum. Dort hatte sich inzwischen Gwens Mutter eingefunden, eine schlanke Blondine, die trotz der ungewöhnlichen Situation nicht ihre beherrschte Ausstrahlung verlor.
    »Kann Michelle heute Nacht bei uns bleiben?«, bettelte ihre Tochter gerade.
    Mrs Upshaw zuckte mit den Schultern und blickte zu Phil und mir. »Kann sie?«
    »Wenn Sie nichts gegen die zusätzliche Gesellschaft von zwei weiblichen FBI-Agents haben, ja. Noch läuft der Mörder frei herum und Michelle ist nach wie vor nicht außer Gefahr.«
    Die blauen Augen der Mutter taxierten uns scheinbar emotionslos. »Meine Tochter, Gwen, er hat sie gesehen … und sie ihn auch. Deshalb der Schutz auch für sie?«
    Phil und ich nickten synchron.
    »Es wird noch eine Weile dauern, bis Sie sie mitnehmen können. Wir müssen die Aussagen der beiden Mädchen protokollieren.«
    »Gut, Agent Cotton. Ich möchte dabei sein, wenn meine Tochter befragt wird.«
    Während Phil Gwens Befragung durchführte, kehrte ich zu Michelle zurück. Noch hatte sie niemanden identifiziert. Es war inzwischen weit nach zwei Uhr nachts und ich hoffte, dass sie kräftemäßig durchhalten würde, bis wir ein Ergebnis hatten. Parallel dazu versuchten wir in kurzen Abständen, Laura Clarke zu erreichen – immer ohne Ergebnis.
    Kurz vor drei Uhr schnappte Michelle laut nach Atem.
    »Das ist er!«, rief sie aus und zeigte mit zitternden Fingern auf den Mann, dessen Foto im Computer sichtbar war. Ein schmales, grau wirkendes Gesicht, dunkle Augen, so unbewegt wie Kieselsteine.
    Mariusz Thomson war kein Unbekannter für uns, er war wegen kleinerer Delikte aufgefallen und galt als extrem gewaltbereit.
    »Holen wir uns den Kerl«, brummte Phil, als wir nur Minuten später die Büros verließen, um dem Verdächtigen einen Besuch abzustatten.
    ***
    Ich jagte den Jaguar mit röhrendem Motor durch die nachtdunklen Straßen. Die letzte bekannte Adresse des Mannes, der vermutlich Paul Clarke erschossen hatte, befand sich im Bereich der East 2nd Street und Third Avenue, in der Nähe einer russisch-orthodoxen Kirche. Dort wohnhaft war nach unseren Informationen auch Agnieszka Thomson, die verwitwete Mutter von Mariusz. Um den Verdächtigen nicht zu warnen, hatte ich weder Sirene noch Rotlicht eingeschaltet.
    Unter der Adresse, die wir suchten, fanden wir ein anonymes, gesichtsloses Gebäude. Die Haustür schloss nicht richtig und gab den Weg frei in einen dunklen, muffig riechenden Flur. Phil blockierte im Erdgeschoss den Fahrstuhl und damit einen möglichen Fluchtweg Thomsons, während ich schon dabei war, die ausgetretenen Stufen in den dritten Stock hinauf zu nehmen. Oben angekommen, blieb ich abrupt stehen. Phil, der nur Sekunden später neben mir stand, fluchte leise.
    Die Tür zur Wohnung von Agnieszka und Mariusz Thomson war eingetreten worden. Sie hing schief in den Angeln, das Schloss war gesplittert. Dahinter war es dunkel und ruhig. Mit der Fußspitze schob ich die Tür ganz auf.
    »Miss Thomson?«, rief ich in die Dunkelheit hinein. Niemand antwortete.
    Der metallische Geruch, der mir in die Nase stieg, verhieß nichts Gutes.
    »FBI. Wir kommen jetzt rein!«, rief ich. Aber in meinem Innersten wusste ich schon, dass mir niemand antworten würde. Wir fanden Agnieszka Thomson in der kleinen Küche. Man hatte die Frau mit Klebeband gefesselt und sie mit einem aufgesetzten Schuss in den Nacken getötet. Ihr Sohn Mariusz lag in einem der beiden Schlafzimmer. Dort musste ein Kampf stattgefunden haben, Kissen und Decken lagen am Boden, ein Nachttischchen mit Lampe war umgestürzt. In seiner Brust steckten zwei Kugeln. Seine eigene Waffe, eine Ceska, fanden wir unter dem Bett. Es war, wie wir inzwischen wussten, dasselbe Fabrikat, mit dem Paul Clarke ermordet worden war.
    Nur leider konnten wir seinen Mörder nicht mehr dazu befragen, warum der Mann sterben musste.
    ***
    Am nächsten Morgen saßen Phil und ich im Büro des Assistant Director. Trotz des nächtlichen Einsatzes fühlte ich mich hellwach, was nicht nur an dem exzellenten Kaffee lag, mit dem Helen uns versorgt hatte. Mr High hatte sich unseren Bericht schweigend angehört, ab und zu fuhr er sich dabei über sein silbergraues Haar.
    »Sie haben also den Mörder identifiziert.

Weitere Kostenlose Bücher