2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
wäre.
»Du kannst bei mir übernachten und so lange bei mir bleiben, bis mein Vater zurück ist«, tröstete Gwen sie. Und dann, als sei ihr etwas Unangenehmes eingefallen, fragte sie, ob jemand von ihrer Verbindung wisse. Michelle schüttelte den Kopf. Sie hatte niemandem von ihrer Bekanntschaft mit Gwen erzählt, mit Ausnahme von Kevin. Aber ihr Schulfreund war in Toronto, weit weg von New York.
Kaum war alles geklärt gewesen, war dieser Mann erschienen. Sie erkannte ihn sofort: das dunkle Haar, das ihm wirr in die Stirn fiel, der magere Hals und die seltsam schief aussehenden Schultern.
Michelle schrie entsetzt auf und Gwen, die ziemlich pragmatisch veranlagt war, zog sie von ihrem Sitzplatz hoch, schubste sie zu der roten Tür, an der sie blitzschnell eine Zahlenkombination eingab. Die Tür sprang auf und Gwen schob Michelle hinein. Im Hintergrund hörten sie noch, wie Gwens Begleiter sich mit dem Killer stritt. Sie wollte ihm zurufen, der Mann sei gefährlich, doch da hatte sich der Zugang bereits wieder geschlossen. Mit heftig klopfendem Herzen rang Michelle nach Luft. Dann sank sie an der Wand entlang auf den Boden.
»Das ist er. Das ist der Mann, der meinen Dad erschossen hat«, japste sie.
Gwen wurde blass. »Bist du sicher?«, fragte sie mit zittriger Stimme. »Er wird doch nicht …« Der Rest des Satzes blieb in der Luft stehen.
»Wir kommen hier nicht mehr raus«, antwortete Michelle dumpf und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Er wird so lange vor dem Club warten, bis wir gehen.« Sie hatte nun auch noch Gwen in Gefahr gebracht, an deren Freund draußen vor der Tür mochte sie überhaupt nicht denken.
»Bleib cool, Michelle. Cameron kann auf sich aufpassen.« Gwens Stimme klang brüchig, so als müsse sie sich selbst von dem überzeugen, was sie sagte.
»Außerdem gibt es einen Weg hier hinaus. Komm mit!« Sie griff nach Michelles Hand und zog sie auf die Beine. »Wir fahren zu mir nach Hause, holen meine Mom aus ihrer Donnerstags-Freundinnenrunde und dann wird uns gemeinsam schon was einfallen.«
»Ich kann nicht zur Polizei, das habe ich dir schon gesagt«, erinnerte Michelle sie.
»Unsinn!«, widersprach Gwen. »Auch wenn ein Polizist mit dem Mörder gemeinsame Sache gemacht hat, heißt das ja noch nicht, dass alle Cops in dieser Stadt korrupt sind. Ganz im Gegenteil«, brummte sie.
»Ich habe ihn vielleicht gesehen«, murmelte Michelle wie geistesabwesend. »Kurz bevor du zurückgerufen hast, habe ich einen Mann gesehen, der dem Komplizen ziemlich ähnlich sah. Er ging direkt an mir vorbei in der Subway-Station. Er muss einen Zug genommen haben, ich habe ihn nicht zurückkommen sehen.«
»Moment mal!«
Gwen drehte sich mit gerunzelter Stirn zu Michelle um. »Dass dich der Polizist nicht erkannt hat, ist klar, er war nicht im Hotelzimmer. Aber du sagtest doch auch, der Mörder hätte dich nicht gesehen. Wie konnte er dich denn eben erkennen? Wie hat er dich überhaupt ausfindig gemacht? Das kann doch kein Zufall sein, dass er hier im Club ist?«
Die beiden Teenager sahen sich ratlos an.
»Komm, lass uns verschwinden!« Gwen hieb mit der flachen Hand auf den Metallknopf eines Handtrockners, und die mit einem Spiegel verkleidete Tür zum Nebenraum sprang auf. Im selben Moment hatte ihr Verfolger es geschafft, zu ihnen hereinzukommen.
***
Mit heftigem Schwung sprang der Zugang zum Waschraum auf und Paul Clarkes Mörder stürmte herein. Sofort, als er die beiden Mädchen in dem offen stehenden Durchgang sah, zog er seine Waffe. Gwen schrie auf und zog Michelle hinter sich her in den angrenzenden Raum.
Mariusz wollte ihnen folgen, aber Michelle zog die Tür von innen so schnell und heftig zu, dass sein Arm mit der Waffe eingeklemmt wurde. Der Mann brüllte vor Wut oder aus Schmerz. Ein Schuss löste sich und der ohrenbetäubende Knall erschütterte den Keller. Gwen ließ Michelles Hand los und stolperte in blinder Panik voran, die Treppe zum Hinterausgang hinauf. Am unteren Ende flog die Tür auf und Michelle, die sich nach dem Schuss instinktiv zu Boden hatte fallen lassen, trat mit aller Kraft nach dem Mann, der nun im Türrahmen erschien.
Ihr Fuß traf ihn an einer Stelle, die brüllenden Schmerz auslöste. Er krümmte sich unwillkürlich zusammen und die Zeit nutzte Michelle, um aufzuspringen und hinter Gwen herzuhasten. Dicht hintereinander rannten die beiden Frauen die Treppe nach oben, wo sich bereits eine Tür geöffnet hatte.
Noch hatten sie es nicht bis
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