2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
Experten. »Normalerweise machen es uns die Nutzer selbst doch um einiges leichter«, fügte er hinzu.
»Da sage noch einmal einer, die Teenager heutzutage gingen mit ihren persönlichen Daten viel zu fahrlässig um«, brummte Phil. »Ausgerechnet Michelle scheint da ganz anders zu ticken.«
Zurück in unserem Büro, sahen wir, dass inzwischen sogar schon die neuesten Erkenntnisse der Spurensicherung aus dem Hotel vorlagen.
»Jemand ist über den Balkon geklettert. Wir haben Fingerabdrücke ein und derselben Person im Zimmer und am Geländer gefunden, können sie aber nicht zuordnen. Nach dem, was wir wissen, muss es Michelle gewesen sein. Im Hotel und auf dem ganzen Gelände gibt es sonst keine Spur von ihr. Übrigens auch sonst keinerlei Hinweise von dem oder den Tätern, soweit man das bei einer Untersuchung in einem Hotelzimmer überhaupt sagen kann.«
»Michelle hat also den Mord an ihrem Vater beobachtet und ist über den Balkon geflohen? Mein Gott, Phil, wir müssen das Mädchen schnellstens finden!«
Mein Partner nickte. »Die Fahndung nach ihr ist bereits raus, ihr Foto geht gerade an alle Cops in New York.«
»Warum hat sie sich nicht bei der Polizei gemeldet?«, rätselte ich.
»Vielleicht hat sie lieber ihre Mutter kontaktiert? Wo immer die auch sein mag!«
Auch mit der Frage, wo genau sich Laura Clarke aufhielt, waren wir bisher noch keinen Schritt weitergekommen.
***
Michelle stand auf der dunklen Straße vor einem Diner und sah sich um. Sie zitterte, seit sie aus dem Hotel geflohen war, und sie fror trotz ihrer Lederjacke entsetzlich. Sie hatte keine Ahnung, wo genau sie sich gerade aufhielt, noch konnte sie einen klaren Gedanken fassen, wie alles weitergehen sollte. Ihr Zeitgefühl war völlig im Eimer, die letzte Stunde war sie einfach nur gelaufen, und es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Doch die Gespenster des zurückliegenden Abends verfolgten sie immer noch.
Nachdem sie entdeckt hatte, dass der Mörder ihres Vaters mit einem Cop gemeinsame Sache machte, hatte sie sich davor gefürchtet, zur Polizei zu gehen. Und auch ins Hotel hatte sie sich nicht zurückgewagt. Was, wenn auch dort jemand war, der ihr nicht helfen, sondern sie verpfeifen würde? Sie hatte keine Ahnung, warum ihr Vater hatte sterben müssen, aber für sie stand außer Frage, dass es kein Raubüberfall gewesen war, sondern gezielter Mord!
Nachdem sie die beiden Männer gesehen hatte, war sie einfach in blinder Panik davongelaufen, schließlich in einem Park gelandet und von dort aus immer weiter gegangen, ohne einen klaren Gedanken im Kopf. So lange, bis sie nicht mehr konnte. Erst als sie sich völlig erschöpft vor einem zu dem Zeitpunkt ziemlich leeren Diner wiedergefunden hatte, war ihr ihre Lage wieder bewusst geworden.
Sie war hineingegangen, um sich mit einem Burger und Kaffee zu stärken. Sie hatte ihr Geld gezählt und festgestellt, dass sie noch genügend Bares bei sich trug, um ihre Kreditkarte nicht einsetzen zu müssen.
Danach hatte sie ihr Smartphone aus der Jackentasche gezogen. Ihr erster Impuls war es gewesen, ihre Mutter anzurufen. Trotz des heftigen Streits zwischen ihnen, der sich inzwischen seit Wochen hinzog, war sie diejenige, die wüsste, was zu tun sei.
Doch als Michelle sich durchgerungen hatte, die Festnetznummer zu wählen, sprang lediglich der Anrufbeantworter an. Sie kappte die Verbindung und versuchte es auf dem mobilen Telefon ihrer Mutter. Dort bekam sie lediglich die Information, der Teilnehmer sei nicht erreichbar.
»Alles in Ordnung, Herzchen?« Die Bedienung war neben ihr aufgetaucht und hatte ihre Bestellung gebracht. Die Frau wirkte freundlich, Michelle hatte sich gezwungen, die Mundwinkel nach oben zu ziehen und zu nicken. Bloß keine Schwierigkeiten, bloß nicht auffallen. Sie hatte doch nur ihren Dad besuchen wollen. Den sie so selten sah und so sehr vermisste. Und jetzt war er tot.
»Lass doch die Zigaretten. Rauchen ist ungesund«, hatte er zu ihr gesagt, als sie auf den Balkon hinausgegangen war. Und jetzt hatte vermutlich genau diese schlechte Angewohnheit ihr das Leben gerettet.
Als ihr der Duft des gebratenen Fleisches in die Nase gestiegen war, widerte sie das Essen trotz des Hungers, den sie wenige Minuten vorher noch verspürt hatte, an. Dann war plötzlich Galle in ihre Speiseröhre aufgestiegen. Michelle hatte in die Waschräume sprinten müssen. Sie hatte sie gerade noch rechtzeitig erreicht und sich dort mehrfach in einer der Toiletten erbrochen. Erst als das
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