2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
die nun abzogen, um dem FBI den Fall zu überlassen.
***
Die erste Überprüfung von Paul Clarke ergab ein unauffälliges Bild. Clarke war seit Jahren geschieden. Seine Ex-Frau Laura und die gemeinsame Tochter Michelle lebten in Boston, er selbst war nach der Trennung nach Seattle gegangen. Wir hatten Glück. Durch den Zeitunterschied erreichten wir noch jemanden in der Personalabteilung seines Arbeitgebers.
Dort gab man uns die Auskunft, er sei als einer der Redner bei dem Kongress vorgesehen gewesen, alleine gereist und habe sich am Tag seines Todes nachmittags noch mit zwei E-Mails in seiner Abteilung gemeldet. Der Schriftverkehr drehte sich dabei um die Verschiebung eines Termins im folgenden Monat und hatte ganz offensichtlich nichts mit den Geschehnissen in New York zu tun.
Man konnte uns darüber hinaus mit einer weiteren Information helfen, indem wir die einzig dort bekannte Telefonnummer von Paul Clarkes geschiedener Frau genannt bekamen. Wir erhielten jedoch bei mehreren Versuchen, sie zu erreichen, die automatisierte Antwort, der Teilnehmer sei nicht zu erreichen.
»Entweder handelt es sich um Raubmord und Clarke war ein Zufallsopfer, oder es gibt einen beruflichen oder persönlichen Hintergrund. Ist doch merkwürdig, dass seine Ex-Frau nicht zu erreichen ist«, dachte Phil laut nach.
Wir checkten zunächst einmal die Namen seiner Familienangehörigen. Laura und Michelle Clarke waren für das FBI Unbekannte, weder Mutter noch Tochter waren jemals bei irgendeinem Fall in Erscheinung getreten. Dennoch hatte Phil bei seiner anschließenden allgemeinen Suche im Netz Glück.
»Schau mal, was ich gefunden habe.« Phil drehte den Bildschirm seines Smartphones so, dass ich sehen konnte, was er entdeckt hatte.
»Eine Michelle Clarke aus Boston hat ein Profil bei einem sozialen Netzwerk namens ProfileOneNet . Dort hat sie vor zwei Tagen gepostet, dass sie heute mit ihrer Schulklasse für eine Woche nach Toronto fährt.«
Er zoomte ein Foto des Teenagers näher heran. »Wenn das keine Ähnlichkeit mit der Beschreibung des Portiers hat, fresse ich einen Besen.«
Eine junge Frau schaute ernst in die Kamera. Ihr schwarzes Haar war kurz geschnitten, die Spitzen leicht punkig gegelt. Michelles Augen waren dick mit dunklem Kajal umrandet, der einen aparten Kontrast zu der hellgrünen Iris bildete. Sie war ein hübsches Mädchen, das auf den ersten Blick trotz all ihrer kosmetischen Bemühungen noch etwas unfertig wirkte.
»Dann ist Paul Clarkes Tochter nicht nach Toronto gefahren, sondern nach New York, um sich mit ihrem Vater zu treffen. Ein Treffen hier lässt sich für einen Teenager von Boston aus sehr viel besser organisieren, als nach Seattle zu fliegen.«
»Genau, Jerry. Und jetzt gibt es drei Möglichkeiten: Sie war schon wieder weg, als der Mord geschehen ist, und weiß womöglich noch gar nicht, was passiert ist. Oder sie war bei ihrem Vater, als er umgebracht wurde, und ist jetzt selbst tot. Oder sie hat es geschafft zu flüchten und hält sich versteckt. Dann haben wir eine Zeugin.«
»Was schreibt sie sonst noch? Siehst du irgendeinen Hinweis darauf, wo wir sie erreichen können?«
Phil schüttelte den Kopf. »Immer nur kurze Postings darüber, was sie gerade macht, liest, welche Musik sie hört und dergleichen. Darüber hinaus wenig. Keine Möglichkeit, sie direkt zu kontaktieren. Das Mädchen hat die Türen zum Privatbereich alle fest geschlossen. Wir könnten etwas zur Kontaktaufnahme posten, das wäre dann allerdings öffentlich.«
»Lieber nicht, solange wir nicht wissen, was genau geschehen ist. Was ist mit ihren Buddylisten?«
»Keine, die außerhalb sichtbar sind. Nur wer direkt mit ihr in Verbindung ist, kann auf die jeweilige Liste zugreifen.«
Phil stöberte noch ein wenig in dem Profil herum.
»Hier ist doch noch etwas«, verkündete er dann. »Ein Hinweis auf die Schule, auf die sie geht. Dort können wir sicherlich mehr erfahren.«
Wir entschieden, die Kollegen vor Ort um Hilfe zu bitten, und riefen beim FBI-Büro in Boston an, wo wir mit Agent Liza Mendez verbunden wurden. Die hörte sich ruhig an, um was es ging, und versicherte, uns schnellstmöglich behilflich zu sein.
Tatsächlich musste die Kollegin umgehend alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, sodass wir bereits über aussagekräftige Informationen verfügten, als wir zurück in unserem Büro an der Federal Plaza waren.
»Agent Cotton, wir haben die Schulsekretärin ausfindig gemacht und kontaktiert. Sie wusste sehr
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