2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
sagte ich.
Phil ergriff das Wort. »Wie, glauben Sie, wirkt sich Mister Weathermans Tod auf den Gesetzentwurf zur Bankenreform aus?«
Swamp holte tief Luft. »Tja, das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, man müsste erst mehr Details in Erfahrung bringen und die Situation neu analysieren, genau kann ich das nicht sagen.«
»Glauben Sie nicht, dass sein Tod den Gegnern der Reform gelegen kommt?«, hakte Phil nach.
»Möglicherweise«, antwortete Swamp. »Vordergründig könnte man das annehmen. Allerdings war Mister Weatherman nur ein Mann, seine Stimme hatte nicht so viel Gewicht. Darüber hinaus wäre es möglich, dass man die emotionale Komponente seines Todes ausnutzt, um unschlüssige Meinungsführer von der Notwendigkeit der Reform zu überzeugen.«
»Ist es nicht eher so, dass die unschlüssigen Politiker jetzt, da einer der großen Fürsprecher der Reform ermordet wurde, kalte Füße bekommen und von der Sache Abstand nehmen?«, fragte Phil weiter.
Swamp zuckte die Schultern. »Wie gesagt, das ist schwer zu beantworten. Fragen Sie mich in einem halben Jahr noch mal, dann kann ich Ihnen mehr sagen.«
»Ja, vielleicht werden wir das«, sagte ich.
Wir stellten Swamp noch ein paar Fragen und überprüften sein Alibi. Und obwohl ich den Eindruck hatte, dass es mehr gab, das er uns sagen sollte, bekamen wir sonst nichts heraus. Wir verabschiedeten uns schließlich und wurden von der wenig freundlichen Sekretärin zum Aufzug begleitet.
»Puh, ein kalter Fisch«, meinte Phil, als wir die Lobby erreicht hatten. »Der hat auf jeden Fall Dreck am Stecken, da bin ich mir sicher.«
»Das Gefühl habe ich auch«, stimmte ich ihm zu. »Wobei es nicht leicht sein wird, ihm etwas nachzuweisen. Wenn er mit der Sache zu tun hatte, dann als Auftraggeber, nicht als Täter. Ein Typ wie er macht sich sicher nicht gern die Hände schmutzig.«
»Nein, sicher nicht«, stimmte Phil mir zu. »Die beiden Personen, die Weatherman gestern gesprochen hat, hätten wir durch. Wir könnten uns auch die vornehmen, die für heute geplant waren.«
Ich wollte gerade etwas entgegnen, als Phils Handy klingelte.
»Nawrath«, sagte er und ging dran. »Hallo, Michael, ich hoffe, es gibt gute Neuigkeiten.«
»Hallo, Phil, ja, in der Tat, die gibt es«, hörte ich Agent Nawraths Stimme aus Phils Smartphone. »Die Unbekannte aus dem Hotel, wir haben sie identifiziert. Ihr Name ist Miranda Murrs. Und wir haben sie auch schon ein wenig durchleuchtet. Sie ist bei der Sitte als Edelprostituierte bekannt, die nur wirklich exklusive Kunden bedient.«
»Interessant«, sagte Phil. »Das würde passen. Vielleicht hat sie diesmal etwas mehr als ihren normalen Job erledigt.«
»Könnte sein«, sagte Agent Nawrath. »Passt allerdings nicht zu ihrer Akte – sie ist bisher noch nie gewalttätig gewesen. Aber es gibt ja immer ein erstes Mal. Ich schicke dir die Daten zu, dann kannst du alles im Detail lesen.«
»Ja, danke«, sagte Phil und beendete das Gespräch.
Es dauerte nicht lange, bis sich alles, was die Agents Browder und Nawrath über die Dame zusammengetragen hatten, auf dem Bordcomputer befand.
Phil ging die Infos durch. »Miranda Murrs, in der Szene besser bekannt als Rebecca Angel, ist sechsundzwanzig Jahre alt, ledig, keine Kinder, hat Kunst studiert, die brotlose Kunst aber vor ein paar Jahren gegen einen gut bezahlten Job bei einem Hostessenservice eingetauscht. Offiziell begleitet sie gut zahlende Kunden zu Geschäftsessen und anderen offiziellen Veranstaltungen. Was sie wirklich oder zusätzlich macht, wissen wir ja. Und wir haben ihre Adresse – sie wohnt in Manhattan, nördlich vom Central Park.«
»Dann sollten wir der Dame einen Besuch abstatten«, sagte ich.
»Wenn sie zu Hause ist«, meinte Phil. »Aber das sehen wir ja dann.«
»Genau«, erwiderte ich und gab Gas.
Ich war gespannt darauf, was uns Miss Murrs zu erzählen hätte.
***
Die Fahrt zog sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens länger als erwartet hin. Als wir die Lenox Avenue erreicht hatten, hielt ich vor dem schicken Apartmenthaus, in dem Miss Murrs gemeldet war. Wir stiegen aus und schauten uns um. Es war eine ziemlich gute Gegend. Sie verdiente als Callgirl wohl nicht schlecht.
Wir betraten das Haus. Im edel eingerichteten Eingangsbereich, dessen Wände teilweise mit Holz vertäfelt waren und in dem polierte Messingbeschläge glänzten, empfing uns ein freundlicher Doorman von Mitte vierzig.
»Guten Tag, die Herren, was kann ich für Sie tun?«,
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