2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
worden?«
»Das wissen Sie genau«, sagte ich. »Schließlich waren Sie bei ihm, als er starb. Und wie ist das abgelaufen? Hatte er noch genug Zeit, Sie um Hilfe anzuflehen? Oder war er innerhalb weniger Sekunden tot, ohne die Möglichkeit zu haben, noch etwas zu sagen? Was ist passiert?«
Beim letzten Satz wollte ich eigentlich mit der Faust auf den Tisch hauen, aber das war nicht mehr nötig.
Sie brach in Tränen aus. »Ich wollte das alles nicht und habe damit nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben. Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen alles, aber Sie müssen mir glauben, ich habe nichts damit zu tun.«
Ich reichte ihr ein Taschentuch und sagte ruhig: »Gut, erzählen Sie uns, was tatsächlich passiert ist.«
Sie nickte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und fing an zu reden. »Vorgestern hatte ich wie üblich einen Auftrag erhalten, einen Freier zu besuchen. Ich bin wie gewohnt dort hingegangen, habe den Mann getroffen und meinen Job erledigt. Es war Donald Weatherman, wobei ich seinen Namen zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, nur den Namen des Hotels und die Zimmernummer. So läuft das gewöhnlich ab, außer bei Stammkunden, da kenne ich meistens den Namen. Ansonsten gilt Anonymität. Und das beruht auf Gegenseitigkeit – die Kunden kennen meinen Namen nicht und ich weiß nicht, wie sie heißen. Wie auch immer, ich habe Weatherman vorgestern getroffen. Er war ein ganz normaler Kunde, im besten Alter, gut betucht und auf der Suche nach etwas Abwechslung. Schon an dem Abend wollte er mich wieder buchen. Ich stimmte dem zu, sagte aber, dass er das mit dem Escortservice klären sollte. So regle ich das immer, denn nach dem Job sagen viele Männer, dass sie mich wiedersehen wollen, was aber tatsächlich nur in etwa der Hälfte der Fälle vorkommt. Wie auch immer, am nächsten Tag, also gestern, sollte ich wieder zu ihm ins Hotel kommen. Habe ich auch gemacht, ganz normal. Wir wollten gerade loslegen, da kriegte er auf einmal keine Luft mehr, wurde erst rot im Gesicht und kippte dann um. Ich habe versucht, ihm zu helfen, doch sein Herz hatte schon aufgehört zu schlagen. Meine Wiederbelebungsversuche waren vergeblich, es hatte keinen Zweck. Ich überlegte, was ich tun sollte, und entschied mich dafür, zu verschwinden. Schließlich wollte ich weder mit der Polizei noch der Presse zu tun haben. Also bin ich abgehauen und habe vorsichtshalber mein Apartment verlassen und bin untergetaucht.«
»Und Sie haben nicht daran gedacht, einen Arzt für Mister Weatherman zu rufen?«, fragte ich.
»Doch, habe ich«, antwortete sie. »Aber da ich unter anderem eine Ausbildung als Krankenschwester angefangen habe, hielt ich es für besser, ihm sofort selbst zu helfen. Als mir klar war, dass es keinen Zweck hatte und ein Arzt auch nichts mehr machen konnte, bin ich weg.«
»Sie sind Krankenschwester?«, fragte Phil überrascht.
Sie lächelte kurz. »Ja, auch Huren haben eine berufliche Vergangenheit.«
»Kommen wir zum gestrigen Abend zurück«, sagte ich. »Was ist passiert, bevor er gestorben ist? Hat er etwas gegessen oder getrunken?«
»Ein Glas Whiskey hat er getrunken – oder war dabei«, antwortete sie. »Dann hat es ihn sofort umgehauen.«
»Hatten Sie ihm den Whiskey besorgt?«, fragte Phil.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bringe nie etwas mit, wenn die Kunden etwas wollen, müssen sie es selbst besorgen.«
»Haben Sie den Whiskey vergiftet?«, fragte ich direkt.
»Nein, auch das nicht«, antwortete sie defensiv. »Ich kannte den Typ überhaupt nicht, wieso sollte ich ihn vergiften?«
»Vielleicht, weil er Sie am Tag davor schlecht behandelt hat«, sagte ich und beobachtete sie genau. »Oder er hat Sie an einen früheren Peiniger erinnert. Möglicherweise haben Sie einfach Ihrem Hass auf Männer freien Lauf gelassen.«
»Davon trifft nichts zu«, erwiderte sie kühl. »Er war nett, wie die meisten Kunden. Und was Männer angeht, ich liebe Männer, sonst wäre ich in meinem Job nicht so gut.«
»Trotzdem ist Donald Weatherman tot – ermordet worden«, sagte ich. »Was verschweigen Sie uns?«
»Nichts!«, widersprach sie. »Ich habe ihn nicht getötet und habe auch nichts mit dem Mord zu tun. Vielleicht soll ich für jemanden den Sündenbock spielen, aber ich habe wirklich nichts damit zu tun.«
»Das zu beurteilen überlassen wir den Geschworenen«, sagte ich.
»Sie glauben mir also nicht?«, sagte sie und fügte trotzig hinzu: »Ist es, weil ich eine Hure bin und nicht in Ihr
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