2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
wohin sie wollte? In welche Stadt?«
»Orange County«, antwortete Mr Murrs.
»Ja, genau, sie hat oft von Orange County gesprochen«, bestätigte Mrs Murrs.
»Habe ich doch gesagt«, stieß ihr Mann mürrisch hervor.
Phil und ich wechselten Blicke. Es sah nicht so aus, als würden wir hier noch mehr erfahren. Entsprechend verabschiedeten wir uns und verließen das Haus.
»Das war auch nicht besonders hilfreich«, sagte Phil. »Wir können die Fahndung erweitern und Kalifornien, insbesondere Orange County, mit einbeziehen, wobei ich nicht glaube, dass uns das viel weiter bringen wird. Wir sollten diesem schmierigen Zuhälter noch mal auf den Zahn fühlen. Er kann uns sicher noch mehr erzählen.«
»Willst du wieder zum Club fahren?«, fragte ich ihn.
»Muss nicht sein«, erwiderte Phil. »Ich rufe ihn an. Wenn er sich nicht kooperativ zeigt, können wir immer noch einen Besuch dort einplanen.«
Phil nahm sein Handy heraus und wählte die Nummer von Spademan, die er sich notiert hatte. Ich konnte über die Freisprechanlage mithören.
»Ja, hallo, wer da?«, fragte der Angerufene.
»Hier ist Agent Decker«, meldete sich Phil.
»Oh Mann, Sie schon wieder«, sagte Spademan wenig freundlich.
»Ja, ich«, sagte Phil. »Wir waren bei Miss Murrs Verwandtschaft – Fehlanzeige. Wo könnte sie sonst noch untergetaucht sein? Hatte sie in der Stadt irgendwelche Freunde?«
»Freunde? Keine Ahnung, wir sind Geschäftspartner, was sie privat macht, geht mich nichts an«, antwortete Spademan.
»Geben Sie sich bitte etwas mehr Mühe«, forderte Phil. »Es muss doch jemanden geben, zu dem Miranda einen guten Draht hat, vielleicht Arbeitskollegen oder andere Verbindungen.«
»Na ja, mit ein paar von den Mädels hat sie sich vielleicht tatsächlich gut verstanden. Deborah Kane und Sharon Brooke, mit den beiden hing sie eine Zeit lang rum, kann sein, dass die was wissen«, sagte der Zuhälter. »Aber das haben Sie nicht von mir, klar?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, überhaupt mit Ihnen gesprochen zu haben«, sagte Phil und ließ sich noch die Adresse der beiden Frauen geben, die im selben Haus wohnten.
Dann beendete er das Telefonat.
»Ich kann ihn zwar immer noch nicht leiden, aber er ist immerhin etwas gesprächiger geworden«, bemerkte Phil. »Da die beiden Frauen im selben Haus wohnen, haben wir nur eine Fahrt vor uns«, sagte er.
»Ja, und wir sind schon unterwegs«, sagte ich und fuhr los.
***
Deborah Kane und Sharon Brooke wohnten in einem Haus im Norden von Manhattan. Es war nicht ganz so schick wie das, in dem Miranda Murrs lebte, aber auch nicht schlecht. Einen Doorman gab es nicht, wir klingelten bei einem Nachbarn, um ins Haus zu kommen.
»Sind Sie von der Post? Ich warte schon seit einer Woche auf ein Paket«, sagte der beleibte Mann von Ende fünfzig, als er mit einem Trainingsanzug in seiner Tür erschien und sich die Augen rieb.
Offenbar hatte er gerade noch geschlafen. Als er wieder klarer sehen konnte, wurde ihm offensichtlich klar, dass wir keine Postboten waren.
»FBI«, sagte Phil und zeigte seine Marke. »Keine Angst, wir wollten nur ins Haus, gehen Sie bitte wieder in Ihre Wohnung!«
»Ja, klar«, kam die Antwort und der Mann verschwand in seiner Wohnung.
Wir gingen die Treppe hinauf und suchten die Wohnungen der beiden Frauen. Sie befanden sich beide auf der zweiten Etage, nebeneinander. Durch die Tür war in der einen Wohnung Musik zu hören, also klingelten wir dort.
Eine ausgesprochen gutaussehende junge Frau von Anfang zwanzig öffnete die Tür. Sie war mit einer Jogginghose und einem bauchfreien Top bekleidet, ihre mittellangen, blonden Haare waren nach hinten zu einem Zopf gebunden.
»Guten Tag, Miss Kane«, sagte ich. »Wir sind vom FBI New York, Agent Decker und Agent Cotton, und würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Aha? Und worum geht es dabei?«, erwiderte sie schnell.
»Um eine Ihrer Bekannten, Miranda Murrs«, antwortete ich.
Sie zögerte einen Moment und sagte dann: »Na gut, kommen Sie rein.«
Sie trat zur Seite und ließ uns in ihre Wohnung. Der Flur war recht spartanisch eingerichtet, aber das Wohnzimmer, in das sie uns führte, war voller Regale und Glasvitrinen, in denen alle möglichen Figuren und andere Kinkerlitzchen standen. Ein System konnte ich indes nicht feststellen, es sah aus, als wären die kleinen Gegenstände einfach wahllos irgendwo hingestellt worden.
»Wollen Sie was zu trinken?«, fragte sie und ging zu ihrer Stereoanlage,
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