2946 - Deborah - verzweifelt gesucht
irritierten Blick auf seinen Sicherheitsmann, dem Schwarzgekleideten die Handschellen abzunehmen.
»Er hat auf meine Anweisung hin gehandelt. Eine bestimmte Art von Presseleuten können leider nicht genug davon bekommen, wenn es einem Prominenten einmal schlecht geht. Wir wollten dem Kerl nur die Kamera abnehmen. Er wäre nicht verletzt worden. Wenn Sie jemanden dafür zur Rechenschaft ziehen, dann mich.«
Ohne auf das Gesagte einzugehen – dazu würde ich später noch kommen –, öffnete ich die Handfesseln des Sicherheitsmannes.
Mit einer vagen Handbewegung bat mich Bradshaw daraufhin, mich in einem der Sessel einer Sitzgarnitur niederzulassen. Im selben Augenblick hörte ich Phils Stimme an der Tür.
Nachdem wir Bradshaw unser Mitgefühl ausgesprochen hatten, befragten wir ihn nach dem vorangegangenen Abend.
»Mister Bradshaw, warum haben Sie die Spendengala verlassen? Es handelt sich immerhin um ein großes Ereignis, das Ihrer Frau sehr wichtig war«, wollte ich wissen.
Bradshaw sah mich gequält an. »Eine geschäftliche Sache. Ein wichtiger Auftrag drohte zu kippen.«
»Sie sind also in Ihr Büro gefahren?« Phil zog die Brauen nach oben bei diesen Worten.
»Das habe ich doch schon bei der Vernehmung gestern zu Protokoll gegeben«, entgegnete Bradshaw unwirsch.
»Das heißt also, ja?«
»Ja, Agent Cotton. Ich habe mich in meinem New Yorker Büro aufgehalten.«
»Sie waren sicher nicht alleine dort«, fragte Phil nach.
»Nein.«
Bradshaws einsilbige Antwort ließ uns aufhorchen.
»Können Sie uns die Namen der Mitarbeiter nennen, die bei Ihnen waren?« Phil rutschte etwas nach vorne bei der Frage und Bradshaw schien sich in die Defensive gedrängt zu fühlen. Er bekam einen hochroten Kopf.
»Es ist sicherlich nicht üblich, dass Angestellte an einem Sonntag zu so später Stunde arbeiten«, setzte Phil nach.
Bradshaw starrte düster vor sich hin.
»Myrna Barnes war mit mir dort. Sie arbeitet als freiberufliche PR-Managerin für mich.«
Phils Blick traf mich und ich sah, dass mein Partner dieselben Zweifel hegte, die auch mir durch den Kopf gingen: Konnte ein Termin mit einer Public Relations Lady wirklich so wichtig gewesen sein?
»Nennen Sie uns bitte die Adresse von Miss Barnes«, bat ich unser Gegenüber. Er nannte eine Anschrift in Chelsea.
Der Rest des Gesprächs verlief unaufgeregt. Bradshaw gab an, keine Ahnung zu haben, wer seine Frau ermordet und seine Tochter entführt haben konnte.
»Feinde hatte Marjorie keine, wenn man davon absieht, dass ihre Stellung in der New Yorker High Society bei anderen Ladys durchaus Neid hervorruft.«
Schwieriger war es, das Verschwinden von Deborah einzuordnen. Bradshaw bestritt kategorisch, dass seine Tochter etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun haben könnte. Gleichzeitig irritierte es ihn genauso wie uns, dass sich bis jetzt noch kein Entführer gemeldet hatte.
»Sind alle Ihre Telefone in unserer Überwachung?«, fragte ich. Bradshaws linkes Augenlid zuckte nervös, bevor er kurz wegsah und mit fester Stimme bejahte. Wieder traf mich Phils zweifelnder Blick. Er glaubte Bradshaw nicht, und auch ich zweifelte die Aussage an. Aber solange wir ihm nicht das Gegenteil beweisen konnten, mussten wir uns zurückhalten.
»Gibt es vielleicht eine ganz normale Erklärung für Deborahs Verschwinden? Hat sie einen Freund oder ist sie vielleicht bei einer Freundin?«
Die zweite Frage verneinte Bradshaw. Er selbst habe sämtliche Bekannte seiner Tochter bereits abtelefoniert. Niemand könne sich einen Reim auf Deborahs Verschwinden machen. Die erste Frage bejahte er, wir erfuhren, dass die junge Frau einen Freund hatte.
»Jérome Pellegrin. Ein Franzose, der hier studiert. Er und meine Tochter haben sich im Sommer kennengelernt und waren anfangs unzertrennlich. Inzwischen ist die Beziehung etwas abgekühlt, doch sie sind immer noch ein Paar.«
Nachdem Bradshaw uns gesagt hatte, wo wir den jungen Mann finden konnten, verabschiedeten wir uns. Nicht, ohne ihm noch einmal deutlich zu machen, dass wir auf seine uneingeschränkte Kooperation setzten und er mit Konsequenzen zu rechnen habe, falls er uns etwas verheimlichte. Um das zu unterstreichen, forderten wir im FBI-Hauptquartier einen Beamten an, der fortan bei Timothy Bradshaw bleiben sollte.
»Wir können nicht ausschließen, dass der oder die möglichen Entführer persönlich Kontakt zu Ihnen aufnehmen«, begründete ich diese Maßnahme Bradshaw gegenüber, der sich wenig begeistert zeigte.
Dass wir
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