2950 - Es ist nie zu spät zum Sterben
McFadden gewartet hat«, widersprach mir Rita Romero. »Wie gesagt, wir haben gerade die Daten ausgelesen. Das Schloss wurde um 23.54 Uhr zuletzt geöffnet. Da muss Dr. McFadden nach Haus gekommen sein. Aus den Daten der Alarmanlage wissen wir aber, dass sie bereits vorher deaktiviert war. Außerdem ist die Tür auch um 23.03 Uhr bereits geöffnet worden – da war Dr. McFadden aber nachweislich noch in ihrem Labor. Das haben wir inzwischen durch ein paar Anrufe zweifelsfrei feststellen können. Der Täter hat hier auf sein Opfer gewartet, die Tat durchgeführt und hat das Haus anschließend durch ein schlecht gesichertes Fenster im Schlafzimmer verlassen. Jedenfalls war das Fenster angelehnt. Die Alarmanlage wurde dann zwanzig Minuten nach Mitternacht wieder eingeschaltet.«
»Über Remote Control?«, hakte ich nach.
Rita Romero nickte. »So ist er auch überhaupt ins Haus gekommen. Er muss sich in das elektronische System hineingehackt haben und konnte das Haus anschließend betreten, als hätte er selbst die Chipcard für das elektronische Schloss.«
»Und die Alarmanlage hat er eingeschaltet, damit man das Opfer möglichst lange nicht auffindet?«
»Genau. Bei jemandem wie Dr. McFadden fällt es natürlich sofort auf, wenn sie mal nicht zum Dienst erscheint. Das ist in all ihren bisherigen Dienstjahren noch nicht vorgekommen. Die Polizeistreife, die vorbeigeschickt wurde, um nachzusehen, hat dann auch prompt erst mal die Alarmanlage ausgelöst. Sie können sich denken, was das heute Morgen für ein Theater hier war.«
»Kann ich«, nickte ich.
»Immerhin haben wir jetzt schon mal eine Facette des Täters, von der wir bisher nichts wussten«, meinte Phil. »Er kennt sich mit elektronischen Türschlössern aus und ist offenbar auch ein Ass mit dem Computer.«
»Ein weiteres Indiz dafür, dass die Geschichte von George Mingella stimmt«, meinte ich. »In Cruz’ Haus gab es auch ein elektronisches Schloss. Und als George Mingella mit Gewalt dort eindrang, hatte der wahre Täter längst ordentlich alles hinter sich abgeschlossen.«
»Und Rita Mendoza?«, fragte Phil. »Da gab es keine elektronische Verriegelung – nur ein ganz primitives Schloss. Und ich glaube, ich habe auch keine Vorhängekette gesehen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er einfach geklingelt und sie hat ihm aufgemacht.«
»Du sprichst immer von ›Er‹. Sind wir sicher, dass es ein Mann ist?«
Phil hatte recht. Genau genommen wussten wir nicht einmal das. »Lass uns etwas in der Nachbarschaft herumfragen«, schlug ich vor. »Vielleicht hat jemand irgendeine Beobachtung gemacht, die uns weiterbringt.«
»Du sprichst von einem ›Er‹, weil du die ganze Zeit diesen Typ mit dem BLACKBIRD-Sweatshirt im Kopf hast, Jerry«, vermutete Phil.
»Quatsch.«
»Vielleicht solltest du dich davon mal etwas frei machen. Sonst siehst du am Ende den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
»Keine Sorge, das passiert schon nicht«, gab ich zurück.
Aber im Prinzip hatte Phil recht, auch wenn es mir in diesem Moment schwerfiel, das zuzugeben.
***
Von den Nachbarn hatten die meisten gehört, wie am Morgen die Alarmanlage losgegangen war. Zu dem, was sich in der Nacht ereignet hatte, konnte jedoch nur ein Zeuge eine Aussage machen. Er hieß Ronald Taylor und war ein rüstiger Mittsiebziger. Früher hatte er in einer großen Anwaltskanzlei in New Rochelle gearbeitet. Jetzt führte er offenbar vor allem Prozesse auf eigene Rechnung.
»Ich liege seit langem mit den McFaddens in einem Rechtsstreit«, erklärte uns Taylor, nachdem er uns in sein Wohnzimmer gebeten hatte.
»Mistress McFadden wurde gestern Nacht umgebracht«, brachte ich das Gespräch auf unseren Fall. »Wir wissen, dass sie kurz vor Mitternacht nach Hause kam. Haben Sie um diese Zeit vielleicht irgendwelche Beobachtungen gemacht, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten?«
»Und ob. Ich streite mich ja mit den McFaddens vor Gericht, weil die Scheinwerfer, die durch den Bewegungsmelder aktiviert werden, so stark sind, dass Sie glauben, es ist gerade ein Ufo gelandet. Ich sage Ihnen, wenn diese Frau mitten in der Nacht nach Hause kommt und da drüben das Licht angeht, dann sitze ich aufrecht im Bett, so hell ist das!«
»Das heißt, Ihr Schlafzimmer liegt zu den McFaddens hin?«, fragte ich.
»So ist es. Soll ich Ihnen das Schlafzimmer mal zeigen, dann können Sie sich selbst ein Bild machen.«
»Gerne.«
Taylor führte uns in sein Schlafzimmer. Dort gab es eine hohe
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