2950 - Es ist nie zu spät zum Sterben
Fensterfront. Durch die hatte man einen direkten Blick auf das Grundstück der McFaddens gegenüber. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die mit dem Bewegungsmelder verbundenen Scheinwerfer diesen Raum taghell erleuchteten, wenn sie entsprechend ausgerichtet waren.
Eine andere Frage geisterte mir noch im Kopf herum. Wieso ließ Taylor nicht einfach die Rollläden herunter? Die gab es hier nämlich, und das wäre doch eigentlich das Naheliegendste gewesen. Oder ging es ihm letztlich nur darum, einen Streit vom Zaun zu brechen und recht zu behalten?
»Mister Taylor, auch wenn Sie sich mit den McFaddens nicht besonders verstanden haben, dürfte es doch auch für Sie beunruhigend sein, dass so nahe in Ihrer Umgebung ein Mord begangen wurde.«
Taylor wirkte einen Moment lang nachdenklich. Sein aufgestauter Zorn schien etwas nachzulassen.
»Sie haben recht. Finden Sie den Kerl so schnell wie möglich und buchten Sie ihn ein. Wer weiß, an wem der sich noch alles vergreift …«
»Zurück zu gestern Abend.«
»Ja, gestern Abend war es besonders schlimm. Ich habe sogar ein Protokoll geführt, weil man ja nie weiß, ob das nicht mal wichtig ist, wenn man die Sache in der nächsthöheren Instanz vor Gericht verhandelt.« Er holte aus seiner Nachttischschublade einen Zettel. Darauf standen Uhrzeiten und Daten – dahinter war in krakeliger, etwas ungelenker, aber trotzdem gut zu lesender Schrift der Umfang der jeweiligen Belästigung durch die Beleuchtung auf der anderen Straßenseite verzeichnet. »Sie sehen, dass das Licht bei den McFaddens zweimal eingeschaltet wurde.«
»Einmal gegen Mitternacht und einmal …«
»Ungefähr eine Stunde früher, aber da lag ich schon im Bett. Ich brauche viel Schlaf, müssen Sie wissen. Mein Arzt hat nämlich gesagt, dass ich …«
Ich unterbrach ihn. »Das erste Mal, als das Licht an diesem Abend anging – das muss der Mörder gewesen sein, Mister Taylor. Haben Sie da irgendetwas Ungewöhnliches erkennen können?«
Taylor hielt inne, sah mich an und wandte dann den Blick Richtung Fensterfront. Schließlich schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, da war nur ein Wagen zu sehen. Aber der stand im Schatten.«
»Trotz des angeblich so grellen Lichts?«, fragte Phil.
Taylor reagierte empfindlich. »Wollen Sie etwa auch meine Aussagen bezweifeln? Bitte, dann machen Sie sich doch die Mühe und kommen Sie bei Dunkelheit wieder. Dann aktivieren Sie dieses grelle Höllenfeuer da drüben und stellen sich genau wieder dort hin, wo Sie jetzt auch stehen! Dann werden wir ja sehen.«
»Niemand bezweifelt den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussage«, erklärte ich sachlich.
Taylor beruhigte sich etwas. »Das Auto stand bei dem Baum dort. Deshalb war es im Schatten. Aber es gehörte da definitiv nicht hin. Das können Sie mir schon glauben.«
»Und sonst irgendetwas?«
»Nein. Nicht in der Nacht.«
»Was soll das jetzt heißen?«
»Na ja …« Er zögerte. »Mir fällt da etwas ein, was ich erst nicht so wichtig genommen habe. Aber jetzt … Vor einigen Tagen habe ich einen Typen gesehen, der in seinem Wagen saß. Stundenlang. Heute würde ich sagen, der hat das Haus der McFaddens beobachtet. Ich habe ihn angesprochen und gefragt, was er in der Straße zu suchen hätte.«
»Was hat er gesagt?«
»Nichts. Er ist weggefahren.«
»Was war das für ein Wagen?«
»Ein Ford.«
»Nummer?«
»Wollte ich aufschreiben, hab’s aber dann vergessen.«
»Können Sie den Mann beschreiben?«
»Er hatte die Haare ziemlich tief in den Augen.«
»Stand auf seinem Sweatshirt zufällig BLACKBIRD?«
»Genau! Woher wissen Sie das?«
***
»Der BLACKBIRD-Mann war hier, Phil«, stellte ich fest, nachdem wir wieder im Freien waren.
»Jerry …«
»Das ist kein Zufall, Phil. Dieser Mann spielt in unserem Fall eine Hauptrolle, darauf kannst du dich verlassen.«
Ein Anruf aus dem Field Office erreichte uns. Es war unser Kollege Walter Stone.
»Jerry? Es gibt einen Zusammenhang zwischen den bisherigen Opfern dieser Serie. Ist zwar noch sehr vage, aber …«
»Schieß schon los, wir greifen nach jedem Strohhalm«, unterbrach ich Walter.
»Dexter Cruz, Jarmila Mendoza und Dr. Francine McFadden haben vor Jahren in einem Prozess ausgesagt, bei dem es um die Ermordung einer gewissen Marita Evangelistas ging, einer illegalen Einwanderin aus Mexiko, die als Callgirl arbeitete.«
»Klingt nach einem interessanten Ansatz.«
»Verurteilt wurde damals ihr Zuhälter, ein gewisser Jacky Ramirez.«
»Sitzt dieser
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