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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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ihre Stimme. »Brüder und Schwestern, die Zeit ist nahe! Der Ursprung liegt frei, und bald wird alles dafür bereit sein, dass Mutter in ihn zurückkehren kann, wie es ihr und unser aller sehnlichster Wunsch ist! Lasst uns also die letzten Vorkehrungen treffen und ihr einen gebührenden Empfang bereiten. Denn auch ihr spürt es - bald werden unsere Brüder und Schwestern mit dem Schiff zurück sein und sie zu uns bringen.«
    Ann presste überrascht die Lippen aufeinander. Ihre Beine waren von der Umklammerung Pieroos inzwischen schon ganz taub. »Mom kommt bald wieder?«, fragte sie.
    Der Barbar hob das Mädchen endlich von seinen Schultern und setzte es sanft auf dem Boden ab. Ann musste sich an ihm festhalten, damit sie auf ihren wackeligen Beinen nicht umkippte. »Ja«, antwortete er. »Und das is dann uns're glücklichste Stunde!«
    Irgendwie zweifelte Ann daran, dass das auch für sie selbst galt…
    ***
    Auf dem Atlantik
    Es war eine sternenklare und ruhige Nacht an Bord der EIBREX IV. Das leise Rauschen der Wellen, das beständige Wummern des Antriebs und das ab- und anschwellende Pfeifen, das der Wind verursachte, wenn er an den Schiffsaufbauten entlang strich, hatte eine einschläfernde, ja fast hypnotische Wirkung.
    Das dachte zumindest der menschliche Teil von Kroow, und auch wenn der General in seinem früheren Leben nicht gerade dafür bekannt gewesen war, ein Romantiker zu sein, so erkannte er doch die Schönheit des Augenblicks. Er verdrängte den Gedanken allerdings sofort wieder. Er hatte andere Dinge zu tun!
    Eine Nacht, geschaffen für die Jagd! , ging es ihm durch den Kopf. Als Präsident des Weltrats und auch schon vorher in seiner Funktion als oberster Militärchef von Washington hatte er zahllose Nacht-und-Nebel-Aktionen geleitet, und manches Mal wäre er froh um die hilfreichen Faktoren gewesen, die ihm nun zur Verfügung standen, um Mutter ihre gewünschte Nahrung zu besorgen.
    Ihre mentale Botschaft war klar gewesen: Sie benötigte die Lebensenergie von Menschen, um aus ihrem Dämmerschlaf zu erwachen. Und für Crow hatte sich nicht die Frage gestellt, ob er es wagen sollte, das mächtige Steinwesen zu stärken, sondern nur, welche Subjekte sich dafür am besten eigneten.
    Die beiden Wachen im Lagerraum konnte er nicht opfern; ihr Verschwinden wäre bald aufgefallen, denn sie wurden alle paar Stunden ausgetauscht. Nein, es musste eine Lösung geben, die länger Bestand hatte.
    Er entschloss sich dazu, zwei zufällige Nachtschwärmer zu opfern, die es nicht in ihren Kojen hielt. Ihr Verschwinden konnte man auf vielerlei Art erklären; einem Streit zum Beispiel, bei dem sie beide über Bord gegangen waren.
    Er hatte seinen bionetischen Körper zu einer zähen Masse zerfließen lassen, deren Unterseite aus zahlreichen kleinen Tentakeln bestand. Das auf die Breite verteilte Gewicht und die weiche Konsistenz erlaubten ihm ein geräuschloses Anschleichen. Es musste so aussehen, als würde eine große Ölpfütze über das Deck fließen. Meter für Meter arbeitete er sich im Schutz der Dunkelheit voran. Sein erstes Opfer fand er auf der Reling sitzend im Backbordbereich des Hecks. Es war ein Mann Mitte zwanzig, der teilnahmslos aufs Meer hinaus schaute und in keinem Augenblick merkte, wie sich hinter ihm aus der öligen heranfließenden Masse ein fingerdicker Tentakel erhob und sich in seinen Nacken bohrte.
    Der Geist des Übernommenen leistete kaum Widerstand, als Kroow in ihn eindrang - und sofort alle Gedanken des Mannes unterbrach.
    Ich weiß zwar nicht genau, wie sie es machen , erklärte er dem Koordinator, aber diese Menschen sind irgendwie mental miteinander verbunden. Darum ist es notwendig, alle beunruhigenden Gedanken vor den anderen abzuschotten. Das sollte vortäuschen, dass er traumlos schläft.
    Und du bist sicher, dass das funktioniert? , fragte der Koordinator.
    Wenn nicht, werden wir eine Erklärung finden müssen. Wir können die Menschen nicht allesamt töten. Noch brauchen wir sie.
    Wie an einer Leine führte er den Übernommenen über das Deck zur Steuerbordseite, wo er auf einen zweiten Nachtschwärmer stieß, einen Mann aus Corkaich. Auch er ergab sich Crows Befehlen, als er ihm einen Tentakel in den Nacken bohrte.
    Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang unter Deck , teilte er den beiden mit und glitt auf das nächstgelegene Schott zu.
    Jetzt kam der schwierigste Teil der Mission: das unbemerkte Erreichen des Lagerraums, in dem Mutter ruhte. Aber auch dafür hatte Crow

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