Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
sich etwas überlegt. Sein amorpher Körper war unglaublich vielseitig einsetzbar, im Grunde nur begrenzt durch die eigene Phantasie. General Arthur Crow beherrschte den bionetischen Baustoff inzwischen so gut, dass er eine gewagtere Aktion ausprobieren wollte.
    Sie hatten etwa die halbe Strecke zum Lagerraum hinter sich, als Crow beim Durchqueren eines Umkleideraums Schritte hörte.
    Jetzt gilt es! , dachte er und suchte sich einen freien Platz an einer der Wände. Er befahl den beiden Übernommenen, sich an die Wand zu stellen und ruhig zu verhalten. Dann floss Kroow um sie herum und bildete einen Metallschrank aus, nicht unähnlich den Sicherungs- und Verteilerkästen, die man auch sonst überall auf der EIBREX IV fand. Dabei kontrollierte er seine eigene Modulation durch eine Reihe von mit Augen bewehrten Tentakeln.
    Perfekt! Es war ihm sogar gelungen, die Metallfarbe des Schrankes dem Untergrund anzugleichen. So muss sich ein Chamäleon fühlen… Schnell zog er die Extremitäten in die Hauptmasse zurück. Durch die fingierten Lüftungsschlitze an den Seiten wurden die Männer mit genug Atemluft versorgt.
    Gleich darauf betraten Sir Leonard Gabriel und einer seiner Männer den Raum. Sie waren nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, hatten offensichtlich eine Dusche hinter sich. Schweigend zogen sie sich um. Keiner von ihnen bemerkte den massiven Schrank an der Wand, den es vorher dort nicht gegeben hatte.
    Als die beiden Männer den Raum wieder verlassen hatten, formte auch Kroow sich wieder zurück. Erstaunlich , dachte der General. Dein Körper steckt voller Überraschungen.
    Unser Körper! , korrigierte das bionetische Wesen, das einst den Flächenräumer der Hydree am Südpol kontrolliert hatte. Und jetzt weiter! Je eher wir bei dem Steinwesen sind, desto besser…
    ***
    Sie trafen auf keine weiteren Personen, bis sie vor dem Schott des Lagerraums angelangt waren, wo Mutter aufbewahrt wurde.
    Um auch noch die beiden Wachen unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie Alarm schlagen konnten, hatte Crow bereits einen Plan entworfen. Er formte seinen Körper zurück in die Gestalt des menschlichen Phänotyps von Arthur Crow, mit dem er sich für gewöhnlich an Bord bewegte. Die beiden Zombies - auch das ein Wort aus Crows Sprachschatz - positionierte er rechts und links des Zugangsschotts, sodass sie aus dem Inneren des Raums nicht zu sehen waren. Lediglich zwei dünne Tentakelfäden, die auf den ersten Blick kaum auffallen würden, blieben als Verbindung bestehen.
    Ohne zu zögern, öffnete er das Schott und trat ein. Als die beiden Wachen ihre Waffen hoben, machte er eine beruhigende Geste. »Aber meine Herren«, sagte er, »ich bin es nur. Zugegeben, der Zeitpunkt mag außergewöhnlich sein, aber die Sache duldet keinen Aufschub…« Derweil er munter plauderte, war er mit wenigen Schritten in Schlagdistanz gekommen. Und während er die Männer weiterhin nicht zu Wort kommen ließ, huschten bereits zwei weitere Tentakelfäden über den Boden. »… denn wissen Sie, dieser Stein, den Sie Mutter nennen, beherbergt eine ganz besondere Kraft, die unbedingt…«
    Er brach ab, weil eine weitere Konversation nicht mehr nötig war. Die Augen der Wachleute waren glasig geworden, als die Tentakel ihren Nacken durchbohrten, und sie blieben mit offenen Mündern wie erstarrt stehen. Crow hatte ihre Wahrnehmung ausgeschaltet; sie würden nichts mitbekommen oder sich später an die Situation erinnern können.
    Er kümmerte sich nicht weiter um sie, sondern wandte sich zum Schott um, ließ die beiden Zombies mit einem stummen Befehl eintreten und die Tür von innen verschließen. Danach lenkte er sie zu dem Metalltisch und brachte sie vor Mutter in Position.
    Ich habe, was du brauchst , sandte er einen Gedanken an das Steinwesen. Der Brocken - oder das Wesen darin - blieb stumm und dunkel. Mutter war zu schwach, um zu antworten.
    Crow folgte unbeirrt weiter seinem Plan. »Tritt vor!«, befahl er dem ersten Mann, den er an Deck übernommen hatte.
    Der Angesprochene tat, wie ihm geheißen.
    »Leg deine Hand auf den Stein.« Jetzt kam es auf ein genaues Timing an. Kroow hatte gesehen, was als Nächstes geschehen würde. Mutter hatte in ihrem Mentalbild deutlich gemacht, dass die Berührung mit einer Versteinerung einherging, und Crow hatte keine Lust, ebenfalls zu erstarren. Deswegen musste er den Moment abpassen, in dem die Hand den Stein berührte, um unmittelbar seinen Tentakel von dem Mann zu lösen.
    Der Zombie

Weitere Kostenlose Bücher