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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Flasche zurück und stapfte hinter dem langhaarigen Weißschopf her zu einem flachen Dünenzug. »Toll - eine Nachtwanderung, während die anderen es treiben«, seufzte sie.
    »Wer?« Rulfan begriff nicht gleich.
    »Na, Matt und Aruula. Hab die beiden belauscht, vorhin im Luftschiff. Konnten es kaum erwarten, bis sie endlich allein sind.«
    Rulfan zuckte nur mit den Schultern. Was sollte er auch sagen? Er dachte an seine Frau zuhause in Schottland. Er konnte es auch kaum erwarten, bis er Myrial endlich wieder in den Armen halten würde.
    »Kann Aruula schon verstehen.« Sie stiegen den Hang hinauf, und Xij hatte Mühe, Rulfans Tempo zu halten. »Maddrax ist schon ein toller Typ.«
    »Was soll das heißen?« Rulfan lachte. »Hast du dich etwa in ihn verguckt, oder was?« Er drehte sich nach der jungen Frau um. »Vergiss es. Zwischen die beiden passt kein Blütenblatt. Da müsste schon die Welt untergehen, bevor diese Liebe zerbricht.«
    »Du kannst einem ja ganz schön Mut machen.« Xij kam ins Keuchen und blieb zurück. »Schade«, ächzte sie. »Wirklich schade, dass der Mann aus der Vergangenheit und ich uns nicht ein paar Jahre früher begegnet sind. Wir haben viel gemeinsam.«
    »Das hätte dann aber fünfhundert Jahre früher geschehen müssen.« Rulfan erreichte die Dünenkuppe. »Matt kommt nämlich aus dem Jahr 2012, wenn ich mich recht entsinne. Und er fiel in seinem Jet Aruula direkt vor die Nase.«
    Was Xij ihm da indirekt gestand, gefiel ihm nicht wirklich. Ein zwischenmenschlicher Konflikt innerhalb des Teams war das Letzte, was sie brauchen konnten.
    Xij seufzte. »Glück muss man haben.« Endlich kam auch sie oben an. »Aber so schnell geb ich die Hoffnung nicht auf.« Sie atmete schwer. Mit einer hastigen Geste forderte sie die Wasserflasche.
    Rulfan gab sie ihr. »Vergiss es.« Ernst war seine kantige Miene jetzt. »Hörst du, was ich sage? Vergiss es und denk nie wieder daran.«
    Während sie trank, wandte er sich ab. Damit war das Thema für ihn durch. Er spähte in die vom Mond beschienenen Dünen. »Da ist es.« Er deutete nach Nordwesten. »Siehst du die Umrisse des Raumschiffwracks?«
    Xij gab ihm die Feldflasche zurück und schaute in die Richtung, in die er zeigte. »Ich sehe etwas, das mich an die Ruine einer frühmittelalterlichen Basilika erinnert. Auf die Idee, dass es ein Raumschiff sein könnte, wäre ich nicht gekommen, wenn du nicht ständig davon reden würdest.«
    »Gehen wir hin.« Rulfan sprang den Hang wieder hinunter und winkte sie hinter sich her. Fluchend folgte sie ihm. Ihr Schädel schmerzte, ihre Glieder waren schwer, sie hatte genug von der Nachtwanderung.
    »Alastar mag uns belogen und mit seiner Lüge in eine Sackgasse gelockt haben.« Je näher die Umrisse des Wracks rückten, desto schneller ging Rulfan. Xij kam kaum noch hinterher. »Aber irgendwo bin ich ihm dankbar für diese Lüge.«
    »Kapier ich nicht«, keuchte sie.
    »Dadurch habe ich eine außergewöhnliche Stadt kennen gelernt: Agartha.«
    »Nun ja, mir hätte nicht wirklich was gefehlt ohne diesen Umweg.«
    »Mir schon«, sagte Rulfan und Xij war ehrlich überrascht. »Agartha hat mich sehr beeindruckt. Vor allem ihre technischen Errungenschaften. Die Stadt ist eine Oase des Wissens in einer dunklen Zeit.«
    »Da ist schon was dran«, sagte Xij, ohne Rulfans Begeisterung auch nur annähernd nachempfinden zu können.
    »Die Bunker der Technos drüben auf der britanischen Insel waren ein ähnlicher Hort alten Wissens«, fuhr er fort. »Wenn du wüsstest, was ich alles gesehen und gelernt habe, in den wenigen Jahren, die ich bei meinem Vater im Bunker von Salisbury gelebt habe.« Er schüttelte den Kopf, und es kam Xij vor, als würde er über sich selbst staunen. »Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich viel zu wenig Gebrauch davon gemacht habe. Vielleicht war es doch ein Fehler, mich für die barbarische Lebensweise meiner Mutter zu entscheiden.« Wie einer, der mit sich selbst sprach, kam er Xij vor. »Andererseits haben sie mir übel mitgespielt, damals im Bunker.«
    »Ah«, keuchte Xij. Sie begann zu ahnen, warum der Albino unbedingt zum Wrack wollte. Er war scharf auf die Technik der Marsianer. »Ich bin hundemüde, ehrlich gesagt. Ein Plätzchen zum Schlafen würde ich jetzt jederzeit gegen einen Hort alten Wissens eintauschen.«
    Sie erreichten das Wrack. Ein Dutzend Schritte davor blieben sie stehen. Das Schiff sah ein wenig aus wie das Skelett eines gigantischen Blauwals.

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