Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
man hört, ist auch die schwierige Bohrung glatt verlaufen.«
    Der alte Leonard Gabriel lächelte wie eine Jungfrau am Morgen ihres Hochzeitstages. »Nun ja, wir hatten… eine große Inspiration«, sagte er.
    »Nicht so bescheiden!«, winkte Crow ab. Das Honig-ums-Maul-Schmieren beherrschte er in Perfektion. »Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte - ich würde zu gern das Bohrloch einmal mit eigenen Augen sehen, um diese technische Meisterleistung auch genügend würdigen zu können. Wäre das möglich?«
    »Aber gerne doch, General«, sagten Lady Victoria und die Jensen wie aus einem Munde. Sie waren viel zu stolz, um hinter Crows Wunsch etwas anderes zu vermuten als ehrliche Begeisterung.
    Wenig später traten sie in die Halle. Dort montierte man gerade den Bohrkopf ab und schraubte den Bohrturm auseinander. Ein Wakudakarren rollte durchs Tor. Sie überholten ihn und versammelten sich um das Bohrloch. »Zwanzig Zentimeter breit«, erklärte Claudius Gonzales, »und beinahe fünfhundert Meter tief.« Der Marsianer deutete auf ein kreisrundes Loch, das von Blech eingefasst war. »Sie sehen, wir haben bereits begonnen, den Schacht durch stabile Blechrohre abzustützen.« Er grinste breit. »Damit nichts Mutters Weg nach unten behindern kann.«
    Crow nickte anerkennend und sprach ein Lob nach dem anderen aus.
    »Wenn ihr mit den Abbauarbeiten fertig seid«, befahl Jenny Jensen den Arbeitern, »säubert den Weg, der vom Hallenportal zum Bohrloch führt! Alles muss perfekt sein, wenn ich Mutter dem Ursprung…«
    Sie unterbrach sich, und Crow sah, dass sie nach Luft schnappte.
    »Wo treibst du dich die ganze Zeit herum!«, rief sie auf einmal, und Ärger verzerrte ihre Miene.
    Crows Blick blickte in die Richtung, in die sie blaffte. Ann stand dort hinter dem Wakudakarren und äugte scheu zu ihrer Mutter herüber.
    »Ich hatte dir befohlen, ab sofort bei General Crow zu bleiben! Wir haben eine Vereinbarung, und daran hast du dich zu halten!« Die Jensen drohte mit der flachen Hand. Ein Fehler, denn das verstörte Kind drehte sich um und lief weg. Kroow folgte ihr.
    Als er die Halle hinter sich ließ, sah er Ann Drax in der Dunkelheit zwischen den Hütten verschwinden. Dank der bionetischen Augen konnte Kroow in der Nacht so gut sehen wie am Tage. Er nahm eine andere Gasse, schnitt Ann den Weg ab und umschlang sie blitzschnell mit einem Dutzend Tentakeln.
    Mit zweien knebelte er sie, mit vieren zerrte er sie hinter einen Karren. Dort drückte er sie zu Boden und hielt sie fest. Als sie endlich aufhörte zu strampeln und zu fuchteln, bohrte er ihr einen Tentakel in den Nacken. Haarfeine Fortsätze fuhr er aus - bis er ihr Rückenmark und die Ausläufer ihrer Hirnnerven berührte.
    »Du gehörst jetzt zu mir, kleine Ann«, flüsterte er. Das Mädchen riss die Augen auf und starrte ihn ah. Das Entsetzen und die Kraft seines Willens lähmten es. »Wollen doch mal sehen, was wir mit Daddys kleinem Mädchen anfangen können…«
    Triumphgefühle stiegen in General Crow hoch. Zweimal würde er Matthew Drax nun das Herz aus der Brust reißen - einmal, wenn der Mann aus der Vergangenheit erfuhr, dass seine Tochter in seiner Gewalt war - und das zweite Mal buchstäblich, wenn er versuchen würde, Ann zu befreien.
    Dass er es versuchen würde, war so gewiss wie die Tatsache, dass morgen früh die Sonne aufging. Doch bis zu ihrem darauf folgenden Untergang hatte Crow noch etwas zu erledigen. Etwas, das ausnahmsweise nichts mit Commander Drax zu tun hatte.
    Kroow erhob sich, trat aus der Deckung und zerrte Ann mit sich. »Bis morgen Abend habe ich noch Zeit«, murmelte er. »Ich muss mich beeilen.«
    ***
    Am Ostseestrand
    Zur selben Zeit wanderten Rulfan und Xij nahe der Brandung am Strand entlang nach Nordwesten. Rulfan hielt Ausschau nach der Absturzstelle der CARTER IV. Es war kurz vor Mitternacht.
    »Hast du einen Schluck Wasser?« Xij blieb stehen, kramte eine Tablette aus der Beintasche und steckte sie in den Mund. »Die Kopfschmerzen fangen schon wieder an.« Rulfan reichte ihr seine Feldflasche und Xij spülte die Tablette hinunter.
    »Es kann nicht mehr weit sein.« Rulfan schaute sich um. Er verfügte über ein gutes Gedächtnis und konnte sich trotz der Dunkelheit am Verlauf der Küstenlinie orientieren. Die helle Mondnacht kam ihm dabei natürlich entgegen. »Steigen wir auf diese Düne da.« Er deutete auf einen flachen Kamm. »Von dort aus müssten wir die Umrisse des Wracks schon erkennen können.«
    Xij gab ihm die

Weitere Kostenlose Bücher