299 - Das letzte Duell
etwa zweihundert Meter von ihr entfernt auf der mittleren Geröllhalde in Deckung.«
»Verstanden.«
Matt beobachtete das Hallenportal. Niemand zeigte sich dort mehr. Er richtete das Glas auf den Dorfplatz: Die Stele mit Mutter auf der Spitze war noch immer gut besucht. Matt erkannte Jenny und Pieroo, die sich unterhielten - über Ann? Lady Victoria und Sir Leonard waren nicht zu sehen. Matt setzte das Glas ab und blickte auf seine Armbanduhr: 10:19 Uhr. Er spähte wieder zum Hallentor. Kein Mensch war dort zu sehen. Die Ungeduld und die Angst um Ann machten ihm das Atmen schwer.
Matt Drax wandte sich an Aruula und Xij. »Ihr müsst jetzt in Position gehen. Schleicht euch so nah wie möglich an den Stein heran und wartet auf das Ablenkungsmanöver. Sobald Steintriebs Hubschrauber die Aufmerksamkeit der Steinjünger auf sich zieht, stoßt zur Stele vor und schnappt euch Mutter . Aber berührt den Stein nicht!«
»Keine Sorge«, antwortete Aruula und sah ihn skeptisch an. »Und du machst keine Dummheit, wenn wir weg sind?«
»Es sind ja nur noch ein paar Minuten bis zum Angriff«, gab Matt zurück. »Die stehe ich schon durch. Viel Glück!«
Er gab Xij die Hand und drückte Aruula im Liegen kurz an sich. Dann robbten die beiden Frauen ein Stück zurück, erhoben sich und huschten geduckt davon, in Richtung Dorfplatz.
Eine Minute später rauschte es im Kopfhörer des Walkie-talkies, Steintriebs Stimme ertönte. »Wir sind auf der Hügelkuppe angekommen«, meldete er. »Wir sehen euch. Deine Freundin und Xij sind schätzungsweise dreißig Meter vom Dorfplatz entfernt und nähern sich weiter. Was sollen wir tun?«
»Behaltet das Tor im Auge. Sobald Crow dort auftaucht, greift ihn mit der fliegenden Waffe an!«
»Verstanden.«
»Aber seid vorsichtig - er hat Ann bei sich! Ihr darf unter keinen Umständen etwas passieren! Lenkt Crow ab und durchtrennt, wenn möglich, den Tentakel, mit dem er Ann an sich bindet!«
»Okay. Wir machen den Apache jetzt startklar.«
Weitere zwei Minuten verrannen wie zäher Sirup. Dann sah Matt, wie Crow die Schwelle des Tores übertrat. Alle vier Wächter waren noch bei ihm - und Ann. »Jetzt!«, zischte Matt ins Mikrofon. »Greift ihn an!« Er zog seinen Driller, sprang aus der Deckung und rannte die Abraumhalde hinunter.
Als er die Deckung der ersten Hütte erreichte, hörte er ein vertrautes Geräusch hinter sich: Rotorenlärm! Sekunden später glitt ein Schatten über ihn hinweg verschwand hinter den Hüttendächern - ein Miniatur-Helikopter! Er flog auf dem direkten Weg der Halle entgegen!
***
Sie kamen von der Küste: zwölf Fischer, der jüngste elf, der älteste dreiundfünfzig Jahre alt. Sie waren erschöpft, aber sehr zufrieden: Die halbe Nacht waren sie auf der Ostsee gewesen, und die Körbe und Netze, die sie nun auf den Schultern und Köpfen und auf einem Wakudakarren zu den Ruinen von Stralsund brachten, waren prall gefüllt mit Fischen und Schalentieren.
»Was ist das für eine Staubwolke?«, fragte ein Halbwüchsiger unter den Männern. Er deutete nach Nordosten, Ausläufer der Dünen ragten dort weit in das Land herein. Alle blickten in die Richtung, in die der junge Bursche zeigte.
»Eine Windhose«, sagte der Älteste; er war zugleich der mit den schlechtesten Augen.
»Ein Tier«, sagte ein anderer Fischer.
»Ein ungewöhnlich großes Tier«, sagte der nächste. »Und es bewegt sich sehr schnell.«
Statt einfach weiterzulaufen, blieb nun einer nach dem anderen stehen, setzte seinen Korb oder legte sein Netz ab und schirmte die Augen gegen die Vormittagssonne ab, um nach Nordosten zu spähen. Ein Fehler, denn was da auf sie zukam, pflegte nichts und niemandem ausweichen und immer den direkten Weg zu nehmen. Doch wie hätten sie das ahnen können?
»Wir haben einen reichen Fang gemacht heute Nacht«, sagte nun wieder der älteste der Fischer, ihr Anführer. »Wie es scheint, bedenkt uns Wudan zum Tagesbeginn mit einem zusätzlichen Braten.« Er zog sein Schwert aus der Scheide. Andere griffen nach ihren Messern oder holten ihre Jagdbögen und Speere vom Wakudakarren. Der Älteste fuchtelte mit Arm und Schwert, bis die Männer sich zu jener Kampfformation aufgestellt hatten, die sich unter ihresgleichen seit Generationen auf der Jagd nach Großwild bewährt hatte.
Spätestens in diesem Augenblick waren sie verloren.
Was sie für ein jagdbares Tier hielten, kamen näher und näher, und je näher es kam, desto deutlicher schälten sich seine Umrisse aus der
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