299 - Das letzte Duell
zu machen, schien Kroow das geringste Problem. Was aber war zu tun, wenn er vor dem Bohrloch stand?
Was meinst du , wandte er sich in Gedanken an den Koordinator. Wäre es möglich, einen Teil unseres Körpers abzutrennen, in den Schacht zu versenken und als Puffer an seinem Grund zu platzieren?
Davon rate ich ab , raunte die Stimme des anderen Bewusstseins in seinem Hirn. Erstens wäre es äußerst schmerzhaft. Und zweitens dürfte das bionetische Teilstück keinesfalls mit dem Flöz in Berührung kommen.
Selbstverständlich nicht , gab Crow zurück. Dann würde der Ursprung ja auf uns aufmerksam werden. Er rieb sich die Glatze. Sehr schmerzhaft und riskant also. Kein guter Plan.
Selbst wenn es gelänge , fuhr der Koordinator fort, würde es den Steinjüngern denn nicht auffallen, wenn sie ihr Heiligtum dem Bohrschacht übergeben und die Aktion bliebe folgenlos? Es muss sie doch stutzig machen, wenn nichts geschieht.
Kroow lachte innerlich auf. Das wäre das kleinste Problem. Keiner von diesen Halbidioten hat eine Vorstellung davon, was genau passieren wird - keiner außer mir! Also kann auch niemand irgendeine Reaktion erwarten.
Der Koordinator schien überzeugt. Jedenfalls meldete er sich nicht mehr zu Wort.
Schauen wir uns das Bohrloch noch einmal ganz genau an und entscheiden dann. Crow erhob sich und riss die apathische Ann hoch. Allerdings müssen wir die Halle ganz offiziell durch das Hallenportal betreten. Uns einen zweiten Zugang zu schaffen wie in Mutters Zelt, ist nicht möglich, ohne dass die Wachen Verdacht schöpfen .
Kroow beobachtete die Halle, den Dorfplatz und die Wächter noch eine Zeitlang. Dann machte sich auf den Weg zum Hallentor. Die Drax-Tochter zerrte er hinter sich her. In keinem Moment lockerte er die mentale Kontrolle über ihr zentrales Nervensystem.
***
Hinter den Abraumhalden und zwischen den Büschen und Bäumen am Dorfrand schlichen Matt, Aruula und Xij um die Hütten herum und kletterten auf einen Geröllhaufen, von dem aus sie sowohl die Vorderseite der Halle als auch den Platz im Dorfzentrum beobachten konnten. Kaum zweihundert Schritte von ihrer Deckung entfernt stand Crow vor dem Hallenportal und redete mit vier Männern, die dort Wache hielten.
»O Gott!«, keuchte Matt. »Was hat er mit Ann gemacht? Seht ihr, wie sie dasteht? Als würde sie im Stehen schlafen!« Er stellte das Objektiv des Feldstechers schärfer. »Der Tentakel, mit dem er sie festhält, ist kaum zu sehen. Irgendwie muss er sie damit beeinflussen.«
Er reichte Xij das Fernglas ab, die es ausrichtete und nickte. »Stimmt, ich kann ihn erkennen. Das ist… bizarr. Was hat Crow nur vor?« Sie schwenkte das Fernglas ein Stück. »Die Wachen sehen nicht sehr freundlich aus. Ich glaub, die lassen ihn nicht in die… Da! Habt ihr das gesehen?«
»Was?« Matt schnappte sich das Fernglas.
Xij deutete zur Halle. »Er hat sie überrumpelt! Mit vier Tentakeln, die er gleichzeitig ausgefahren und in ihre Nacken gebohrt hat. Blitzschnell ging das!«
»Jetzt lassen sie ihn durch. Kein Zweifel: Mit den Tentakeln kann er die Leute kontrollieren.« Matt schluckte und zog seinen Driller. »Ich muss zu Ann! Sie braucht meine Hilfe!«
»Nein!« Mit beiden Händen hielt Aruula ihn am Arm fest. »Bitte warte noch! Wenigstens so lange, bis Rulfan und Meinhart mit der Laserwaffe zurück sind.«
Der Mann aus der Vergangenheit nahm das Walkie-talkie, das der Retrologe ihm überlassen hatte, aus der Beintasche und zog sich das Headset über den Kopf. »Drax an Steintrieb«, flüsterte er mit zitternder Stimme. »Drax an Steintrieb - kommen.«
Es rauschte und knackte in den Kopfhörern, doch niemand antwortete. Wieder spähte er durch den Feldstecher und musste mit ansehen, wie Crow samt Ann und den vier Wächtern in der Halle verschwand. Jede Faser seines Körpers schien nun zu vibrieren.
»Drax an Steintrieb, kommen«, wiederholte er und lauschte atemlos.
»Ich höre.« Der Bass des Retrologen krächzte aus dem Rauschen der Kopfhörer.
»Wo steckt ihr?«
»Gerade klettern wir die Südostseite des Hügels vor dem Dorf hinauf. In zwei Minuten sind wir oben.«
»Habt ihr den Hubschrauber dabei?«
»Selbstverständlich«, tönte Steintriebs Stimme. »Dazu zwei Laserpistolen und zwei Feldstecher. Damit verschaffen wir uns einen Überblick über das Dorf, sobald wir oben sind.«
»Sehr gut!« Matt Drax ballte die Fäuste. »Meldet euch, sobald ihr auf der Kuppe angekommen seid und die Halle im Blick habt. Wir liegen
Weitere Kostenlose Bücher