2x Professor Manstein
seiner Handgranate noch etwas wartete. Es zeigte sich jedoch, daß er Professor Manstein richtig eingeschätzt hatte. Als der erste von Daumiers Leuten die Tür des Kommandostandes öffnete, peitschte drinnen ein Schuß auf. Der Mann taumelte zurück und fiel mit einem Schrei zu Boden. Die Tür wurde von innen wieder zugestoßen.
Daumiers und seiner Leute Aufmerksamkeit richtete sich allein auf den Eingang zum Kommandostand. In hastigen Worten einer Sprache, die Meier nicht kannte, berieten sie sich eine Weile. Meier öffnete ungehindert die Tür von seiner Kabine und trat auf den Gang hinaus. Die Lunte seiner Handgranate brannte schon. Als der glimmende Funke unter der nassen Papierschicht zu verschwinden begann, schrie Meier plötzlich:
„Paßt auf, ihr Halunken! Hier ist auch noch jemand!“
Daumier und seine Leute fuhren herum. Das Entsetzen, das sie erfaßt hatte, machte ihre Gesichter noch bleicher. Meiers primitives Geschoß torkelte im hohen Bogen auf sie zu. Es explodierte zwischen ihren Köpfen, noch bevor es den Boden erreichte. Meier warf sich hin; aber der Druck der Explosion trieb ihn einige Meter weit den Gang hinunter. Grünlicher Qualm nahm ihm die Sicht. Mit entsicherter Pistole schritt er auf die Tür zum Kommandostand zu. Daumier lebte noch; er war nur an der Schulter verwundet. Die anderen waren tot.
* *
*
Manstein nahm in einem Augenblick drei verschiedene Dinge wahr. Durch die geschlossene Tür hörte er Meiers Ruf, er hörte auch, wie draußen, dicht vor der Tür, jemand unterdrückt ein paar Worte sagte – und er sah schließlich, wie der Gefangene, der neben ihm stand, sich erschreckt an den Kopf griff.
Bevor Manstein eine Frage stellen konnte, explodierte Meiers Handgranate. Die Tür wurde aufgerissen und hätte Manstein mitsamt den Gefangenen beinahe umgeworfen. Manstein faßte seine Waffe fester und sah hinaus in den Gang. Meier kam auf ihn zu. Er stieg über Daumier und seine Leute hinweg, verzog das Gesicht und sagte:
„Dann hätten wir’s also geschafft!“
Mansteins Blick fiel auf die Toten. Es waren nur fünf.
„Hat Daumier nur fünf Männer bei sich gehabt?“
Meier schüttelte den Kopf.
„Nein, sechs! Warum …?“
Mittlerweile hatte er die Situation selbst übersehen.
„Tatsächlich, einer fehlt!“
Der eine Gefangene meldete sich aus dem Hintergrund.
„Ich habe vorhin gehört, wie der Chef ihm den Befehl gab, das Schiff zu sprengen!“
Manstein fuhr herum.
„Ist das wahr?“
Der Gefangene nickte.
„Es geht in dieser Sache um sehr vieles!“ sagte er leise. „Für unsere Pläne sprengen wir auch das Schiff!“
Meier blieb der einzige, der in dieser Situation sich nicht damit zufriedengab zu resignieren.
„Wie lange kann das noch dauern?“ fragte er hastig.
„Etwa eine halbe Stunde! Solange braucht er, um die Reaktoren soweit anzureichern, daß er sie in die Luft jagen kann!“
Meier wandte sich an Manstein.
„Los! Wir benutzen eine der Landeraketen!“
Der Elektrowagen, mit dem Daumier gekommen war, stand noch in der Nähe. Sie nahmen den bewußtlosen Daumier und die beiden Gefangenen mit. Mit rasender Geschwindigkeit trieb Meier den Wagen den Gang hinunter.
„Wir sind mit einer Maschine gekommen, die in der Schleuse stehenblieb!“ rief er durch den brausenden Fahrtwind Manstein zu. „Wenn sie noch dort steht, ist alles in Ordnung! Wenn nicht …“
Er zuckte mit den Schultern.
Sie erreichten die Schleuse in wenigen Augenblicken. Mittlerweile hatten die Gefangenen begonnen, sich der Rolle bewußt zu werden, die sie zu spielen hatten. Sie bewegten sich, so langsam sie konnten. Es war deutlich, daß sie versuchten, Manstein und Meiers Flucht zu verhindern. Meier schrie sie an:
„Es macht uns nichts aus, Sie hier zurückzulassen! Sie beeilen sich also besser!“
Es half nichts. Trotz ihrer sonstigen Feigheit waren die beiden sichtlich davon überzeugt, daß in dieser Lage die Pläne der Prokyon-Menschheit wichtiger waren als ihre persönliche Sicherheit. Da Meier und Manstein jedoch nicht im Ernst daran dachten, sie auf dem explodierenden Schiff zurückzulassen, hielten sie die Flucht tatsächlich um wertvolle Minuten auf.
Glücklicherweise war der Mechanismus der Schleusentüren äußerst einfach. Es bedeutete nur einen Aufenthalt von einer Minute, die weiten Torflügel auseinandergleiten zu lassen. Die Landerakete, als Flugzeug verkleidet, stand immer noch dort, wo Meier sie zuletzt
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