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2x Professor Manstein

2x Professor Manstein

Titel: 2x Professor Manstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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sagen zu können, ob man ihnen ein Geheimnis mit Gewalt entlocken könne oder nicht. Wenn Meier jedoch so konsequent angab, daß es keinen anderen Fluchtweg gab als diesen, dann hatte es wenig Sinn, sich mit derartigen Fragen lange zu beschäftigen, sondern sie mußten handeln. Entweder sie büßten ihr Leben dabei ein – dann würde ihnen nichts anderes geschehen, als der Erde ein paar Wochen oder Monate später. Oder sie kamen durch – dann hatten sie erreicht, was sie wollten.
    Manstein nickte also auch auf diese Frage hin. Er las weiter:
    Man traut mir nicht ganz. Aber ich bin überzeugt davon, daß man so schnell noch keinen Ausbruchsversuch erwartet! Vielleicht hält man einen solchen Wagemut überhaupt für unmöglich!
    Damit war Meiers Erklärung beendet. In der Aufregung fand Manstein kaum Zeit dazu, sich über die gewählte Ausdrucksweise seines Hausmeisters zu wundern. Im Institut hatte er normalerweise nur ein ausgeprägtes Südhessisch gesprochen. Manstein nahm den Zettel zur Hand und schrieb darauf:
    Werden Sie die Mikrophone finden können?
    Die ganze Zeit über, während Manstein las, hatte Meier die selbsterfundene Geschichte seiner Gefangennahme erzählt. Auch jetzt, als er Mansteins Frage las, hörte er ebensowenig auf zu reden wie ein paar Sekunden später, als er aufstand und die Wände abzusuchen begann. Manstein bewunderte seine Geschicklichkeit, mit der er gleichzeitig die haarsträubende Geschichte erzählte und innerhalb von wenigen Minuten insgesamt vier Mikrophone aus der Wand riß und zerstörte.
    „Das wär’s wohl!“ sagte er grinsend. „Es geht nichts über ein intensives Training!“
    „Wie kommen wir hier heraus?“ fragte Manstein.
    Im gleichen Augenblick fand er die Antwort selbst. Er stand auf und klingelte der Wache. Als sie den Schlüssel sich im Schloß drehen hörten, stellten sie sich zu beiden Seiten neben die Tür. Der eintretende Wächter verstand nicht mehr, was ihm geschah. Meiers Faustschlag tötete ihn augenblicklich.
    Der lange Gang, auf den die Tür von Mansteins Kabine mündete, lag leer und ausgestorben vor ihnen.
    „Wohin?“ fragte Manstein.
    Meier deutete auf den Elektrowagen, mit dem der Wärter gekommen war.
    „Da hinein! Wir fahren nach rechts!“
    Bevor er jedoch einstieg, kehrte er noch einmal um und nahm dem Wächter die Waffe ab.
    „Besser ist besser!“ grinste er dazu. „Vielleicht kommen wir in eine Situation, in der die Fäuste allein nicht mehr ausreichen!“
    Meier bediente den Elektrowagen, als habe er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan als solche Wagen zu fahren. Mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit rollten sie den Gang entlang. Das Schiff schien ausgestorben. Niemand war weit und breit zu sehen. Daumier schien, wenn er überhaupt ihre Unterhaltung abgehört hatte, aus der Vernichtung der Mikrophone keine weitergehenden Schlüsse gezogen zu haben.
    „Sie sind insgesamt fünfhundert“, erklärte Meier. „Sie dürften fast alle auf der Erde sein!“
    „Ist der Kommandostand weit von hier?“
    „Noch zweihundert Meter geradeaus. Dann müssen wir mit einem Aufzug in ein anderes Stockwerk fahren!“
    Vor dem Aufzugsschacht sprangen sie ab. Es dauerte nur Sekunden, bis sie die Kabine herbeigeholt hatten. Sie stiegen ein.
    „Bis jetzt geht es prächtig!“ sagte Meier.
    Es war unverkennbar, daß der kleine, unscheinbare ehemalige Hausmeister die Leitung des Unternehmens in die Hand genommen hatte. Er handelte mit einem derartigen Maß an Energie und Tatkraft, daß in Manstein kein Widerspruch aufkam.
    Mit dem Aufzug durchquerten sie fünf Stockwerke. Während der Fahrt fragte Manstein sich, ob Daumiers Leute eine Flucht von diesem Schiff oder mit diesem Schiff wirklich für so unmöglich hielten, daß sie darauf verzichten konnten, gegen einen Ausbruch ihrer Gefangenen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen – oder ob es vielmehr in ihrer Natur lag, nachlässig zu sein.
    Sie stiegen aus und standen wieder in einem der endlosen Gänge. Durch das Anhalten der Aufzugskabine in diesem Stockwerk war automatisch ein Elektrowagen zum Schacht beordert worden. Sie stiegen ein und fuhren los. Die letzten hundert Meter zum Kommandostand legten sie mit Höchstgeschwindigkeit zurück. Es machte ihnen nun nichts mehr aus, daß das Rollen des Wagens von der Zentrale aus gehört werden mußte.
    Direkt vor der Tür sprangen sie aus dem sich noch bewegenden Fahrzeug.
    „Es wäre mir lieber, wir wären unterwegs noch jemand begegnet!“ keuchte

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