2x Professor Manstein
Meier. „Dann hätten wir wenigstens noch eine Waffe! Passen Sie auf und kommen Sie mir nicht in die Schußlinie!“
Mit einer wuchtigen Armbewegung stieß er die Tür auf. Der Kommandostand war nur matt erleuchtet; jemand, der von einem der Gänge hereinkam, brauchte eine gewisse Zeit, um sich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Auf jeden Fall glich es das Moment der Überraschung, das sie auf ihrer Seite hatten, völlig aus, so daß für sie selbst und für die drei Männer von Daumiers Gruppe, die sich im Kommandostand aufhielten, gleiche Chancen bestanden.
Manstein und Meier sprangen durch die Tür hindurch und postierten sich rechts und links von ihr. Meier hatte die Pistole entsichert, und obwohl er mit Sicherheit noch niemand ausmachen konnte, schrie er aufs Geratewohl in den Raum hinein:
„Hände hoch und keine Bewegung!“
Aus der Tiefe des Raums kam ein scharrendes Geräusch. In der Überzeugung, daß das Hochheben der Hände keinen solchen Laut verursache und daß jede andere Tätigkeit gegen seine Aufforderung verstoße, schoß Meier zweimal in diese Richtung. Er hörte ein Stöhnen und den dumpfen Fall eines Körpers. Daraufhin herrschte Ruhe.
Nach einer Minute, als ihre Augen sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, erkannten sie die beiden anderen Männer, die mit hocherhobenen Armen und ängstlich verzerrtem Gesicht an einer der riesigen Armaturentafeln standen. Meier wandte sich zu Manstein:
„Nehmen Sie dem Toten dort drüben die Waffe ab! Verschließen Sie die Tür und stellen Sie sich hier auf! Sie wissen so gut wie ich, daß niemand hereinkommen darf!“
Meier selbst wandte sich an die beiden Gefangenen.
„Sie verstehen Deutsch, meine Herren?“
Beide nickten.
„Dann hören Sie mir zu: Sie wissen, welches Spiel mit unserem Planeten getrieben werden soll! Sie wissen, daß wir mit der Vernichtung unserer Heimat nicht einverstanden sind. Und wenn Sie einigermaßen intelligente Leute sind, dann können Sie sich ohne Schwierigkeiten ausrechnen, daß wir Sie keine Sekunde schonen werden, wenn Sie nicht sofort uns darüber informieren, wie dieses Schiff gesteuert wird! Nach Ihren Absichten haben Sie ohnehin keine Gnade verdient. Sollten Sie sich nicht gefügig zeigen, werden wir uns gezwungen sehen, auch auf das Mitleid zu verzichten!“
An dieser Stelle hielt es Manstein für gut, sich in die Unterhaltung einzuschalten.
„Machen Sie kurzen Prozeß mit ihnen!“ rief er von der Tür her. „Wir finden den Mechanismus schon allein!“
Manstein war in keiner Weise ein blutdürstiger Mensch; aber er hielt diesen Einwand für geeignet, den Gefangenen ihr Geheimnis zu entreißen.
„Wie steht’s?“ fragte Meier.
Einer der Gefangenen begann zaghaft zu nicken. Der andere sagte:
„Na schön – tun wir es eben! Weit werden Sie ohnehin nicht kommen!“
„Das lassen Sie unsere Sorge sein!“ sagte Meier mit einer derartigen Ruhe in der Stimme, als gebe es für ihn nicht den leisesten Zweifel.
Er winkte Manstein.
„Am besten unterhalten Sie sich mit den Burschen! Ich kann solange Ihren Posten an der Tür übernehmen. Sie werden besser verstehen, was hier zu tun ist!“
Manstein nahm sich zunächst Zeit, die verschiedenen Armaturen zu untersuchen. Erst dann stellte er seine erste Frage.
„Ist es möglich, das Schiff in Bewegung zu setzen, ohne daß jemand im Innern etwas davon merkt?“
„Ja!“ antwortete einer der beiden Gefangenen, aber er sagte es so zögernd, daß Meier von der Tür her rief:
„Glauben Sie ihm nicht, Professor! Der Kerl lügt!“
„Also was ist?“ fragte Manstein.
„Prinzipiell ist es möglich!“ antwortete der Gefangene. „Aber in Daumiers Kabine sind genügend Kontrollmöglichkeiten eingebaut, daß er über die Art der Bewegung des Schiffes in jeder Sekunde informiert ist!“
Manstein sah etwas ratlos zu Meier hinüber.
„Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen, Professor“, meinte dieser.
„Wieviel Leute sind außer Ihnen noch an Bord?“ fragte Manstein weiter.
„Insgesamt sieben.“
Meier mischte sich wieder ein.
„Übernehmen Sie den Kommandostand, Professor! Ich werde den Burschen draußen mittlerweile eine Überraschung bereiten! Wenn die Zeit gekommen ist, erscheine ich schon wieder!“
Er öffnete leise die Tür, aber bevor er sie wieder schloß, fügte er noch hinzu:
„Und wenn nicht – dann ist ohnehin alles gleichgültig!“
Manstein fand keine Zeit mehr, ihm zu antworten. Er beauftragte die beiden Gefangenen, mit Hilfe der
Weitere Kostenlose Bücher