3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu
um sich vermutlich vo r erneuten Ellenbogenstößen zu schützen. Nachdem er aufgestanden war, fasste er sie bei den Hän den und half ihr hoch. „Und Ihnen ist nichts passiert? Das war ein ganz schöner Sturz."
Ihr Knöchel schmerzte, sie hatte eine Sandalette verloren, und ihre rechte Hüfte brannte wie Feuer. „Alles in Ordnung", sagte sie, auch wenn es nicht stimmte. Die kleineren Verletzungen störten sie nicht, und die Sandalette war ihr gleichgültig, aber im Moment konnte sie nicht einmal ausatmen. Denn er streichelte ihre Arme. Ihr Herz begann zu rasen. Und sie hatte noch nicht vergessen, wie es sich angefühlt hatte, zwischen seinen Schenkeln zu liegen. Außerdem störte es sie, wie er sie ansah. O nein, nicht in irgendeiner Weise begehrlich, sondern nur so, als wollte er sich vergewissern, dass ihr nichts passiert war. Aber einen Mann würde er dabei bestimmt nicht so anschauen. Es war ein zärtlicher, nachdenklicher Blick. Ob ihm das bewusst war oder nicht, er gehörte zu den Män nern, für die es selbstverständlich ist, eine Frau zu beschützen.
„Dass die Hose jemals wieder weiß wird, bezweifle ich. Aber Ih nen ist sonst anscheinend nichts passiert. Es hätte ja noch schlimmer kommen können, nicht wahr? Wir hätten beide über den Felsrand ins Wasser stürzen können. Das wäre wirklich schlimm gewesen. Oh, ist das etwa Blut an Ihrem Knöchel?"
„Nein."
Er bückte sich und besah sich die Wunde näher. „Doch. Verdammt..."
Sie war sich nicht sicher, ob das „verdammt" ihrem Knöchel galt oder weil er ihren verträumten Blick auffing, als er sich plötzlich wieder aufrichtete. Mit einemmal wirkte er wie erstarrt.
Unter ihnen schlug laut die Gischt gegen die Felsen. Die leichte Brise wehte ihr das Haar ins Gesicht. Behutsam strich er es ihr hinters Ohr. „Simone." Seine Stimme klang plötzlich heiser und belegt. Sprach er sie nur an, oder tadelte er sie? Simone hätte es nicht sagen
können. Er fluchte erneut und verblüffte sie dann - vielleicht sogar sich selbst -, indem er die Arme um sie legte.
Hatte sie etwa einen Kuss herausgefordert? Schuldgefühle mel deten sich bei ihr, denn sie merkte, was er beabsichtigte.
Ihr Puls beschleunigte sich, als seine Lippen ihre berührten. Er schmeckte nach dem starken Dunkelbier. Wäre er rücksichtslos gewesen, hätte sie sich zu wehren gewusst. Aber so... Er küsste sie, a ls hätte er eine halbe Ewigkeit auf diesen Moment gewartet und wollte nur herausfinden, wie sie schmeckte, sich anfühlte, und nicht so, als hätte er den Kuss geplant, um sie zu verführen.
Aber sie hatte das ebenso wenig geplant. Auf den ersten Kuss folgte noch einer und noch einer. Niemand hatte sie jemals so selbstvergessen geküsst. Sie stießen mit den Nasen aneinander. Das entlockte ihm kein Lächeln, hielt ihn auch nicht zurück. Seine Hände glitten über ihren Rücken, während er den Kopf zur Seite neigte und den Kuss vertiefte. Schon seine ersten Küsse waren innig gewesen. Doch dieser war mehr als innig.
Sie war kein bisschen romantisch veranlagt. Früh genug hatte sie solche Gefühle im Keim erstickt, sich dagegen gewappnet und war absolut realistisch geworden. Gott sei Dank war sie nicht annähernd wie die anderen Frauen in ihrer Familie, nie würde sie das Opfer wilder Phantasien.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte das irrsinnige Gefühl, ihre fest gefügte Welt geriet ins Wanken und sie würde einzig und allein an seinen Schultern Halt finden. Sie hatte gehört, dass er verheiratet gewesen war, doch seine Küsse wirkten nicht geschickt und erfahren. Hitze strömte er aus, und er küsste sie mit einer Zärt lichkeit, als hielte er etwas Kostbares in seinen Armen, etwas, was er nie wieder loslassen wollte.
Sie war nicht kostbar, aber auch nicht verrückt. Ihre Lippen brannten, und sie verspürte eine Sehnsucht, die sie längst verdrängt geglaubt hatte. Als er ihre Hüften umfasste, sie fester an sich zog, spannten sich ungewollt ihre Brüste.
Sie war keine Jungfrau mehr, und sie kannte die Leidenschaft. Sie hatte aber noch nie eine Beziehung mit einem Mann gehabt, der sie so gut verstand.
Sie legte den Kopf in den Nacken, bot sich ihm an, und während er ihr den Hals küsste, brannte die Sonne heiß auf ihren geschlossenen Lidern. Er streichelte und liebkoste sie. Sein Herz klopfte heftig. Sie spürte, dass er erregt war. Unmöglich konnte sie ver drängen, was sie so deutlich wahrnahm.
Sie riss die Augen auf. Furcht b eschlich sie. Nicht die
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