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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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aufrichtig leid.«
    Kostja sah sich voller Panik um. Erwartete er Sebulon? Nein, vermutlich nicht. Im Gegenteil, er wünschte, das Haupt der Dunklen möge nicht auftauchen und diesem hagelnden Spott ausgesetzt werden.
    Und Sebulon würde nicht auftauchen, das hatte ich bereits begriffen. Der europäische Vampir hatte ungeachtet seiner Kraft und seiner jahrhundertealten Weisheit jede Erfahrung bezüglich fein gesponnener Intrigen eingebüßt und war in eine Falle getappt. Sebulon jedoch hatte sofort begriffen: Geser würde nie so dumm sein und sich derart ausliefern.
    »Ihr seid über meinen Sohn hergefallen«, sagte Geser traurig. »Wer hat ihm diese Willenlosigkeit auferlegt? Du, Konstantin?« »Nein!«, schrie Kostja panisch.
    »Das war ich«, bekannte Viteszlav finster. »Soll ich den Zauber aufheben?«
    »Aufheben?«, brüllte Geser. »Ihr habt an meinem Kleinen eine magische Intervention vorgenommen! Könnt ihr euch vorstellen, was für einen Schock das für ihn bedeutet? In seinem Alter? Und wie weiter? Was soll er jetzt werden, nach seiner Initiierung? Ein Dunkler?«
    Mir traten die Augen aus den Höhlen. Kostja piepte leise etwas. Edgar klapperte mit den Zähnen.
    Und vermutlich sahen wir alle gleichzeitig Timur Borissowitsch durchs Zwielicht an.
    Die Aura des potenziellen Anderen ließ sich absolut deutlich erkennen.
    Timur Borissowitsch brauchte seinen Hals nicht den Eckzähnen eines Vampirs oder eines Tiermenschen darzubieten. Er konnte durchaus ein ordentlicher Magier werden. Vierten oder fünften Grades. Bedauerlicherweise wohl eher ein Dunkler Magier... Aber...
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte Geser. »Ihr habt euch auf meinen Jungen gestürzt, ihn erschreckt, ihm euren Willen aufgezwungen ...«
    Der angegraute »Junge« fuhr mit tauben Fingern über die Krawatte und versuchte immer noch, den Windsorknoten sorgfältiger zu binden.
    »Soll er jetzt ein Dunkler werden?«, empörte sich Geser. »Ja? Das habt ihr doch wohl mit Absicht gemacht! Gesers Sohn ein Dunkler Magier!«
    »Ich bin überzeugt davon, dass er in jedem Fall ein Dunkler Magier geworden wäre ...«, gab Viteszlav zu bedenken. »Bei dem Leben, das er führt...«
    »Du hast ihm seinen Willen genommen, ihn zum Dunkel gedrängt - und jetzt gibst du solche Erklärungen ab?«, zischte Geser in bedrohlichem Ton. »Glaubt die Inquisition, sie habe das Recht, den Großen Vertrag zu verletzen? Oder geht dieser Angriff auf deine Rechnung? Kannst du Karlsbad immer noch nicht vergessen? Wir können unser Gespräch von damals gern fortsetzen, Viteszlav. Hier ist nicht das Rote Bad, aber genug Platz für ein Duell haben wir.«
    Eine Sekunde lang zögerte Viteszlav, versuchte, dem Blick Gesers standzuhalten.
    Dann kapitulierte er. »Ich bitte um Entschuldigung, Geser. Ich habe nicht geahnt, dass dieser Mensch ein potenzieller Anderer ist. Alles hat auf das Gegenteil hingewiesen... diese Briefe...« »Und jetzt?«, brüllte Geser.
    »Die Inquisition erkennt ihr ... ihr voreiliges Verhalten an ...«, sagte Viteszlav. »Die Moskauer Nachtwache hat das Recht, diesen ... diesen Mann unter ihre Fittiche zu nehmen.«
    »Und bei ihm eine Remoralisierung durchzuführen?«, hakte Geser nach. »Um ihn danach so zu initiieren, dass er sich dem Licht zuwendet?« »Ja...«, flüsterte Viteszlav.
    »In diesem Fall können wir den Konflikt als beigelegt betrachten.« Geser lächelte und klopfte Viteszlav auf die Schultern. »Nimm es nicht tragisch. Wir alle machen mitunter Fehler. Die Hauptsache ist doch, dass wir sie wieder korrigieren, oder?«
    Eine eiserne Selbstbeherrschung hatte er, dieser alte europäische Blutsauger. »Gewiss, Geser...«, räumte er traurig ein.
    »Habt ihr den abtrünnigen Anderen eigentlich geschnappt?«, wollte Geser wissen. Viteszlav schüttelte den Kopf.
    »Was gibt denn das Gedächtnis von meinem Söhnchen her...«, fragte Geser laut. Er sah Timur Borissowitsch an, der bereits tipptopp angezogen dastand. »Ei, ei, ei... Oleg Strishenow. Der Filmstar aus den Sechzigern ... Was für eine perfide Tarnung!«
    »Der Verräter liebt wohl die alten russischen Filme?«, fragte Viteszlav.
    »Anscheinend. Ich selbst hätte Innokenti Smoktunowski bevorzugt«, erwiderte Geser. »Oder Oleg Dal. Das ist eine aussichtslose Sache, Viteszlav. Der Verräter hat keine Spuren hinterlassen.« »Und du hast keine Ahnung, wer er ist?«, fragte Viteszlav.
    »Spekulieren könnte ich«, meinte Geser nickend. »In Moskau gibt es Tausende von Anderen. Jeder von

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