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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dass ich meine Diss nicht zu Ende gebracht hatte. Und zwar deshalb nicht, weil ich ein Anderer geworden war und mich das ganze wissenschaftliche Geplänkel mit einem Mal genervt hatte. Es hatte genervt - dennoch bedauerte ich es jetzt...
    »Ja«, antwortete Arina mit verständlichem Stolz. »Im Winter will ich sie verteidigen...«
    »Haben Sie Ihre wissenschaftliche Bibliothek mit hierher gebracht?«, fragte ich und nickte in Richtung Schrank.
    »Ja«, meinte Arina. »Es war natürlich dumm, das alles hier anzuschleppen. Aber ein ... Bekannter hat mich hergebracht. Im Jeep. Die Gelegenheit habe ich genutzt und meine ganze Bibliothek hierher verfrachtet.«
    Ich fragte mich, ob ein Jeep durch diesen Wald fahren konnte. Hinter dem Haus schien es einen recht breiten Pfad zu geben ... vermutlich hätte er es also geschafft...
    Ich ging zum Schrank, um mir die Bücher aufmerksam anzusehen.
    Das war in der Tat die gut sortierte Bibliothek einer Botanikerin. Alte Wälzer aus dem frühen 20. Jahrhundert, bei denen im Vorwort ein Loblied auf die Partei und den Genossen Stalin höchstselbst angestimmt wurde. Aber auch noch ältere, die aus der Zeit vor der Revolution stammten. Und eine Unzahl einfacher, zerlesener Bände von vor zwanzig, dreißig Jahren.
    »Der größte Teil ist Mist«, kommentierte Arina, ohne sich umzudrehen. »Deren Platz ausschließlich im Regel eines Bibliophilen sein sollte. Aber... ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie zu verkaufen.«
    Ich lächelte traurig und sah mir den Schrank durchs Zwielicht an. Alles sauber. Keine Magie. Alte Bücher über Botanik.
    Oder das Ganze war kunstvoll in eine Düsternis gehüllt, die ich nicht zu durchdringen vermochte. »Setzen Sie sich, der Tee ist fertig«, forderte Arina mich auf.
    Ich nahm auf einem knarrenden Wiener Stuhl Platz. Griff nach der Tasse Tee, schnupperte.
    Ein betörender Geruch. Irgendwas musste da drin sein, ein wenig normaler Tee, aber auch Zitrone und Minze. Obwohl ich gewettet hätte: Der Tee enthielt weder Teeblätter, noch Zitronenschale oder banale Minze. »Was ist?«, lächelte Arina. »Probieren Sie ruhig...«
    Sie setzte sich mir gegenüber und lehnte sich etwas vor. Unwillkürlich fiel mein Blick auf den offenen Hemdausschnitt, der die braun gebrannte Brust erkennen ließ. Ob dieser »Bekannte mit Jeep« wohl ihr Liebhaber war? Oder einfach ein Kollege? Ja, klar, ein Botaniker mit Jeep...
    Was war nur mit mir los? Man konnte wirklich glauben, ich käme von einer unbewohnten Insel und hätte seit zehn Jahren keine Frau gesehen!
    »Er ist heiß«, erwiderte ich, während ich die Tasse in beiden Händen hielt. »Er muss noch etwas abkühlen...« Arina nickte.
    »Wie bequem, einen Elektrokessel zu haben«, fuhr ich fort. »Das Wasser kocht schnell. Woher haben Sie denn hier Strom, Arina? Ich habe am Haus gar keine Leitungen gesehen.«
    Arinas Gesicht erzitterte. »Vielleicht verlaufen die Kabel ja unterirdisch«, meinte sie kläglichen Tones.
    »Hm«, erwiderte ich, streckte die Hand mit der Tasse aus und goss den Tee fein säuberlich auf den Fußboden. »Die Antwort lass ich nicht gelten. Denken Sie noch einmal darüber nach.«
    »Warum muss ich nur immer so ein Pech haben?« Ärgerlich schüttelte Arina den Kopf. »Wegen solcher Kleinigkeiten...«
    »Man stolpert immer über Kleinigkeiten«, meinte ich mitleidig. Und stand auf. »Moskauer Nachtwache, Anton Gorodezki. Ich verlange, die Illusion sofort aufzuheben!« Arina hüllte sich in Schweigen.
    »Ihre Weigerung zu kooperieren wird als Verletzung des Großen Vertrages gewertet«, erinnerte ich sie. Arina blinzelte. Und verschwand. Also, das durfte doch nicht...
    Mit einem Blick fing ich meinen Schatten ein. Streckte mich nach ihm aus - und das kühle Zwielicht nahm mich auf. Das Häuschen hatte sich nicht im Geringsten verändert! Arina war weg.
    Ich konzentrierte mich. Hier war es zu grau und zu trüb, um meinen Schatten auszumachen. Trotzdem fand ich ihn. Und trat in die zweite Schicht des Zwielichts ein.
    Der graue Nebel verdichtete sich, den Raum erfüllte ein fernes, lang gezogenes Grollen. Ein Frösteln lief über meine Haut. Jetzt hatte sich das Häuschen verändert, und zwar radikal: Es hatte sich in eine Hütte verwandelt. Mit Wänden aus Holzbalken, die Moos bewucherte. Statt Glas funkelte eine halb durchscheinende, glimmernde Platte in den Fenstern. Die Möbel waren einfacher, älter, der Wiener Stuhl, auf dem ich saß, hatte sich in einen Baumstumpf verwandelt. Nur der

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