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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wollten, hieb Halef mit der Peitsche drein; das half. Das Zeug mußte uns nachgebracht werden, hinaus an das Wasser, wo noch über dreißig Pferde grasten. Ich suchte die acht besten aus, ohne mich um das Wehklagen der Weiber zu kümmern. Es wurde gesattelt und die acht Personen stiegen auf. In jenen Gegenden reiten auch die Frauen wie die Männer. Dann erschoß ich, um Proviant zu haben, einen Hammel, welcher mitgenommen wurde.
    „Ich danke dir, o Nezana!“ sagte ich hierauf. „Durch deine Bereitwilligkeit hast du mich abgehalten, euch alle zu erschießen. Allah sei mit dir, doch nicht mit deinem Mann, der ein Räuber und Mörder ist!“
    Wir ritten davon, während hinter uns her ein Chor von Schmähungen erschallte. Wir schlugen zunächst denselben Weg ein, auf dem wir gekommen waren, und schienen uns dabei um die, welche wir befreit hatten, nicht zu kümmern.
    „Sihdi“, sagte Halef, „das war ein schöner Streich. Wie wird Hanneh, meine Sonne, sich freuen, wenn ich ihr davon erzähle!“
    „Wie aber, wenn die Kurden zurückgekehrt wären, während wir uns noch im Lager befanden?“
    „O, du hättest dich nicht gefürchtet, und ich auch nicht. Was werden die Gefangenen denken! Wir müssen doch mit ihnen sprechen, um sie aufzuklären.“
    „Tu' du es. Erzähle ihnen alles. Sie werden sich wie im Traum befinden. Ich kann mich nicht mit ihnen abgeben, weil ich auf den Weg zu achten habe. Wir müssen uns vor den Kurden hüten. Sag diesen Leuten, daß wir einen sehr scharfen Ritt machen müssen.“
    Bald erklang seine begeisterte Stimme hinter mir. Er gab den Befreiten die nötigen Erklärungen. Ich konnte mich mit ihnen nicht befassen. Wir mußten vor den Akra-Kurden bei unsern Gastfreunden eintreffen, sie also überholen und dabei einen Umweg machen. Ich mußte mich zurechtfinden, ohne die Gegend zu kennen. Da war vor allen Dingen die größte Eile nötig.
    Die Schiiten und die sie verfolgenden Kurden blieben auf dem früheren Wege. Ich wich von demselben rechts ab, schon von weitem jeden Bergumriß wegen seiner Wegbarkeit taxierend. Um Mittag machten wir einen kurzen Halt. Da wurde mir Dank gesagt. Ich sprach einige Zeit mit den Verwandten des alten Salib; dann ging es weiter.
    Am Abend befanden wir uns schon jenseits des Dschebel Hair; aber die Geretteten waren da auch so ermattet, daß sie fast von den Pferden fielen. Sie aßen, als wir lagerten, gar nicht, sondern schliefen sofort ein. Am nächsten Morgen bekamen sie tüchtige Portionen Fleisch; dann ging es wieder weiter.
    Bald kamen wir in Gegenden, die dem Sohne Salibs bekannt waren; er machte nun den Führer. Gegen Mittag waren sie leider schon so ermattet, daß sie zu klagen begannen. Die Gefangenschaft hatte sie außerordentlich geschwächt. Da sie mit uns nicht Schritt halten konnten, mußte ich sie zurücklassen. Ich beschrieb ihnen das Tal, welches der alte Salib auf meinen Rat aufgesucht hatte, riet ihnen, dasselbe von Osten aus zu erreichen, da sie im Westen auf die Kurden stoßen mußten, überließ ihnen unseren Proviant und dann jagte ich mit Halef weiter. Unsere christlichen Gastfreunde wußte ich bis auf weiteres in Sicherheit; aber es kam mir auch darauf an, das Dorf der Schiiten zu retten. Wie das nun anfangen? Die fliehenden Schiiten hielten sicher nicht gegen ihre Verfolger stand. Da kam mir ein Gedanke. Wie, wenn es mir gelang, den Anführer der Kurden zu erwischen? Seine Leute mußten dann Rücksicht auf sein Leben nehmen. Vielleicht hatte schon mein bloßer Name auf ihn eine ähnliche Wirkung wie auf seine Frau. Er kam auf dem Weg daher, auf welchem wir hinzugeritten waren, und da erinnerte ich mich einer Stelle, wo es durch ein Tal ging, dessen Seiten da eine solche Enge bildeten, daß höchstens drei Reiter nebeneinander Platz fanden; dann liefen die Seiten der Schlucht wieder weit auseinander. Dies war der einzige Ort, der mir Erfolg verhieß.
    „Halef, hast du Mut?“ fragte ich.
    „Ja, Sihdi, ich mache mit“, antwortete er.
    „Du weißt doch gar nicht, was ich will!“
    „Ich mache mit. Es ist doch wieder ein Streich?“
    „Ja. Wir zwei gegen die sämtlichen Kurden.“
    „Ich mache mit, Sihdi; es bleibt dabei“, lachte er.
    „So reite schneller, damit wir rechtzeitig ankommen!“
    Ich bog links nach der Richtung unseres ersten Weges ein. Nach vielleicht einer Stunde erreichten wir ihn. Hierher mußten die Schiiten und hinter ihnen ihre Verfolger kommen. Die vorhandenen Spuren sagten mir, daß nur erst wenige

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