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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte, in der Kalahari elend verschmachtet waren. Sikukunis Befehle rochen nach Blut; seine Fußstapfen rauchten vom Blut, und nach blutiger Rache schrien die unzähligen Opfer, welche seiner Mordlust gefallen waren. Die eiserne Strenge, mit welcher er regierte, hielt seine Scharen zusammen, aber man wußte es wohl, daß sie sich nach einem andern Führer sehnten und es im stillen bedauerten, den Aufenthalt Somis nicht erfahren zu können.
    „Nein; Sikukuni ist nicht gut; aber die Strafe wird ihn ereilen, und er wird nicht lange mehr Häuptling der Zulus sein.“
    „Sikukuni schlägt – oh, oh, Mynheer“, unterbrach er sich, „Quimbo seh' Mann dort an Berg; Mann reit' auch auf Pferd wie Quimbo und Mynheer!“
    Er deutete mit der einen Hand vorwärts, wo allerdings in einiger Entfernung vor uns ein Reiter sichtbar war, welcher in einem stumpfen Winkel mit uns auf die Berge zugehalten hatte, so daß er uns bisher entgangen war.
    „Ein Boer oder ein Engländer“, meinte ich. „Vorwärts Quimbo; wir müssen ihn einholen!“
    Ich ließ meinem Fuchs die Sporen fühlen, und sofort setzte er sich in Trab. Der Brabanter versuchte, es ihm gleichzutun, warf aber den fetten Rücken so herüber und hinüber, daß der Kaffer in die größte Bedrängnis kam, Schiffbruch zu erleiden.
    „Oh, oh, Mynheer!“ brüllte er; „Pferd lauf viel schnell; Quimbo verlier' Arm, Quimbo verlier' Bein; Quimbo verlier' Quimbo und Pferd! Wo werd sein Quimbo, wenn Mynheer such' Quimbo!“
    Die kleine Reitlektion konnte ihm nur Nutzen bringen; daher verminderte ich die Schnelligkeit des Rittes nicht im mindesten, wogegen auch er in gleichem Fortissimo fortbrüllte, Grund genug, mich nicht zu verwundern, daß der fremde Reitersmann auf uns aufmerksam wurde, noch lange bevor wir ihn erreichten. Er wandte sich um und erwartete uns.
    Auch er ritt einen Engländer, doch war es augenscheinlich, daß dieser eine bei weitem größere Last zu tragen hatte, als der meinige, denn der Mann war von außerordentlich breiter, gewichtiger Figur und einem Gliederbau, von welchem man ganz bedeutende Kraftäußerungen erwarten konnte. Das breite Gesicht hatte trotz seiner Gutmütigkeit einen höchst selbstbewußten Ausdruck, und das scharfe Auge, welches wißbegierig auf mir ruhte, konnte wohl bedeutend finsterer blicken als jetzt, wo er die Hand zum Gruß erhob, um mir auf den meinigen zu danken.
    „Woher?“ klang es kurz, aber nicht unfreundlich.
    „Seit gestern früh da drüben von Willem Larssen her.“
    „Willem Larssen? Ein guter Neederlandsmann! Und wohin, Mynheer?“
    „Ein wenig über die Randberge hinüber.“
    „Was wollt ihr dort?“
    Der Mann fragte mehr, als eigentlich die Höflichkeit gestatten sollte, doch zeigte seine Miene dabei einen gewissen Ausdruck des Wohlwollens, welcher mich ruhig antworten ließ:
    „Will das Land kennen lernen, Mynheer, weiter nichts.“
    Da legte er die Hand bedächtig an das Kinn, sein Auge schien sich zu verfinstern, und strenger klang die Frage:
    „Das Land wollt Ihr kennen lernen, Mynheer? So, so! Es gibt jetzt gar viele Leute, welche das Land da unten kennen lernen wollen, und doch werden sie nichts kennen lernen, als dieses da!“
    Er schlug dabei mit der Faust auf den Kolben seines Roer, welches er über den Rücken hängen hatte. Er war ein Niederländer; das verstand sich ganz von selbst.
    „Das meine ich auch, Mynheer“, antwortete ich ihm. „Es ist fürwahr kein gutes Geschäft, Mann gegen Mann zu hetzen, um, wenn sie sich töten, die doppelte Erbschaft einzustreichen!“
    Sofort wurde beides, sein Auge und sein Ton, wieder milder.
    „So seid Ihr kein Engländer, den man Sir zu nennen hat?“
    „Nein; ich bin ein Deutscher, da aus dem Sachsen her, und denke, daß wir mit den Holländern von den gleichen germanischen Eltern abstammen.“
    „Recht so! Es gibt eine ganze Zahl Deutscher hierzulande, und sie alle halten es mit uns. Seid mir also willkommen!“
    Er reichte mir die Rechte zum kräftigen Handschlage entgegen und warf dann mit lächelnder Miene einen Blick auf meinen Begleiter.
    „Euer Diener?“
    „Diener, Führer und Dolmetscher, Mynheer; ein Wunder- und Prachtkerl, wie Ihr dergleichen lange suchen könnt.“
    „Wird sich jetzt im Hintertreffen halten können, Mynheer, denn wenn Ihr es mir erlaubt, werde ich einmal Euer Führer sein. Ihr haltet doch auf den Bezuidenhout-Paß zu?“
    „Allerdings.“
    „Das ist auch mein Weg, und wenn es Euch recht ist, so bleiben wir für

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